Long Colds

Erkältet und es geht wochenlang nicht weg

Es gibt eine neue Erkenntnis, dass manche Menschen nach einer Erkältung, Grippe oder Lungenentzündung noch lange Zeit Symptome haben können. Diese Symptome können mehr als vier Wochen nach Beginn der Krankheit anhalten. Forschende nennen dies “Long Colds”. Es ist wichtig zu beachten, dass es sich hierbei nicht um Corona handelt, sondern um akute Atemwegsinfektionen mit Langzeitsymptomen.

Post-Covid ähnlich häufig wie ME/CFS nach anderen Infektionen

Seit Beginn der Covid-19-Pandemie liegt das Augenmerk von Forschenden stark auf Long-/Post-Covid, einem Krankheitsbild, das der Myalgischen Enzephalomyelitis bzw. dem Chronischen Fatigue-Syndrom (ME/CFS) ähnelt – oder womöglich damit identisch ist. Neue Daten zeigen, dass die Häufigkeit von Long-/Post-COVID mit postinfektiösen Beschwerden durch andere Viren vergleichbar ist. 

Zu den häufigsten Symptomen gehören Husten, Magenschmerzen und Durchfall mehr als vier Wochen nach der ersten Infektion. Der Schweregrad einer Erkrankung scheint ein Schlüsselfaktor für das Risiko von Langzeitsymptomen zu sein.

Die von der Queen Mary University of London geleitete Studie wurde in der Zeitschrift Lancet veröffentlicht.

Die Experten untersuchten die Daten von 10.203 Personen, die an der Covidence UK-Studie über Coronaviren in der Bevölkerung teilgenommen hatten. Zum Zeitpunkt dieser Analyse hatten 1.343 Personen eine Covid-Infektion durchgemacht und 472 hatten eine Atemwegsinfektion, die negativ auf Covid getestet wurde.
Die Ergebnisse zeigten, dass 22 % der Personen mit Covid-19 nach der Infektion unter anhaltenden Symptomen litten, ebenso wie 22 % derjenigen, die eine Infektion hatten, die nicht Covid war.

Man kann also sagen, dass ein ähnliches Risiko für anhaltende Symptome besteht, unabhängig davon, ob es sich um eine Covid- oder eine Nicht-Covid-Infektion handelt.

Auch die Behandlung bei Long Colds und Long Covid ist dieselbe

Weiterlesen: https://www.dr-walser.ch/longcovid-und-postcovid//#therapie

Quellen:
Lancet, Nov. 2023, Giulia Vivaldi et al.: Long-term symptom profiles after COVID-19 vs other acute respiratory infections: an analysis of data from the COVIDENCE UK study
The Guardian, 06.10.2023, Andrew Gregory: People may suffer ‘long colds’ more than four weeks after infection, study shows

Foto von Volodymyr Hryshchenko auf Unsplash

Letzte Aktualisierung von Dr. med. Thomas Walser:
06. Januar 2025

Der Untergang der Füsse…

Der Entengang steht am Anfang

Als „Entenfüsse“ wird der Aussenrotationsgang oder auch Zehenaussengang deiner Füsse bezeichnet. Deine Zehen zeigen beim Gehen und Stehen nach aussen. Auch wenn das bei kleinen Kindern häufig vorkommt und sie daraus normalerweise herauswachsen, kann sich der Aussenrotationsgang auch ausbilden oder verschlimmern, während man heranwächst.

Hauptkraftlinien im normal oder im aussenrotiert ausgerichteten Fuss.

Dies wird als „Untergang der Füsse“ angesehen, da dabei die Hauptkraftlinie im Fuss über die schwächste Stelle des grossen Balkon des Innengewölbes wegläuft, welches dann beginnt einzusinken. Optimal würde diese Kraftlinie von der Ferse in der Mitte des (parallel stehenden!) Fusses zu den Zehen verlaufen.

Bei dieser geraden Fusshaltung wird der Fuss ideal als eigentliche Längsfeder genutzt, d.h. alle federnden Gewölbe des Fusses (innen, aussen und das vordere) führen dazu, dass der Fuss durch das eigene Körpergewicht in der Standphase des Gehens/Laufens nach unten gedrückt wird und dann vor der Schwungphase durch Lösen dieser Federspannung 70 Prozent der Energie für das Abstossen liefern kann. Bei parallelen Füssen geschieht also das Abstossen entspannt und ohne grossen Energieaufwand.

