Chronischer Schnupfen – chronisch verstopfte Nase

Was ist normal?

Wie viele “Erkältungen” oder Schnupfen sind eigentlich noch normal? Man muss wissen, dass Kinder unter 3 Jahren mit geringem Ansteckungsrisiko (Einzelkind, wenig Kontakte) bis 3 bis 4 Infekte pro Halbjahr normalerweise haben. Kinder unter 3 Jahren mit hohem Ansteckungsrisiko (viele Geschwister, Hortkinder) sogar bis 6-8 Infekte! Dann Kindergartenkinder ebenfalls bis 6-8 virale, bzw. 3 bis 4 bakterielle Infekte und Schulkinder und Erwachsene bis 3-4 Infekte pro Halbjahr.

Allergie?

Zuerst wäre mal abzuklären, ob nicht eine Allergie gegen Hausstaub, Hausstaubmilben, Tierhaare, Nahrungsmittel, Schimmelpilze, Bakterien, Pollen, etc. dahinterstecken könnte. Ein therapeutischer Versuch mit Antihistaminika (Histamin ist ein Entzündungsstoff, der bei Allergien vermehrt auftritt) mittels Nasenspray kann einen diagnostischen Hinweis geben. Hautteste schaffen dann Klarheit.
30 bis 50% der Leute mit allergischer Rhinitis entwickeln auch ein allergisches Asthma. Das Asthma muss also auch mitbehandelt werden.
Menschen mit allergischem Schnupfen leiden häufig zusätzlich an einer sogenannten “nasalen Hyperreaktivität”. Dabei kann die Nase auch extrem auf andere Reize wie Rauch, kalte Luft, Gerüche oder auch körperliche Aktivität reagieren.
Es sollte eine staub- und milbenarme Umgebung erreicht werden: Vollständiges Rauchverbot und Reduktion von Staubfängern sind immer gerechtfertigt. Möglichst nicht zügeln (neue allergische Stoffe!). Keine Fell- oder Feder-Haustiere! Im Schlafzimmer sollte es kühl, gelüftet und trocken (Luftfeuchtigkeit möglichst unter 50%) sein. Kein Teppich und regelmässig gründlich staubsaugen. Bettwäsche jede Woche heiss waschen (v.a. auch Wolldecken). Matratze, Duvet und Kissen in Plastikhüllungen stecken (v.a. die speziellen Matratzenhüllen reduzieren die Milbenbelastung zu 90 Prozent, z.B. “Allergy Control”-Produkte.). Es empfiehlt sich, waschbare Synthetik-Deckbetten statt Federduvets zu kaufen. Bei Polstermöbeln Leder- oder Kunststoffbezüge wählen. Stofftiere sollten jeden Monat einen ganzen Tag in den Tiefkühler. Vorhänge häufig waschen. Wohnlagen über 1000 Meter über Meer und im 3.Stock an aufwärts sind milbenarm.
Entfernen Sie die beliebte Zimmerpflanze Ficus benjaminus (häufig mit Kreuzallergie gegen Latex) aus Ihren Räumen. Sie können dieses Allergie per Prick-Hauttest vom Dermatologen bestätigen lassen.
Als Kerzen sollte man in Innenräumen nur mehr solche aus Stearin und Bienenwachs benützen, da die häufigsten Paraffinkerzen einen massiven Feinstaub abgeben (der “Diesel-Lastwagen” im Wohnzimmer!).

Chronisch verstopfte Nase anderer Ursachen

30% aller verstopften Nasen haben eine Kombination von positivem Allergienachweis & auch eine vasomotorische Ursache oder sind auch Mundatmer.

Dann existieren häufig Menschen mit chronisch verstopften Nasengängen und negativem Allergie-Hauttests (RAST), keine bekannten Allergieauslöser, keine familiäre Allergiegeschichte (Atopie), einer vorhandenen Sekretion postnasal (postnasal drip = hinten der Rachenwand nach), fehlendem Jucken in der Nase, ev. fehlendem Nasenlaufen (eher selten), ev. fehlendem Niesen (eher selten), fehlenden anderen allergischen Symptome (Asthma, Ekzeme), mit rötlicher Nasenschleimhaut (und nicht blass, geschwollen – wie bei Allergie) und ganzjährigem Verlauf. Dies alles spricht für “nicht-allergischen Schnupfen”.

Die nicht-allergischen chronischen Schnupfen werden unterteilt in die sog. “Vasomotorische Rhinopathie” (eine Gefässdysregulation der Nasenschleimhäute, dachte man früher – deshalb dieser Name).
Heute besteht die Annahme von zwei Ursachen:
1) Hyperreaktivität (also eine übertriebene Reaktion) der Schleimhäute auf x-beliebige Reize ist. Die Reize können durch äussere (kalte, trockene, verstaubte Luft, Rauch, Hitze, Chemikalien, Alkohol, scharfes Essen) oder innere (psychische) Reizsituationen.
2) Mundatmer (vor allem nachts bei Schnarcher und offenem Mund und tagsüber bei verstopften Nasengängen und/oder beim Sport.

Hormonell oder Drogen-induzierte Rhinitis: Hormone (Schwangerschaft, Antibabypille, Hypothyreoiditis) oder Drogen/Medikamente (Blutdruckmedis: ACA-Hemmer, Reserpin, Methydopa, Prazosin, Beta-Blocker – dann Chlorpromazine, Aspirin, NSAR-Schmerzmittel, abschwellende Nasentropfen und -sprays) können chronische nicht-allergische Schnupfen auslösen.

Übrigens: Schon bei einem akutem Schnupfen sind immer auch die Schleimhäute in den Nasennebenhöhlen mit-geschwollen: Es besteht also immer auch eine Rhino-Sinusitis! Ein chronischer Schnupfen ist also immer auch eine chronische Sinusitis!

Therapie

Allergischer Schnupfen sollte mit Meiden der Allergene, mit Hyposensibilisierung (Pollen) und mit anti-allergischen Medikamente behandelt werden.

Bei den nicht-allergischen Schnupfen sollten obige Reize, Hormone oder Drogen/Medikamente vermieden werden. Es sollten kreislaufstabilisierende Massnahmen probiert werden (z.B. mehr Bewegung, Kneippsche Wechselbäder).

Nie abschwellende Nasensprays! Sie schädigen, länger als eine Woche angewendet die Nasenschleimhaut.

Nasenspülungen: siehe weiter unten…

Nasenatmung provozieren – Mundatmung verhindern:
vor allem nachts (hilft auch gegen das Schnarchen):
Mund mit kleinem, Briefmarkengrossen Stück chirurgischem Gewebeband, das man vor dem Einschlafen auf die Mitte des Lippenspalts geklebt hat. Man gewöhnt sich nur langsam daran (deshalb in erster Nacht vielleicht nur 30 Minuten, dann 60, usw…).
Tagsüber (vor allem während Sport) ist das Nasenatmen eine Bewusstseinsübung. Ein Mensch mit chronisch verstopfter Nase sollte erreichen, dass er schlussendlich ausschliesslich mit geschlossenem Mund, nur noch durch die Nase atmen kann!

Nasenspülungen:
Sehr effektiv sind auf die Länge Nasenspülungen mit sog. physiologischer Salzlösung (1 gestrichener Teel. Kochsalz auf ½ l Wasser oder etwa eine Prise pro Deziliter). Sie kann z.B. mit einer Spezial-Giesskanne aus dem Sanitätsgeschäft wie auf dem Bild ins eine Nasenloch eingeflösst werden.