Senk- und Plattfüsse – auch Spreizfuss…

Dramatischer für unsere Füsse wirkt sich aber aus, dass beim nach aussen gerichteten „Entenfuss“ durch die drastisch vermehrten Kräfte, die auf das Innere Längsgewölbe wirken, dieses langsam kollabiert – und damit der Beginn des Senk- und Plattfusses besiegelt wird.
Zudem bewirkt der immer damit einhergehende Fersengang (Gewicht nur im hinteren Teil des Fusses und Vorfuss nicht belastet) ein Untergang und Einsinken des vorderen Quergewölbes und damit die Entstehung des Spreizfusses mit der Komplikation Hallux valgus und Hammerzehen.
Dies geschieht beim Joggen viel schneller und stärker, da die Kräfte, die dabei die Gewölbe unserer Füsse aushalten müssen bis zum dreifachen Körpergewicht gesteigert sind.

Die Lösung dieses Haltungsproblems liegt nun nicht in den Füssen, sondern in unserer Gesamthaltung, die bewirkt, dass unsere Füsse als Endorgan dann nach aussen gezogen werden. Diese Haltung wiederum wird durch unsere Funktion im Gehen und Laufen bedingt (und auch verändert!). Wir müssen also die Haltung und Funktion unseres ganzen Körpers anschauen.

Welche Haltung/Funktion verursacht diese Aussenrotation?

Wir werden unten sehen, dass eine verspannte und dann auch verkürzte Extensoren- oder Streckermuskelschlinge des Beines den Fuss erst nach aussen zieht!

Extensorenschlinge des Beines
1) Stärkste Aussenrotatoren der Hüfte sind die Gesässmuskeln (v.a. Musculus gluteus maximus und medius)
2) Strecker im Kniegelenk (v.a. M. quadriceps femoris)
3) Unterschenkelstrecker (v.a. M. tibialis anterior >> Shin Splint)

Welche Haltung und welcher Laufstil verspannt nun diese Muskelschlinge?

Geh mal raus und schau Dir all die Jogger*innen an. Dort siehst Du schön, wie ein zu aufrechter Laufstil mit Fersengang und dem Schwerpunkt hinter dem Lot (meist auch Kopf als Ausgleich vorne, also mit leichtem Rundrücken) zu einer allgemeinen Aussenrotation des Beines führt und die Füsse dann nach aussen zeigen.

Was tun?

Zuerst mal: Niemals das „Endorgan“ Fuss gerade stellen wollen! Ist zwar einleuchtend, aber grundfalsch. Die Füsse sollen (vor allem in der Schwungphase) voll entspannt sein können.
Die Veränderung des Laufstils wird dann schlussendlich auch den Fuss wieder mehr nach innen rotieren lassen. Die Fussstellung verbessert sich also passiv, von selbst – bis unsere Füsse dann optimalerweise wieder parallel zueinander sind.

Oben haben wir gesehen, dass die verspannten und verkürzten Strecker und Aussenrotatoren des Beines den Fuss nach aussen ziehen. Wie kann ich diese Muskelschlinge in der Schwungphase des Beines voll entspannen? Wie verändere ich diese zu aufrechte Haltung, die mich (durch die Schwerkraft) eher nach hinten zieht und die ein aktives Heben des Beines in der Schwungphase bewirkt – und damit eine verspannte Streckerschlinge?

Die Antwort kann man in Stichwörtern umschreiben: Gehen/Laufen mit dem Gewicht des (vorne konvexen) Oberkörpers, mit der Schwerkraft also – Ganzfusslaufen (nicht nur Vorfuss allein) – entspanntes Schwingen der Beine aus dem Hüftgelenk heraus: eine Bewegung, die entspannt, beinahe passiv wie ein Pendel, von selbst geschieht – mit völlig entspanntem Quadriceps-, Gluteus- und Unterschenkelstrecker-Muskeln in der Schwungsphase…
Auf meiner Joggingseite habe ich darüber bereits ausführlich geschrieben – und dies beantwortet all unsere Fragen >>>
Auch hier an anderem Ort >>>

Auch Charlie Chaplins Oberkörper ist vorne konkav und neigt nach hinten (Becken ist vor dem Lot) und der Kopf nach vorne…

Gehen, Wandern, Joggen: Bewegung aus Entspannung und von Innen >>>

Bein- und Fussfehlstellungen sind Fehlhaltungen des ganzen Körpers >>>

Folgen einer verspannten Extensorenschlinge des Armes >>>

Photo by Umanoide on Unsplash

Letzte Aktualisierung durch Dr.med. Thomas Walser:
03. Februar 2025

Rückkopplungsprobleme zum Hirn

Diverse (lästige) Symptome des Menschen entstehen wohl aus einer ungenügenden Hemmung von Signalen aus unserer Peripherie, unseren Organen.
Es ist zur reibungslosen Funktion unseres Organismus sehr wichtig, dass viele Signale, die unser Hirn aus unserem Körper (und natürlich auch von ausserhalb) empfängt, gar nicht bewusst wahrnimmt. Unser Hirn würde dadurch sehr schnell überfordert sein…

Ungefilterte Sinneseindrücke können psychotisch machen

Wir würden wohl sofort durchdrehen, wenn unsere „mickrige“ Hirnleistung von 40 Bits/sec die 11 Mio Bits/sec Sinneseindrücke ungefiltert wahrnehmen würden. Ein Mensch in einer psychotischen Krise scheint eine solche „Filterstörung“ aufzuweisen und dadurch völlig überfordert, ein Denkfehler nach dem anderen produziert, die sich dann in Bedeutungs-, Beeinflussungs- und Beziehungswahn zeigt (selbst das Geräusch des Kühlschranks wird wahrgenommen, hat etwas mit dem Psychotiker zu tun und will ihm etwas mitteilen…).
Es wird nun versucht, mittels gewissen Medikamenten (Neuroleptika) diesen Filter zu verstärken, was aber nie selektiv und präzise gelingt, weshalb die Medikamente auch den Menschen als Ganzes von seiner Umwelt und auch von allen eigenen Gefühlen abschottet und damit auch zum eigentlichen gefühlsstumpfen “Untoten“ verwandeln kann!

Tinnitus

Der Tinnitus scheint ebenfalls eine solche mangelnde Hemmung eines Ton-/Geräusch-Signals aus dem Innenohr zurück zum Hirn zu sein. In einem schalldichten Raum, in dem nichts von diesem Signal ablenkt hören beinahe alle Menschen einen Tinnitus.
Eine Therapie könnte also sein, die Hemmung zu verstärken, indem ich mein Hirn regelmässig und stark mit genau diesem Ton/Geräusch eindecke und damit eine „Erschöpfung“ der Hirnregion erreiche.

Mouches Volantes

Die täglich neu auftretenden Mouches Volantes („fliegende Mücken“ oder Glaskörperflocken), die jederman/frau sieht, wenn man auf eine weisse Fläche schaut – und mit unserer Augenbewegung wie Fliegen durch den Raum huschen – sind ein Musterbeispiel, wie unser Hirn erfolgreich alltäglich (überflüssige) Symptome ausfiltert, um uns nicht wahnsinnig zu machen. Es sind ganz normale kleine Narben im Glaskörper unseres Auges, die ständig entstehen und völlig harmlos sind.

Sehr eindrücklich ist eine erfolgreiche Unterdrückung eines peripheren Reizes, der fehlende Schmerzreiz eines abgetrennten Armes beim Frontsoldaten bis er in den sicheren Unterstand geflohen ist – und dort beim Versuch, das Gewehr zu zücken, erst bemerkt, dass etwas fehlt! Diese Rückkopplungshemmung ist dabei überlebenswichtig.

Reizdarm / Reizblase

Beim Reizdarm und auch bei der Reizblase scheint diese Hemmung von Signalen aus dem Darm oder der Blase nicht zu gelingen. Die lästigen Symptome sind zuviel Rückmeldung dieser Organe, die überlebenswichtig sein können (Blinddarm- oder Harnwegsenfzündung), hier aber bereits entstehen (und ebenso unser „Alarmsystem“ in Gange setzen), obwohl ein wenig Luft oder eine kleine Menge Urin vorhanden ist.