Man kann auch einfach eine 20ml-Spritze vom Hausarzt dazu gebrauchen:

dasselbe als PDF-Datei: www.dr-walser.ch/nase.pdf

In einer grossen randomisierten Studie wurde bei der chronischen Sinusitis diese Nasenspülungen gegen Kochsalz-Spray und gegen Kortison-Spray. Die zweimal-pro-Tag Spülungen waren den Sprays klar überlegen und dem Kortisonspray ebenbürtig (Pynnonen MA et al.,Arch Otolaryngol Head Neck Surg 2007;133:1115-1120).
Auch tägliche Nasenspülungen mit hypertoner Kochsalzlösung (also mehr Salz als oben beschrieben) wirken bei akutem Schnupfen positiv mit weniger Sinusitis-Symptomen (Rabago D et al, J Fam Pract 2002;51:1049-55).

Nach der Spülung zusätzlich einmal täglich für längere Zeit Gencydo 1% – Weleda (verdünnte Fruchtsäfte) in beide Nasenlöcher sprayen.
Gute Erfahrungen bei verstopften Nasen mache ich auch immer wieder mit Sinupret®, einer Mischung aus fünf Pflanzen, die sekretolytisch, antiphlogistisch und antiviral wirken.
Einen seltene Fall eines meiner Patienten muss ich noch erwähnen: Er war allergisch auf den Weichspüler seiner Nasetücher. Beim Wechsel auf Papiernasetücher stoppten alle Symptome!

Bei allen chronischen Symptomen lohnt sich auch immer, die körpersprachliche Aussage etwas sinken zu lassen: “Ich bin verschnupft!”.

Nasenspülungen sonstwo…

In der Medizin haben Nasenspülungen mit Salzlösungen schon immer ihren festen Platz: in der Nachbehandlung nach Operationen, als Prävention und Therapie verschiedener Krankheiten wie Pollenallergien, chronischer Nebenhöhlenentzündungen oder sogar Mukoviszidose – einer angeborenen Stoffwechselstörung, bei der zäher Schleim entsteht, der allmählich lebenswichtige Organe verstopft.

Wissenschaftliche Studien zum Thema Nasenduschen und ihr Einfluss auf das Coronavirus gibt es bisher noch nicht. Jetzt haben US-Forscher von der Oregon Health and Science University zumindest die Daten bestehender Untersuchungen mit anderen Nasenviren ausgewertet. Demnach könnten Nasenspülungen auch im Kampf gegen Corona hilfreich sein. Die Wissenschaftler schreiben dies dem «Spüleffekt» zu. Vor allem die Salzlösung trage dazu bei, dass das Sekret flüssiger wird und sich mitsamt Partikeln und Viren leichter ausspülen lässt. Auf diese Weise vom Schleim befreit, können sich die Flimmerhärchen in der Nase wieder besser bewegen und so ihren Teil zur natürlichen Nasenreinigung beitragen.

Veröffentlicht am 07. Juni 2017 von Dr. med. Thomas Walser
Letzte Aktualisierung:
17. Januar 2024

Achillessehnenschmerzen

Aufbautraining und Therapie der sog. Achillessehnen-Tendinopathie (ohne grosse Läsion der Sehne oder nach Behandlung (Ruhigstellung/ Operation) derselben) – dies gilt auch für jede weitere Sehnenverletzung im Körper:

  • Das Allerwichtigste ist der Trainingsaufbau im weitgehend schmerzfreien Bereich: Weder während, noch nach und auch nicht am Tag darauf sollten Schmerzen auftreten!

Zuallererst muss man wissen, dass die Achillessehne einen fiesen Fehler im Warnsystem hat: Die Sehne schmerzt erst am Folgetag. Die meisten Menschen laufen deshalb viel zu lange weiter. Zu Beginn also, wenn nach einer Trainingspause im Alltag keine Schmerzen mehr bestehen, alle 2 – 3 Tage 10 Minuten Sport treiben (Joggen) und dann leichte Steigerung alle 2 – 3 Wochen um weitere 10 Minuten.

  • Eine Muskelzelle benötigt 100 Tage zur Regeneration, eine Sehnenzelle sogar 200 Tage!
    Durch Steroide (Kortisoninjektionen) wird diese Erneuerung massiv gehemmt. Die Regenerationszeit verlängert sich dadurch nochmals enorm!
  • Alltäglich viel trinken, d.h. 2 bis 2,5 Liter Wasser als Basis. So kann man die anfallenden Harnsäurekristalle aus dem Essen (Fleisch, Fisch…) loswerden und so werden diese nicht nach und nach u.a. ins Gleitgewebe der Sehnen abgelagert. Daraus würde allgemein eine langsame Abnahme der Elastizität des Bindegewebes, eine zunehmende Steifigkeit und erhöhte Verletzungsneigung resultieren. Die bestehende Sehnenverletzung heilt so viel schneller.
  • Auch das Essen hat enormen Einfluss auf die Heilphase:
    Das Kollagen der Sehne bildet sich in Helixform (Verdrehung ist viel stabiler). Diese Form entsteht nur bei genügend Aminosäuren und Antioxydantien im Essen (siehe dazu z.B. hier). Bei schlechter Ernährung streckt sich deshalb das Kollagen der Sehne und die Elastizität nimmt massiv ab!
  • Vier Wochen lang Vermeiden von ruckartigen Bewegungen im Fuss (keine Sprünge, keine Sprints).
  • Hingegen muss die Propriozeption verstärkt werden (d.h. mehr Reize für das “Sinnesorgan” Fuss): NIE Eingipsen oder Ruhigstellen! Viel barfuss laufen!
    Aufbauende, regelmässige, runde Belastungen des Fusses/ Beines durch (idealerweise) tägliches leichtes Joggen:
    Beginn mit täglich ca. 15 Minuten im Aeroben (v.a. gerade aus, ev. leicht ansteigend) – dann langsam steigern bis täglich 60 Minuten aerob (nie Schmerz während, nach oder am Morgen nach dem Joggen).
    Laufstil verändern: Langsames Laufen mit wenig Vorlage im Brustbereich – dadurch Schwingen der Beine (aus Iliopsoasmuskeln und kein muskelaktives Vorsetzen durch Quadriceps-Muskeln) – “Ganzfusslaufen” unter Einbezug aller Längs- und Quergewölbe des Fusses von Ferse (zuerst aufsetzen) nach Vorfuss (auch ausgelöst durch Vorlage im Oberkörper). Praktisch immer ist ein Fuss am Boden (nie beide gleichzeitig in der Luft). Der Kopf balanciert auf Mittelachse. Hals (nicht nach vorne strecken), Schultergürtel liegt leicht auf Körper und alles (auch Arme) hängt daran. Auch Becken hängt wie Topf (Bauchmuskeln, Gesäss, Beckenboden entspannt). Beine hängen aus Becken raus… Ergibt katzenartige, leichte Schwungbewegung (man hängt quasi in seinem Bindegewebe) und nicht muskelzentriertes, angestrengtes Kraftlaufen.
    Lesen Sie dazu.
  • Vor und nach dem Joggen langsam Einlaufen oder besser Ein-Gehen (Warmlaufen mit obiger Technik). Spezielles Dehnen (mehrmals täglich): Stehen auf Treppenabsatz (nur Vorfuss auf Treppenstufe, Blick gegen Treppe). 10-20 Sekunden auf Zehenspitzen stehen. Dann Fersen soweit wie möglich durch Eigengewicht 1-2 Minuten sinken lassen. Sich dabei immer sicher fetshalten. Wiederholen (>>>genaue Anleitung hier: achillesehne.pdf).
    Und übliche (bekannte) Stretchingübungen der hinteren Wadenmuskulatur.
  • Weitere Anregung zur Heilung: mit Bürstchen Sehne täglich in Faserrichtung kräftig massieren.
  • Ein Instabil-Schuh (MBT) schult auch die Propriozeption und kann ähnlich wie Barfusslaufen die Heilungszeit verkürzen. Man soll diesen Schuh aber nachher nicht mehr häufig tragen und diese Vorlagetechnik beim Gehen besser unabhängig von Hilfsmitteln erlernen (siehe meine Jogging-Seite). Der grosse Nachteil des MBT-Schuhs ist die kleine Auflagefläche und das Rollen über diese Fläche, die zu argen Stürzen führen kann.
  • Die Übung zur Verkleinerung des “Schmerztores” zum Hirn kann auch sehr wirksam sein: siehe hier >>>

Bei einer Achillodynie (schmerzhafte Achillessehne) muss auch immer nach Triggerpunkten in der hinteren Wadenmuskulatur (und eventuelle Ketten über die Hinterseite der Oberschenkel, Gesäss bis in die Rückenmuskulatur) gesucht und diese therapiert werden (Triggerpunktmassage z.B. mittels manueller Technik: siehe www.imtt.ch , Rolfing , etc.)