Weitere unvollständige Ausfilterungen

Es gibt eine endlose Liste an harmlosen Signalen aus unserer Peripherie oder aus inneren Organen, die wir Menschen plötzlich wahrnehmen – und die dann meist zu ängstlichen Deutungen führen und dabei sehr viel Energie fressen.
Hier ein paar Beispiele aus meiner langen Hausarztpraxiszeit:

  • Plötzlich hört man/frau den Puls im Ohr oder spürt ihn sonst wo im Körper…
  • Oder ein Mann sieht plötzlich den ganzen Tag seine Nasenspitze – und kann sich nicht mehr davon lösen…
  • Natürlich gehören viele Juckreizphänomene bis Neuralgien dazu. Auch hier wirkt eine Überreizung der Nerven dieses befallenen Areals z.B. mittels einer Salbe aus Pfefferschottenextrakt (täglich mehrmals über Wochen/Monate), durch „Kratzen“ mit einem Lederstück oder durch ständiges Draufdrücken…
    oder dann „Weg-Meditieren“: den Fokus wie ein Leuchtturmfeuer anderswo hinsteuern…
  • Dann findet jemand eine der Normalvarianten unseres Körpers, die völlig harmlos sind, wohl schon lange Zeit vorhanden, aber plötzlich mitten im Fokus und nicht mehr wegzudrängen… Eine Liste dieser „Normalvarianten“ finden Sie hier >>>

Illustration von Monika Niedermann, Die Pause GmbH, aus dem Buch «Magic Beyond Form» von Silvia Hagen.

Letzte Aktualisierung durch Dr.med. Thomas Walser:
03. Februar 2025

Longcovid und Postcovid

Der Unterschied zwischen Post und Long-Covid ist rein zeitlich: Man spricht von Long-Covid, wenn Covid-19-typische Symptome über einen Zeitraum von vier Wochen nach der Infektion auftreten. Haben Patientinnen und Patienten drei Monate nach ihrer Erkrankung immer noch Beschwerden, spricht man von einem Post-Covid-Syndrom.

Post-Covid ist nicht selten und nicht harmlos

Eine aktuelle Metastudie von März 2022, die 81 Studien zusammenfasst, zeigt, dass 30% der Covid-Erkrankten nach 6 Monaten noch Erschöpfung verspüren und 20% an kognitiven Beeinträchtigungen leiden. Besonders bemerkenswert: Es gab kaum Unterschiede zwischen Hospitalisierten und mild Erkrankten.
Eine systematische Analyse, an der über 80 Forschungs­institute weltweit beteiligt waren, schätzt, dass etwa 6 Prozent der Infizierten drei Monate nach einer Infektion noch an Fatigue, kognitiven Störungen oder Atemwegs­problemen litten.

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mehr dazu weiter unten >

In der Post-Covid-Sprechstunde des Unispitals Zürich sind 80% weiblich und zwischen 25 und 40 Jahre alt. Frauen leiden doppelt bis dreifach häufiger an Post-Covid, da wohl ihr Immunsystem stärker reagiert als das der Männer.

Durch die Impfungen und die etwas weniger krankmachende Variante Omikron konnte das Risiko zwar deutlich gesenkt werden, wie jüngst eine Schweizer Studie herausfand. Spätfolgen sind aber nach wie vor relativ häufig. Sechs Monate nach einer Infektion mit Omikron leiden noch rund 11 Prozent der Geimpften an Symptomen. Bei der Wildtyp-Variante waren noch 25 Prozent betroffen. Dementsprechend haben sich 2022 die Wartezeiten in den zahlreichen Post-Covid-Sprechstunden kaum verändert, und Kranke müssen weiterhin monatelang auf einen Termin warten.

Das Risiko für Post-Covid ist während der Pandemie gesunken, bleibt aber hoch

Ob sich das Risiko von Post-Covid im Verlauf der Pandemie verändert haben, war bis dato unklar. Eine neue Studie zeigt, dass sich die kumulative Inzidenz solcher Beschwerden im Verlauf der Pandemie verringert hat. Doch absolut betrachtet ist das Risiko in Omikron-Phasen hoch, selbst für geimpften Personen.

Bei ungeimpften Personen lag die Häufigkeit für Post-Covid im 1. Jahr nach der Infektion bei 10,42 Ereignissen pro 100 Personen in der Prä-Delta-Ära, bei 9,51 Ereignissen pro 100 Personen in der Delta-Ära und bei 7,76 Ereignissen pro 100 Personen in der Omikron-Ära.

Bei geimpften Personen betrug die Häufigkeit 5,34 Ereignisse pro 100 Personen während der Delta-Ära und 3,50 Ereignisse pro 100 Personen während der Omikron-Ära. Sie hatten eine niedrigere Häufigkeit nach 1 Jahr als ungeimpfte Personen. Also während der Delta-Ära -4,18 Ereignisse pro 100 Personen und während der Omikron-Ära -4,26 Ereignisse pro 100 Personen.

Brain Fog, Erschöpfung und mehr…

6 bis 30% aller Covid-Kranken erleiden ein „Long Covid“ oder „Post Covid Syndrom“, was bedeutet, dass sie während 8–10 Monaten an Hirnfunktionsstörungen (Brain Fog) leiden. Viele davon sind nicht mehr in der Lage, zu lesen oder E-Mails zu beantworten. Laut der WHO liegt Long Covid vor, wenn die Beschwerden innert dreier Monate nach einer Infektion mit dem Coronavirus auftreten, mindestens zwei Monate andauern und nicht mit anderen Ursachen erklärt werden können. Einen monatelangen Verlust des Geruchssinns beklagen fast alle. Sehr typisch sind auch Depression und Angst, was vorher ein unbekanntes Problem für sie war. Vereinzelt kamen Wortfindungsstörungen vor oder die Unfähigkeit, einem Gespräch zu folgen. Beim Versuch einer körperlichen Aktivität erleben Betroffene anschliessend eine massive Verschlechterung der Erschöpfung, waren noch knapp in der Lage, den Briefkasten zu leeren. Sie konnten nur noch liegen und beim Aufstehen treten Pulsrasen und Ohnmachtsanfälle, ein sogenanntes POTS (Posturales orthostatisches Tachykardiesyndrom), auf. Häufig leiden sie unter schweren Schlafstörungen, seltener unter andauernder Atemnot.

Eine Studie der Universität Oxford zeigte kürzlich, dass sogar Menschen, die sich nach ihrer Covid-Erkrankung wieder gesund fühlten, in kognitiven Tests schlechter abschnitten als Nichterkrankte. Vor allem das Gedächtnis und die Fähigkeit, sich über eine gewisse Zeit zu konzentrieren, litten nach Covid-19 während mindestens sechs Monaten. Schon letzten Sommer hatte eine britische Untersuchung Ähnliches gezeigt.

Weiterlesen über Brain-Fog: piqd.de/gesundheit/brain-fog-das-am-meisten-missverstandene-covid-symptom

Was ist nun bereits eine „krankhafte Erschöpfung“?

Hören Sie diesen Podcast von Radio Atlantic. Er zeigt Ihnen, dass krankhafte Erschöpfung einer normalen Erschöpfung so ähnlich ist wie ein leichter Regenschauer einem Tsunami, der alles niederreisst. Das ist nicht übertrieben. Der Wissenschaftsjournalist Ed Yong, der dazu intensiv recherchiert hat, sprach mit Menschen, die ernsthaft abwägen mussten, ob sie es sich leisten konnten, ein Glas Wasser zu trinken – weil sie später dann die Kraft aufbringen mussten, um zur Toilette zu gehen.