Bei Einnahme von Statinen (Cholesterinsenker) und Achillodynie muss an eine Nebenwirkung dieser Medikamente gedacht werden! (Arthritis Care Research 2008;59:367-372).
Eine weitere Gruppe von Medikamenten, die Sehnenentzündungen verursachen können, sind die Antibiotika der Fluorchinolonen: Ciprofloxacin, Norfloxacin, etc..

Sport macht keine Tendinitis!

Ich vermeide hier den Begriff “Entzündung” oder Tendinitis, da sich gezeigt hat, dass nie klassische Entzündungszellen anzutreffen sind. Stattdessen zeigten sich histologisch dünne, ausgefranste, fragile und teilweise zerrissene Sehnenfasern sowie so genannte Tenozyten (Sehnen-Reperaturzellen). Beides spricht für eine Sehnenverletzung und nicht für eine Entzündung (so Karim M.Khan et al., BMJ 2002;324:626-27). Statt von einer Entzündung (Tendinitis) zu reden, sollte man eher von einer Tendinosis oder Tendopathie sprechen. Bei der Prognose ist deshalb auch eher mit Monaten (200 Tage!) als mit Wochen zu rechnen, bis die kollagenen Umbauprozesse abgeschlossen sind. Auch für die antientzündlichen Schmerzmedikamente (NSAR) findet sich nur eine sehr begrenzte Evidenz. Kosten und Nebenwirkungen lassen sich so verhindern!

Sehnenrisse – Dynamische intraligamentäre Stabilisation

Immer häufiger werden Sehnenrupturen wegen der hochkomplexen Struktur derselben wie Knochenbrüche behandelt, möglichst erhalten (und nicht durch Totmaterial oder einfache Bänder und Sehnenteile ersetzt) und auch geschient (wie immer häufiger beim Vorderen Kreuzbandriss >>> siehe hier: Schweiz Med Forum 2014;14(3):41-42). Auch die komplette Ruhigstellung für mehrere Wochen im Gips wird dabei immer mehr zu Gunsten einer sog. “Dynamischen intraligamentären Stabilisation (DIS)” aufgegeben, da man gesehen hat, dass ein durchgehend funktionelles Gelenk viel schneller und besser heilen kann (siehe dazu auch die einfache Absatzerhöhung bei der Achillessehnenruptur an Stelle einer operativen Versorgung).
Kürzere Operationsdauer und Hospitalisation, viel weniger Nebenwirkungen und Komplikationen und schnellere komplette Heilung sind überzeugende Argumente für die Dynamische intraligamentäre Stabilisation.

Veröffentlicht am 07. Juni 2017 von Dr. med. Thomas Walser
Letzte Aktualisierung:
17. Mai 2018

Selbsttests zur Gesundheit im Internet

Ein praktischer Ausgangspunkt für Suchende ist www.testedich.de mit einer Linksammlung zu einer Fülle von Online-Selbsttests. Dort gibt es neben unterhaltsamen Partner- und Liebestests wie “Ist Ihr Partner reif für die Ehe?” oder den “Untreue-Selbsttest” auch ernster gemeinte “Gesundheitstests”.
Für den ratsuchenden User ist es nicht immer einfach, aus der Masse der angepriesenen Tests jene herauszufiltern, die ein seriöses Ergebnis liefern können. Es gibt vor allem drei Kriterien, um solche Tests zu erkennen:
Es muss sowohl der Verfasser als auch der Herausgeber des Tests – die WHO etwa – genannt sein, und es dürfen keine medizinische Diagnose gestellt werden. Wenn das Ergebnis zum Beispiel “Sie sind depressiv” lautet, ist das auf keinen Fall seriös.
Ein gutes Beispiel eines seriösen Tests in diesem Sinn ist z.B. der Online-Fitnesstest der Uni Saarbrücken: http://de.fitness.com/fitometer.
Ein anerkannter Selbsttest, der Aufschlüsse über den Grad der Nikotinabhängigkeit gibt, ist der so genannte Fagerström-Test, der sich auf auf meiner Raucherseite findet. Solche Screening-Tests können im Sinne einer Prävention gut sein, sie dürfen aber in keinem Fall mit einem isolierten Rat wie “Hören Sie mit dem Rauchen auf!” enden. Ein ernst zu nehmendes Ergebnis kann zum Beispiel der Hinweis sein, dass der Hausarzt aufgesucht werden sollte.

Weitere Tests, die sich in meiner Website finden:

Veröffentlicht am 07. Juni 2017 von Dr. med. Thomas Walser
Letzte Aktualisierung: 10. November 2017

Gesundheits-Checkliste

Die Fragen und Antworten in dieser Checkliste vermögen keine ärztliche Beratung und Untersuchung zu ersetzen. Die Auswahl kann Sie nur auf eventuell verborgene Gesundheitsprobleme hinweisen, die dann ein Fachmann abklären sollte. Nehmen Sie die Antworten daher nicht als Diagnose: Ein Ja allein bedeutet nicht, dass Sie an einer Krankheit leiden, ein Nein nicht, dass Sie sicher frei davon sind.

Fragen:

  1. Wie viel wiegen Sie, wie gross sind Sie? (Antwort)
  2. Misst Ihr Taillenumfang mehr als 94 Zentimeter (Männer) oder 80 Zentimeter (Frauen)? (Antwort)
  3. Rauchen Sie oder haben Sie erst kürzlich aufgehört? (Antwort)
  4. Trinken Sie Alkohol? Wie viel? (Antwort)
  5. Kennen Sie Ihre Cholesterinwerte? (Antwort)
  6. Kennen Sie Ihren Blutdruck? (Antwort)
  7. Treiben Sie Sport, oder bewegen Sie sich regelmässig? (Antwort)
  8. Verspüren Sie bei körperlicher Belastung Herzstechen oder Enge in der Brust? (Antwort)
  9. Bemerken Sie manchmal ein plötzliches Rasen oder gelegentliches Stolpern des Herzens? (Antwort)
  10. Verspüren Sie eher als Gleichaltrige Atemnot beim Treppensteigen oder auch schon in Ruhe, wenn Sie sich flach hinlegen? (Antwort)
  11. Haben Sie manchmal schon in Ruhe einen roten Kopf? Neigen Sie zu Kopfschmerzen und/oder Nasenbluten? (Antwort)
  12. Leiden Sie häufiger an Rückenschmerzen? Haben Sie das Gefühl, dagegen nichts tun zu können? Halten die Beschwerden oder die Angst vor Beschwerden Sie oft von Dingen ab, die Sie eigentlich gern tun möchten? Oder arbeiten Sie bei Schmerzen verbissen weiter? (Antwort)
  13. Haben Sie Husten, der länger als vier Wochen anhält, eventuell mit eitrigem oder blutigem Auswurf? (Antwort)
  14. Leiden Sie unter chronischer Heiserkeit (vor allem Raucher)? (Antwort)
  15. Haben Sie manchmal das Gefühl, dass Ihnen das Essen in der Speiseröhre stecken bleibt? (Antwort)
  16. Leiden Sie öfter unter Sodbrennen oder Aufstossen, vor allem, wenn Sie nüchtern sind? Bessern sich die Beschwerden nach dem Essen? (Antwort)
  17. Mögen Sie plötzlich Speisen nicht mehr, die Sie sonst gern gegessen haben, oder hat Ihr Appetit generell nachgelassen? (Antwort)
  18. Haben Sie nach dem Essen krampfartige oder lang andauernde Bauchschmerzen? (Antwort)
  19. Hat sich der Stuhlgang verändert? (Antwort)
  20. Sind Leberflecken oder andere Haut- male unregelmässig schnell gewachsen oder verfärbt; jucken, nässen oder bluten sie? (Antwort)
  21. Hat sich Ihr Gewicht in letzter Zeit ohne ersichtlichen Grund erheblich verändert? (Antwort)
  22. Fühlen Sie sich matt, hat Ihre Leistung abgenommen, und leiden Sie eventuell unter Verstopfung? (Antwort)
  23. Sind Sie überraschend verstärkt nervös, haben Heisshunger und eine gesteigerte Stuhlfrequenz? (Antwort)
  24. Verspüren Sie in letzter Zeit übergrossen Durst oder besonders oft Harndrang? (Antwort)
  25. Hat sich beim Wasserlassen etwas verändert? (Antwort)
  26. Fühlen Sie sich wegen ständiger beruflicher oder privater Probleme zunehmend erschöpft? Hat das Schlafbedürfnis zugenommen? (Antwort)
  27. Trinken Sie mehr Kaffee oder Alkohol als früher? (Antwort)
  28. Schwitzen Sie stärker? (Antwort)
  29. Haben Sie manchmal den Eindruck, alles stürze auf Sie ein, ohne dass Sie sich wehren könnten? (Antwort)
  30. Kommt es häufig vor, dass Sie Gefühle haben, die Sie lieber nicht hätten? Glauben Sie oft, unfair behandelt zu werden? (Antwort)
  31. Haben Sie vor Besprechungen, Präsentationen oder anderen Ereignissen Gedanken wie: Ich werde rot, meine Hände werden zittern?(Antwort)
  32. Leben Sie oft in der festen Erwartung, dass etwas schief gehen wird? Neigen Sie zu Selbstvorwürfen, wenn Ihnen tatsächlich etwas misslingt? (Antwort)
  33. Trifft folgendes auf Sie zu? Ich hetze mich lieber ab, als zu spät zu einem Termin zu kommen. Ich bin beim Essen häufig als Erster fertig. Es kommt oft vor, dass ich an andere Dinge denke, wenn ich mit jemandem spreche. (Antwort)
  34. Wenn Sie Alkohol trinken, verlieren Sie die Kontrolle darüber, wie viel Sie trinken? (Antwort)
  35. Gehen Sie familiären Konflikten aus dem Weg, indem Sie lange arbeiten? (Antwort)
  36. Dient Alkoholkonsum vor allem einem Zweck (Befreiung kreativer Gedanken, Abbau überstarker sozialer Hemmungen) statt dem Genuss? (Antwort)
  37. Verbergen Sie Ihren Alkoholgenuss? Vermeiden Sie im Gespräch Anspielungen auf Alkohol? Trinken Sie öfter mit Menschen, die weit unter Ihrem Niveau liegen? Haben Sie versucht, für eine Weile gar nichts zu trinken oder erst ab einer bestimmten Uhrzeit? (Antwort)

Antworten:

  1. Aus Ihrem Körpergewicht in Kilogramm dividiert durch das Quadrat der Körpergrösse in Meter errechnen Sie den Body-Mass-Index (BMI).
    So hat etwa ein Mann von 1,80 Meter und 75 Kilogramm einen BMI von 23. Als Untergewicht gelten Werte bis 18,5, das Normalgewicht reicht bis 25, mässiges Übergewicht bis 30, und ein noch höherer BMI kennzeichnet starkes Übergewicht. Unstrittig in der Praxis ist aber nur, dass ein BMI zwischen 22 und 25 erfreulich ist und dass bei 40 die Alarmstufe Rot beginnt. Dazwischen herrscht Verwirrung. Auch kann zum Grenzwert für mässiges Übergewicht auch jeweils ein Punkt hinzugezählt werden für jedes angefangene Lebensjahrzehnt ab 35. Eine 44-Jährige mit einem BMI von 26 und ein 62-Jähriger mit 28 wäre also noch normalgewichtig. Keinesfalls aber darf man jedes Lebensjahrzehnt um einen Punkt in der BMI-Skala zulegen: Gesünder ist es, sein Gewicht bis ins Alter zu halten, wenn aus medizinischen Gründen nicht sogar das Abnehmen empfohlen wird.
  2. Bei diesen Werten beginnt unabhängig vom Body-Mass-Index, die Alarmzone für das Herzinfarkt-Risiko. Bei Werten über 102 Zentimeter bei Männern und 88 Zentimeter bei Frauen ist nach internationalen Erkenntnissen das Abnehmen dringend erforderlich.>>>lesen Sie hier mehr!
  3. Rauchen ist ein wichtiger Risikofaktor einer Reihe von Erkrankungen, darunter Herzleiden und Lungenkrebs. Bei Männern verdoppelt oder verdreifacht Zigarettenkonsum das Infarktrisiko – je nach sonstigen Umständen. Auch regelmässiges Passivrauchen verdoppelt diese Gefahr. Erst drei bis fünf Jahre nach dem Aufhören haben Exraucher wieder das Infarkt-Risiko von Nichtrauchern. >>>lesen Sie hier mehr!
  4. Ein bis zwei Gläser Alkohol pro Tag, am besten zu den Mahlzeiten getrunken, schützen offenbar das Herz. Das Risiko geht um etwa 40 Prozent zurück; Wein, Bier oder Spirituosen scheinen gleichermassen effektiv zu sein. Zudem schützt der Konsum womöglich auch vor dem Magengeschwür-Erreger Helicobacter pylori. Mehr Alkohol treibt jedoch den Blutdruck in die Höhe und zerstört den Gesundheitseffekt. Und natürlich ist auch Alkoholmissbrauch auf die Dauer höchst gefährlich.
  5. Sowohl der Wert für das Gesamtcholesterin als auch diejenigen für LDL und HDL (das «böse» und das «gute» Cholesterin) sind wichtige Grössen, um Ihr Risiko zu beurteilen, einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt zu erleiden. Schon Unkenntnis ist gefährlich, weil der Cholesterinspiegel keine Beschwerden macht, bis es zu spät ist. Gemäss einem Schnellfragebogen der American Heart Association haben Sie auch als Nichtraucher und Nicht-Passivraucher bei optimalem Gewicht und Sportpensum fast schon ein mittleres Infarkt-Risiko, wenn Sie Ihren Cholesterinspiegel und Blutdruck nicht kennen. Als Gefahrenwerte gelten: Gesamt-Cholesterin über 250 mg/dl (6,5 mmol/l), HDL unter 35 mg/dl (0,9 mmol/l) oder ein Verhältnis beider mehr als 6,5 zu 1.>>>mehr hier!
  6. Unkenntnis ist auch beim Blutdruck gefährlich, weil Sie ihn nicht spüren können. Der Druck in Ihren Adern sollte dauerhaft weniger als 140 zu 90 Millimeter Quecksilbersäule betragen. Liegt Ihr diastolischer Druck (der untere Wert) zwischen 85 und 90, sollten Sie den Blutdruck aufmerksam beobachten. Steigt der Druckwert über 100, beginnen sich Schäden an Herz, Nieren und Gehirn einzustellen. Ab 115 kann es zu Blutungen im Auge kommen; geistige Aussetzer hinterlassen womöglich irreversible Folgen. Fatalerweise kann Bluthochdruck bei manchen Menschen eine unbewusste, erlernte Reaktion auf Stress sein. Sie fühlen sich gelassener und finden Schmerz weniger belastend. >>>mehr hier!
  7. Bewegung senkt viele Krankheitsrisiken, lässt das Herz-Kreislauf-System effektiver laufen, beugt Schmerzen im Bewegungsapparat vor und kann Stress abbauen. Experten empfehlen, dreimal pro Woche Ausdauersport zu treiben, jeweils mindestens 30, besser 45 Minuten lang. Allerdings genügt regelmässiges flottes Gehen auch, um die Krankheitsrisiken zu senken (Lesen Sie dazu auch dies!).
  8. Kann auf Arteriosklerose und Erkrankung der Herzkranzgefässe hindeuten.
  9. Womöglich Arteriosklerose und Erkrankung der Herzkranzgefässe oder eine Herzrhythmusstörung. >>>mehr hier!
  10. Dem könnte eine Erkrankung der Herzkranzgefässe oder Herzinsuffizienz zu Grunde liegen.
  11. Bluthochdruck möglich. >>>mehr hier!
  12. Ihre Rückenschmerzen könnten chronisch werden, wenn Sie ihnen die Kontrolle über Ihr Leben und den Wechsel von Arbeit und Entspannung geben. Dann müssen Sie selbst aktiv werden, gegen die Schmerzen und Einschränkungen mit professioneller Hilfe antrainieren und versuchen, die Beschwerden zu kontrollieren und sich nicht von Ihnen kontrollieren zu lassen.
  13. Neben einer verschleppten Bronchitis oder schlecht kontrolliertem Asthma macht auch Lungenkrebs solche Symptome.
  14. Dafür könnte ein Stimmbandkrebs verantwortlich sein.
  15. Typischer Fall einer vegetativen Beschwerde durch Stress; aber auch ein Speiseröhren-Tumor wäre möglich.
  16. Dahinter könnten sich eine Magenschleimhautentzündung oder Magenkrebs verbergen.
  17. Deutet auf Magenkrebs hin.
  18. Deutet sowohl auf Gallensteine als auch auf Probleme mit der Bauchspeicheldrüse hin.
  19. Ist er unregelmässig geworden, mit Wechsel zwischen Durchfall und Verstopfung, eventuell auch mit Schmerzen, sollte der Arzt den Verdacht auf Darmkrebs abklären.
  20. All das sind Alarmzeichen für Hautkrebs, der sehr schnell Tochtergeschwüre im Körper ausstreuen kann.
  21. Dahinter kann sich eine Krebserkrankung oder eine Schilddrüsenfehlfunktion verbergen. Letztere wird ausgelöst durch Jodmangel; er betrifft in der Schweiz 50 Prozent der Menschen, manche Studien sprechen gar von 75 Prozent. Abhilfe verschafft schon Jodsalz.
  22. Diese Kombination deutet auf Unterfunktion der Schilddrüse hin.
  23. Dahinter könnte eine Überfunktion der Schilddrüse stecken.
  24. Womöglich hat sich Zuckerkrankheit entwickelt.
  25. Wenn es schwer fällt, mit dem Wasserlassen zu beginnen, könnte die Prostata erweitert sein. Eine dauernde Verfärbung des Urins deutet auf Gallenblasenprobleme hin. Dem Drang, besonders oft zur Toilette zu gehen, könnte ein Harnblaseninfekt zu Grunde liegen.
  26. Dahinter könnten sich vegetative Probleme auf Grund von Stress verbergen.
  27. Beides wären ungeeignete Mittel, Ihrem Stress zu begegnen.
  28. Das kann sowohl eine vegetative Stressfolge sein als auch auf einer Schilddrüsenfehlfunktion beruhen.
  29. Die Gefühle von Hilflosigkeit, Kontrollverlust und Ausgeliefertsein steigern das Stressempfinden.
  30. Wenn Ja, dann ist Ihr so genanntes Kohärenzgefühl womöglich schwach ausgeprägt. Diesen psychologischen Begriff hat der israelische Medizinsoziologe Aaron Antonovsky geprägt; er beschreibt, wie Menschen Ihre Umgebung erleben. Mit einem schwachen Kohärenzgefühl erscheint Ihnen die Welt wenig vorhersagbar, Ihr Einfluss auf das eigene Leben gering. Belastende Ereignisse lösen dann grössere Stressreaktionen aus, und Sie haben weniger Ressourcen, die Krisen zu bewältigen. >>>mehr hier!
  31. Diese Gedanken verschärfen den unvermeidlichen Stress eines solchen Ereignisses. Sie zeigen auch, dass Sie die Präsentation mehr belastet, als Sie sich vielleicht eingestehen.
  32. So können Sie den Misserfolg provozieren. Die Selbstvorwürfe steigern und verlängern dann die körperlichen Folgen des Stresses.
  33. Dies sind 3 von 25 Punkten aus einem Fragebogen zum Typ-A-Verhalten. Das ist ein Verhaltensmuster, das die Gefahr von Herzleiden steigert. Wer gehetzt, ungeduldig und ehrgeizig ist, besitzt oft ein grösseres Infarkt-Risiko. >>>mehr hier!
  34. Ein klassisches Zeichen für eine Sucht. Gilt sinngemäss auch für Medikamente wie Valium oder bestimmte Schmerzmittel.
  35. Hier könnte sich Arbeitssucht anbahnen.
  36. Ein weiteres Suchtzeichen.
  37. Diese vier Fragen entstammen der WHO-Liste zur Alkoholsucht. Sollten Sie hier zweimal oder öfter Ja sagen, wäre es sinnvoll, den ganzen Test zu machen. Denn werden 6 der 31 Fragen mit Ja beantwortet, ist es wahrscheinlich, bei zehn Ja fast sicher, dass Sie Alkoholiker sind (www.gesundheit.de/selbsttests/medizin/wie-hoch-ist-ihre-alkoholabhaengigkeit).

Veröffentlicht am 07. Juni 2017 von Dr. med. Thomas Walser
Letzte Aktualisierung: 10. November 2017

Testosteron – Anabolika

Männer in den Wechseljahren

Zuerst die Begriffsverwirrung: Andropause oder ADAM ( für: Androgen Decline in the Aging Male = Androgenrückgang beim alternden Mann) oder Klimakterium virile (virilis = männlich) oder Penopause?

Testosteron hat den Weg vom Schwarzmarkt zum Massenphänomen geschafft. Bislang haben das Hormon vor allem Sportler und Bodybuilder weitgehend illegal benutzt, um ihren Körper in Form zu bringen. Hinzu kamen Männer mit einer seltenen Unterfunktion der Hoden. Doch immer mehr Mediziner wollen uns ein mysteriöses Phänomen weismachen, dass jeden Mann irgendwann zum Kandidaten für eine Testosteron-Kur machen könnte: die «Wechseljahre des Mannes».
Doch die Wissenschaftler sind äusserst zerstritten.
Vorbild der neuen Theorie ist die Menopause der Frauen. Dann stellen die Eierstöcke die Produktion der Östrogene ein. Etwa eine von drei Frauen spürt den Rückgang der Sexualhormone als Wechseljahrsbeschwerden. Hier sind wir aber bereits viel weiter als beim Mann: Als hormonabhängiges Symptom wird nur mehr die (vor allem nächtlichen) Hitzewallungen als Krankheit anerkannt, gegen die sich viele Frauen zur Linderung das weibliche Sexualhormon verschreiben lassen. Darüber hinaus haben Östrogene aber schnell einen Ruf als Elixier ewiger Gesundheit erworben: Auch gegen Herzkrankheiten, Alzheimer und so weiter sollten die Hormone helfen (was ja nachweislich nicht stimmt – siehe!).