Neben der Tatsache, dass Yong die körperlichen Mechanismen hinter krankhafter Erschöpfung beschreibt, wie sie auch bei Long Covid auftreten kann, ist auch absolut wichtig, dass Menschen, die darunter leiden, genau die Dinge nicht helfen, die bei „normaler“ Erschöpfung gut tun: Schlafen, Ausruhen, Bewegung. Beziehungsweise: Schlafen und Ausruhen müssen sie sich, aber sie erfahren dabei längst nicht die gleiche Erholung wie Menschen, die sich einfach nur im Fitnessstudio überanstrengt haben oder überarbeitet sind. Ihre Körper sind zu dieser Erholung gar nicht fähig, manche sind sogar gleichzeitig total erschöpft und extrem angespannt.
Bewegung wiederum, das Mittel, zu dem selbst Ärzt:innen diesen Menschen raten, verschlimmert das Problem.
Was den Menschen am besten hilft, ist eine mühsam erarbeitete Mässigung, bei der sie genau wissen, wie viel Energie sie aufwenden können, bevor es zu viel ist.

Eine grosse Schwierigkeit dabei ist die fehlende Anerkennung einer Gesellschaft, die meint, Durchhalten, Durchbeissen und Überwindung sei das beste Mittel gegen Müdigkeit.

Post-Covid-Symptome sind vielfältig

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Quelle: More than 50 long-term effects of COVID-19: a systematic review and meta-analysis

Wie lange muss ich bei einer Erkrankung mit Symptomen rechnen?

Die gute Nachricht: Bei den meisten Patienten tritt innerhalb von sechs bis zwölf Monaten eine Besserung ein. Nur ein kleiner Prozent­anteil wird chronische Beschwerden entwickeln, die Jahre andauern könnten und die dem sogenannten Chronic-Fatigue-Syndrom ähnelten.
Eine globale Analyse kommt zum Schluss: War die Covid-19-Erkrankung mild, so dauerte Long Covid bei der Hälfte der Patientinnen etwa vier Monate. Nach einem Jahr hatte nur eine von sieben Betroffenen noch Beschwerden.
Allerdings muss die Besserung nicht geradlinig verlaufen. Symptome können kommen und gehen. Nach einer Zeit der Besserung kann wieder eine Verschlechterung eintreten. «Corona-Coaster» nennen das Expertinnen und Betroffene – eine Corona-Achterbahn.

Gehören meine Symptome zu Post-Covid – und wie gross ist mein Risiko LC zu entwickeln?

Das Modell zur Einschätzung des Post-COVID-Risikos, Unispital Zürich USZ-Immunologie:
Sie (und auch Ärzt*innen) können mit Hilfe eines standardisierten Fragebogens das Long-COVID-Risiko besser vorhersagen: pacs-score.com

Vorbedingungen, die eher zu Post-Covid führen

Diabetes mellitus & der Epstein-Barr-Virus. Sars-CoV-2 ist fähig, einen altbekannten Übeltäter zu reaktivieren, der untätig in uns schlummert: das Epstein-Barr-Virus. Der Auslöser des Pfeifferschen Drüsenfiebers wird mit zahlreichen Autoimmun­erkrankungen wie etwa der Multiplen Sklerose in Verbindung gebracht und gilt als mögliche Ursache für das chronische Erschöpfungs­syndrom (CFS).

Ursachen von Long- oder Post- Covid

Eine Hypothese ist, dass Post-Covid eine gesteigerte pathologische Immunreaktion zu sein scheint, bei der auch, wie bei vielen anderen Krankheiten, eine chronische Entzündung ein zentraler Mechanismus ist. Dieser Zustand ist durch Müdigkeit (Brain Fog), Überempfindlichkeit und Übererregbarkeit gekennzeichnet (siehe auch die Ähnlichkeit zur Neuroinflammation).

Daraus ergibt sich auch ein Lebensstil als Therapie, der entzündungswidrig ist – und eigentliche Resets für unseren Körper beinhaltet (siehe unten).

5 Hypothesen, was hinter Long Covid stecken könnte

Eine Möglichkeit ist, dass es sich bei Long Covid um eine anhaltende Virusinfektion handelt. Es gibt mehr als hundert Veröffentlichungen, in denen Forscher Teile des Virus oder seines Erbguts noch Monate nach der Infektion in verschiedenen Organen nachgewiesen haben.

Die zweite Hypothese ist die sogenannte Autoimmunität. Es ist bekannt, dass verschiedene Viren eine Immunreaktion auslösen können, die sich gegen den eigenen Körper richtet. Dazu scheint auch Sars-CoV-2 zu gehören.