Altersbeschwerden nicht mit Hormondefizit verwechseln!

Ein echter Testosteronmangel bei Männern über 60 Jahre ist seltener als früher angenommen. Statt 10 bis 30 Prozent, wie noch vor wenigen Jahren vermutet, haben effektiv nur etwa 3 bis 5 Prozent der 60- bis 79-Jährigen einen wirklichen Testosteronmangel, der den Libidomangel und andere Symptome erklärt. Männer über 60 Jahre fühlen sich mitunter nicht mehr vital, die Muskelmasse schwindet, das Fettgewebe nimmt zu. Wenn dann noch die Libido nachlässt, mitunter sogar Hitzewallungen und depressive Verstimmungen dazukommen, fallen Medienberichte über die Folgen eines Testosteronmangels im Alter natürlich auf fruchtbaren Boden.
In diesen Berichten werden die Zusammenhänge allerdings stark vereinfacht. Altersbeschwerden werden generell auf einen Testosteronmangel zurückgeführt. Aber die dem Hormonmangel zugeschriebenen Beschwerden sind so zahlreich und unspezifisch, dass viele andere Ursachen in Frage kommen. Tatsächlich gibt es selbst für ältere Männer mit Testosteron-Überschuss genügend Gründe in eine «Midlife-Crisis» zu geraten. Kraft und Potenz lassen nun einmal mit dem Alter nach; die Rolle in der Familie ändert sich; man stellt fest, dass man seine Lebensziele doch nicht erreicht hat, im Beruf bedroht einen die jüngeren Konkurrenten und zudem kündigen sich Alterskrankheiten an – das kann schon mal auf die Stimmung drücken. Es gibt wenige Forschergruppen, die systematisch untersucht haben, ob sich ältere Männer mit niedrigeren Hormonwerten wirklich weniger fit sind. Eine ist die Gruppe um die Psychologen Annette Degenhardt und Andreas Thiele von der Universität Frankfurt. Bei ihrer Studie an 300 Männern zwischen 35 und 65 kam das Gegenteil dessen heraus, was Testosteron-Gläubige heute annehmen. Die Männer, die mit sich nicht zufrieden waren, hatten deutliche höhere Spiegel als diejenigen ohne Beschwerden. Trotzdem wundert es nicht, dass trotz dieser Wissenslücken der Glaube an das Hormon zunimmt. Zu perfekt passt Testosteron zum Zeitgeist. US-Studien zeigen, dass männliche Models in den letzten Jahren immer mehr an Muskelmasse zugelegt haben. Mancher Werbespot für Rasierwasser ist eher Reklame für Massen-Doping, weil Waschbrettbauch, Bizeps- und Brustumfang der Models nur mit Hilfe von Hormonen zu erreichen sind.

Achtung: FDA-Warnung!
Die FDA verschärft ihre Warnung für alle Produkte, die Testosteron enthalten und warnt vor Risiken wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Unfruchtbarkeit, Depressionen und aggressivem Verhalten. Oftmals erfolgt die Testosteroneinnahme in Kombination mit der anaboler Steroide, wodurch die Risiken noch verstärkt werden. Beim Absetzen kommt es häufig zu Entzugserscheinungen wie Müdigkeit, Appetitverlust, Schlaflosigkeit usw. Überdies ziehen “normale” Männer keinerlei Nutzen aus der Einnahme, haben jedoch dieselben Risiken… (FDA Safety Information and Adverse Event Reporting Program. Posted 10/25/2016. http://www.fda.gov/Drugs/DrugSafety/ucm526206.htm)

Das grosse Problem bei jüngeren Männern, die Testosteron nehmen, ist es , dass das natürliche Testosteron nach der Einnahme häufig nicht mehr richtig in Gang kommt! Testosteron kann Dich für immer ruinieren: Es als Anabolikum zu nehmen birgt das bedeutende Risiko, dass die Hypophyse irreversibel einschläft und ein bleibender sog. “hypogonadotroper Hypogonadismus” entsteht!

Libidomangel ist das Leitmotive des Testosteronmangels!

Alle Männern über 60 mit verminderter Libido und erektiler Dysfunktion rate auch ich zum Labortest – sowie Männer mit Übergewicht, erhöhtem Blutdruck, erhöhten Blutfetten und erhöhtem Blutzucker, bei denen es häufiger zu Potenzstörungen kommt. Gegen die Osteoporose nützt es nachweislich nur bei “hypogonaden” Männern, also bei wahrem Testosteronmangel – siehe hier!
Studien, die Wirkungen von Testosteron auf einige Altersbeschwerden untersuchen sind zu klein und zu kurz, um wirklich aussagekräftig zu sein oder zeigen eine unbedeutende Wirkung (siehe hier). Im wesentlichen bestätigen sie die Wirkungen, die Bodybuilder das Hormon auf den Schwarzmarkt kaufen lassen: Testosteron ist ein Anabolikum. Auch Männer über 65 legen unter der Wirkung Muskeln zu. Medizinische Bedeutung hat das aber nicht unbedingt. US-Forscher haben in einer Studie an 108 Männern festgestellt, dass nach drei Jahren Testosteron-Therapie zwar deren Muskelmasse, aber nicht deren Kraft zugenommen hatte.

Was ist zuwenig Testosteron?

Der Testosteronspiegel des Mannes sinkt schon in früheren Jahren jedes Jahr um 1 bis 2 Prozent. Dieser natürliche Prozess hat meist keine spürbaren Auswirkungen.
Tatsächlich ist noch völlig offen, welche Bedeutung die Hormone für das Befinden eines Mannes hat. Wir wissen nicht einmal, wie viel Testosteron für einen älteren Mann normal ist. Aus Verlegenheit behilft man sich mit den Werten für junge Männer. Zur Zeit gibt es – aufgrund fehlender Studien und Langzeiterfahrungen – kaum verbindliche Richtlinien und Empfehlungen, ab welchem Spiegel etwa ein behandlungsbedürftiger Mangel vorliegt.
Das Institute of Medicine der USA hat 2004 beschlossen, dass die Wirksamkeit der Behandlung älterer Männer mit tiefnormalen Testosteronwerten (300-400 ng/dl oder 10-12 nmol/l) nicht genügend gesichert ist, um auf Langzeitstudien einer Testosteron-Verabreichung einzutreten. Eine grosse, gut kontrollierte und bestmöglich durchgeführte 6-monatige Studie zeigt 2007 keinerlei positive Resultate (Emmelot-Vonk MH et al. Effect of testosterone supplementation….JAMA 2008;299:39-52)!

Der durch Harmonisierung von Messdaten und einheitlicher Kalibrierung der Analysetechnik für gesunde, nicht adipöse (BMI < 30 kg/m2) Männer im Alter von 19 bis 39 Jahren berechnete Referenzbereich freien Serumtestosterons liegt zwischen 264 und 916 ng/dl.  (Travison TG et al.: Harmonized reference ranges for circulating testosterone levels in men of four cohort studies in the USA and Europe. J Clin Endocrin Metab 2017; DOI: 10.1210/jc.2016-2935).

  • Testosteron sollte nur bedacht werden, wenn bei einem älteren Mann über 60 Jahre das Gesamttestosteron eindeutig vermindert ist:  totales Testosteron: zweimal zwischen 6 bis 9 Uhr morgens gemessen: <9 nmol/l (je nach Studie aber auch erst <7 nmol/l!). Trifft dies zu, stellt sich die Frage, ob ein sog. primärer Hypogonadismus vorliegt (= LH hoch: genetisches Klinefelter-Syndrom) oder ein sekundärer Hypogonadismus (LH niedrig bis normal: d.h. andere Ursachen für diese Unterfunktion der Hoden suchen, z.B. in der Hypophyse oder Medikamenten-Nebenwirkung, z.B. Schmerzmittelabusus, Chronische Schmerzen, Adipositas, Stress, sehr viel Sport,…).
  • Patienten, die mit Testosteron therapiert werden, sind sorgfältig zu kontrollieren. Ziel der Therapie sind vorderhand Werte von 300-450 ng/dl, resp. 10,4-15,6 nmol/l.
  • Die Patienten sind auf Entgleisung testosteronabhängiger Erkrankungen (z.B. Prostatakrebs, Herzkreislauf, Leberschädigung etc.) zu kontrollieren. (Snyder PJ. Hypogonadism in elderly men – what to do, until evidence comes. N Engl J Med 2004;363:440-2 und 482-92). Immer Laborkontrollen von PSA und Hämatokrit während der Testosteroneinnahme.
  • Höchst wahrscheinlich verkürzt Testosterongabe das Leben durch Anstieg der kardiovaskulären Risiken!
  • Männer mit Prostatakrebs, vermehrten roten Blutzellen (Hämatokrit), unbehandelter obstruktiver Schlafapnoe oder unbehandelte Herzschwäche dürfen nicht mit Testosteron behandelt werden!
  • DHEA (Vorläufer des Testosteron) hat keinerlei Anti-Aging-Effekt!

Testosteron macht nicht mehr Lust, Gesundheit und Jugend!

Die einzigen nachweisbaren Effekte von Studien mit Testosteron sind unerwünschte Nebenwirkungen!!! >>>siehe hier!

Rolle der Pharmaindustrie

Hinzu kommt, dass die Pharmaindustrie diesen Trend geschickt aufgreift und die Idee von den männlichen Wechseljahren kräftig durch Werbe-Agenturen vermarkten lässt. In den USA zeigt sich der Erfolg: Dort erleben Testosteron-Präparate seit einigen Jahren bereits jährliche Umsatzsteigerungen um 30 Prozent. Und für die, denen Spritzen oder Pflaster bislang zu lästig waren, gibt es nun ein Testosteron-Gel: Wer den Eindruck hat, dass ihm etwas fehlt, kann sich mit Männlichkeit einreiben wie mit Sonnencreme. (Nebenwirkung von Gel sind u.a. auch unwillentliches Verschmieren und “Verbreiten” an Nahestehende, an Frau und Kinder & es stinkt auch meist etwas…).
Vor dem Hintergrund solcher Trends klingen die Warnungen einiger Experten vor den Risiken einer Testosteron-Therapie wohl eher wie Besserwisserei. Manche von ihnen halten das Sexualhormon für eine der Ursachen, warum das starke Geschlecht einige Jahre früher als Frauen an Herz-Kreislauf-Krankheiten stirbt.

Warum Testosteron nicht als Ausrede taugt.

«Die Geschichte dieses Hormons wurde schon geschrieben, bevor man es chemisch isolieren konnte», sagen die Medizinsoziologin Rebecca Jordan-Young und die Kulturanthropologin Katrina Karkazis. Soeben ist ihr Buch «Warum ein Hormon nicht als Ausrede taugt» auf Deutsch erschienen. Darin räumen sie mit den gängigsten «Zombie-Fakten» über Testosteron auf. Und graben noch eine Schicht tiefer: Die Autorinnen decken auf, wie die wissenschaftliche Forschung zum Vielzweckhormon Testosteron gezielt in bestimmte Richtungen gelenkt und damit Politik gemacht wird. Zum Beispiel, indem Testosteron in der Finanzindustrie komplett anders und positiv dargestellt wird – Risikofreude! – als in Statistiken über Gewalt in Städten. «Man foltert Daten so lange, bis sie sprechen», sagen Jordan-Young und Karkazis im Interview mit Feuilleton-Autor Daniel Graf. Testosteron ist nicht das, was Männer an die Spitze sozialer Hierarchien bringt. Und auch nicht Schwarze ins Gefängnis.

Kann Testosteron das Leben verkürzen?!

Möglicherweise handeln sich die Männer mit der Testosteronsupplementation ein höheres kardiovaskuläres Risiko ein! Dies legt eine Beobachtungsstudie aus den USA nahe, bei der die Daten von etwa 9000 US-Veteranen mit Testosteronwerten unter 300 ng/dl (10,4 nmol/l) ausgewertet wurden. 20% der Männer ohne Testosterontherapie, aber 26% mit Therapie erlitten innert 28 Monaten Beobachtungszeit entweder den Tod, einen Herzinfarkt oder Hirnschlag, sogar obwohl die Männer in der Testosterongruppe im Durchschnitt etwas jünger und gesünder waren!
(Vigen R et al. JAMA 2013;310(17):1829-1836)
Die TOM-Studie (Basaria S et al., N Engl J Med 2010;363(2):109-122) wurde deshalb bereits vorzeitig abgebrochen! Dort war das Verhältnis des Risikos bereits innerhalb eines halben Jahres anstatt 5% bereits 22%!

Herzinfarkt unter Testosteron

Die Einnahme von Testosteron erhöht, zumindest in den ersten drei Monaten nach Beginn der Einnahme das Risiko eines Myokardinfarktes massiv! Das Risiko eines Myokardinfarktes unter Testosteronbehandlung steigt mit zunehmendem Alter. Bei unter 65 Jährigen mit einer bereits bestehenden koronaren Herzkrankheit steigt das Risiko eines Myokardinfarktes unter Testosteroneinnahme deutlich an. Das Risiko verdreifacht sich in den ersten drei Monaten unter Einnahme von Testosteron. (u.a. Finkel W.D. et al. Increased risk of non-fatal myocardial infarction following testosterone therapy prescription in men. Plos One 2014;9, e85805.)

Prostatakrebs

Hinzu kommt der Prostatakrebs, der häufigste Krebs älterer Männer.
Es ist nicht ganz klar, welche Rolle das Testosteron beim Entstehen von Tumoren in der Vorsteherdrüse spielt, aber es fördert eindeutig das Wachstum bereits bestehender Tumoren. Glücklicherweise wachsen diese Tumore meist so langsam, dass die meisten Männer sterben, bevor sie etwas von ihrer Geschwulst merken. Das könnte die Testosteron-Therapie ändern: Selbst Verfechter der Testosteron-Therapie raten deshalb dazu, laufend die Prostata zu kontrollieren.

Knochendichte

Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt! Osteoporose ist eine Sorge nicht nur postmenopausaler Frauen. Sie trifft in 13% auch Männer über 50 Jahren. Und 30% aller Schenkelhalsfrakturen treten bei alternden Männern auf. Testosteron verbessert bei jungen hypogonaden Männern die Knochendichte (BMD). Sollten nicht auch ältere Männer davon profitieren? Mitnichten! Bei 448 Männern über 70 Jahre wurden (totales) Testosteron und Östradiol, luteinisierendes Hormon und Knochendichte über acht Jahre verfolgt. Überraschung: Beim betagten Mann sind nicht der altersbedingte Hypogonadismus, wohl aber verminderte Östradiolspiegel mit verminderter BMD assoziert. Therapeutische Konsequenzen aus diesen Resultaten zu ziehen, wäre allerdings verfrüht. (Amis S. et al. Association of hypogonadism and estradiol levels with bone mineral density in elderly men from the Framingham study. Ann Intern Med 2000;133:951-63 (Editorial 1002-4))

Phthalate (BPA oder Bisphenol A) = Weichmacher aus Plastik in unserer Umwelt und Testosteron / Spermazahl

Ein guter, aber auch erschreckender Übersichtsartikel hier: https://www.piqd.de/gesundheit/das-sperma-problem-das-ende-der-menschheit-kann-schneller-kommen-als-wir-denken?

Was kann man sonst tun

  • Meiden Sie Nikotin, Alkohol und Stress. Vor allem dieses Trio lässt den Hormonspiegel von Testosteron fallen. Erhöhen tut ihn aber Bewegung und Abspecken.
  • Regelmässige körperliche Bewegung, vor allem Sport, steigert die Produktion von Testosteron. Studien konnten zeigen, dass der Testosteronwert nach kurzer, intensiver Bewegung von 25 bis 45 Minuten um mehr als 25 Prozent ansteigt. Der Effekt ist aber nicht nur kurzfristig: Regelmässige Bewegung steigert den Testosteronwert erwiesenermaßen um rund 15 Prozent (Med Sci Sports Exerc., Hawkins et al, 2008).
    Im mittleren Lebensalter vernachlässigen viele Männer ihre Fitness zwischen Anforderungen von Familie und Karriere. Wenn man dann wieder anfängt, sich körperlich zu bewegen und etwas abzunehmen, kann das allein schon den Testosteronwert wieder auf ein normales Level heben.
    Das heisst: Nehmen Sie sich mindestens dreimal wöchentlich Zeit für eine halbe bis eine Stunde Ausdauertraining.
  • Achten Sie auf Ihre Ernährung: Sie sollte genügend Zink enthalten, weil dieser Mineralstoff für den Testosteronaufbau nötig ist. Zink gibt’s hauptsächlich in Käse, Fisch, Meeresfrüchten, Geflügel, Fleisch, Nüssen sowie in geringerem Masse in Getreide, Hülsenfrüchte und Gemüse.
  • Wer Übergewicht hat, sollte abspecken. Bei Männern mit ausgeprägtem Bauchfett ist ein Enzym im Fettgewebe besonders aktiv, es heisst Aromatase. Das Enzym wandelt das männliche Geschlechtshormon in weibliches Geschlechtshormon um – und trägt damit zu einem Abfall des Bluttestosteronspiegels bei. Wenn der Organismus durch regelmässige sportliche Aktivitäten zum Beispiel fünf Kilogramm Fett verliert, wird die Testosteronausschüttung automatisch gefördert (5 Kilo weniger bedeuten rund ein Drittel höheren Testosteronspiegel).
  • Regelmässig Sex wirkt sich positiv auf den Testosteronspiegel aus.
  • Männer, die sich am frühen Morgen hellem Licht aussetzen, vermögen damit ihre Testosteronspiegel zu erhöhen. Dazu benötigt Mann zwischen 5 und 6 Uhr eine Stunde lang 1000 Lux. Dabei kletterte das für die Testosteronbildung zuständige luteinisierende Hormon (LH) um fast 70% in die Höhe  (In-Young Yoon et al., Neuroscience Letters 2003;341:25-28). Ebenso wie Depressionen, folgern die Forscher, könnten sich Libidoverlust und gedämpfte Sex-Aktivität – die Depressionen bekanntlich oft begleiten – durch helles Licht günstig beeinflussen lassen. Eventuell ist dabei nun der Testosteronanstieg nur eine Folge der gesteigerten Sexaktivität und nicht eine direkte Folge des Lichteinflusses.
  • Auch Phytoandrogene haben einen Einfluss auf den Testosteronspiegel. Phytoandrogene sind pflanzliche Stoffe, die ähnlich wirken wie Androgene. Dazu zählen die Isoflavone, die auch eine östrogene Wirkung haben (enthalten zum Beispiel in Soja) sowie Ginseng, Brennnesselwurzel und Hafer. Von diesen gibt es Fertigpräparate. Die Brennnesselwurzel eignet sich auch sehr gut für Tee.
  • Milch hilft Muskeln wachsen: Wer beim Krafttraining an Muskelmasse zulegen will, sollte Milch trinken. Das zeigt eine Studie an Männern, die 12 Wochen lang Gewichte stemmten. Sie wurden in drei Gruppen aufgeteilt: Die erste trank nach dem Training fettarme Milch, die zweite einen Soja-Drink und die dritte kohlenhydrathaltige Getränke. Die Milchtrinker bauten am meisten Fett ab – und am meisten Muskeln auf (Hartmann JW et al, Consumption of fat-free milk after resistance exercise, Am J Clin Nutr. 2007 Aug;86(2):373-8).
  • Anti-Aging: Was man selbst tun kann!

Konstruiertes Konzept der binären Sexualhormone

Das vereinfachende Konzept der binären Sexualhormone bleibt hartnäckig in den meisten Köpfen: Die Östrogene machen die Frau und steuern die liebevolle Mutter am Herd – Testosteron macht den Mann und steuert den wilden Kerl im Krieg oder an der Börse.
Wie konnte diese Simplifizierung selbst in Studien namhafter Forscher weiter Bestand haben? Vor allem ist es die Macht kultureller Glaubenssätze, denn am Anfang jeder Wissenschaft steht ein Weltbild, das den Blick der Forschenden steuert. Die aufgeführten Beweise sind erdrückend, und es fällt schwer zu widersprechen, wenn die beiden schreiben: „Sie folterten ihre Daten so lange, bis sie endlich sprachen.“ (Rebecca M. Jordan-Young, Katrina Karkazis: Testosteron. Warum ein Hormon nicht als Ausrede taugt. 2020, 384 S.)

Existiert ein Östrogenmangelsyndrom beim Mann?

Nein! Nicht direkt… Es ist immer die Folge eines Testosteronmangels, welches das Prohormon des Östrogens beim Mann ist, d.h. das meiste Östrogen beim Mann wird aus seinem Testosteron gebildet. Ist dieses nun zu tief, zeigt sich auch ein Mangel des Östrogens. Eine Therapie mit Östrogenen ist deshalb beim Mann unsinnig, ja gefährlich, da Brustwachstum und Herz-Kreislaufkrankheiten entstehen oder verschlechtern können. Man sollte immer nur mit Testosteron behandeln!

Gibt es ein Androgenmangel-Syndrom bei der Frau?

Just zu einem Zeitpunkt, wo der Nutzen und die Sicherheit einer langfristigen Östrogengabe nach der Menopause zunehmend hinterfragt werden (darüber lesen Sie hier!), ist immer öfter die Rede von einem Androgenmangel-Syndrom der Frau. Nicht nur der alternde Mann, so plädieren die Verfechter des neuen Syndroms, sondern auch Frauen nach der Menopause fühlten sich in gewissen Fällen dank der Gabe männlicher Geschlechtshormone (auch DHEA) vitaler und hätten eine grössere sexuelle Spannkraft. Die Existenz eines solchen Syndroms – zumindest bei gesunden, älteren Frauen – ist in Fachkreisen allerdings äusserst umstritten, denn die Rolle der Androgene im weiblichen Organismus ist wenig untersucht, allfällige Mangelsymptome äussern sich unspezifisch und mit breiten individuellen Schwankungen. Vor allem die Abgrenzung der Symptome gegenüber dem Ausdruck einer unbefriedigenden partnerschaftlichen Situation, einer Depression oder weiterer Krankheiten ist äusserst schwierig. Es fehlen auch grosse Studien, weshalb hier gar nicht weiter darauf eingegangen wird.
Es gibt hier eine Ausnahme: Bei einem schweren Hirsutismus (männliche Behaarung einer Frau) und einem Testosteron über 5 ist eine Testosterontherapie angesagt.

www.bodytuning-check.ch

Veröffentlicht am 07. Juni 2017 von Dr. med. Thomas Walser
Letzte Aktualisierung:
17. April 2021