Die dritte Möglichkeit ist, dass im Körper schlummernde Viren wie Epstein-Barr-Viren oder andere Herpesviren reaktiviert werden. Das ist bei einer Untergruppe von Long-Covid-Patienten definitiv der Fall.

Und die vierte Theorie ist, dass die akute Corona-Infektion zu chronischen Veränderungen und Schäden in verschiedenen Organen führt. Dazu gehört auch eine pathologische Veränderung unseres Pilz-Mikrobioms im Dickdarm.

Und last but not least:
Das sogenannte Komplementsystem. Dieses besteht aus mehr als 30 Proteinen und ist Teil des angeborenen Immunsystems. Es wird aktiviert, sobald eindringende Viren oder Bakterien bekämpft werden müssen, es sorgt auch dafür, dass beschädigte oder infizierte Körperzellen beseitigt werden. Normalerweise kehrt das Komplementsystem nach getaner Arbeit schnell wieder in den Ruhezustand zurück.
Nicht so bei den Long-Covid-Patienten. Bei ihnen bleibt das Komplementsystem überaktiv – und richtet dabei grosse Schäden an: Es aktiviert die Blutplättchen und begünstigt sogenannte Mikrogerinnsel, es schädigt die Innenwand der Blutgefässe, das sogenannte Endothel, es zerstört auch rote Blutkörperchen, die Sauerstoff transportieren. Ein weiterer interessanter Befund: Bei anfänglichen Long-Covid-Patienten, die nach sechs Monaten aber keine Symptome mehr hatten, war das Komplementsystem zum zweiten Zeitpunkt wieder zur Ruhe gekommen.
Die Zürcher Forschenden haben auch Hinweise darauf gefunden, was das Komplementsystem auf Trab hält: einerseits Antikörper gegen körpereigene Strukturen, sogenannte Autoantikörper, andererseits vermehrt zirkulierende Antikörper gegen schlummernde Viren wie das Epstein-Barr-Virus (EBV) oder das Cytomegalovirus (CMV).
Diese Erkenntnisse passen sehr gut zu den beschriebenen Symptomen von Long-Covid-Patienten: zur erhöhten Gerinnungsneigung, zur beobachteten Immunaktivierung, zur Unfähigkeit, Anstrengung zu tolerieren, oder auch zur Schädigung verschiedenster Zellen und Organe. 

ME/CFS

Die schwerste Form von Post-Covid ist eine bekannte, jedoch verdrängte Krankheit. Die Weltgesundheitsorganisation nahm sie schon 1969 in ihren internationalen Klassifizierungs-Katalog auf. Die ersten Fälle traten in den Fünfziger nach einer Polio-Epidemie in London auf. Viele Menschen, vor allem Frauen, wurden nach ihrer Polio-Infektion bettlägerig, litten unter unerklärlichen Schmerzen an unterschiedlichen Stelle und konnten nicht mehr aufstehen. Die Ärzte vermuteten damals, es sei eine Art »Pandemie-Hysterie«. Der Grund sei eine schwache Psyche.

Wir gehen davon aus, dass die sogenannten postakuten Infektionssyndrome, zu denen auch ME/CFS gehört, die Folge verschiedener Infektionen sein können. ME/CFS, das wussten wir schon vor Korona, kann von verschiedenen Viren, Bakterien und Parasiten getriggert werden, zum Beispiel von EBV und Grippe, nach Chlamydien, aber auch von Borrelien, die von Zecken übertragen werden. Korona ist nun ein weiteres Mitglied dieser Gruppe. Das zeigt, dass wahrscheinlich nicht ein einzelnes Oberflächenmolekül oder etwas Ähnliches für diese Infektionssyndrome verantwortlich sein kann. Die Infektionen sind nur eine Art Trigger.

Heute weiss man noch etwas zweites, dass ein Frauenüberschuss (Frauen erkranken doppelt bis dreimal so häufig wie Männer!) darauf hindeutet, dass es sich um eine übertriebene Reaktion des Immunsystems handeln muss. Denn Östrogene, von denen Frauen logischerweise mehr haben als Männer, stimulieren das Immunsystem; das weibliche Immunsystem ist also aktiver. Die Betroffenen haben Schmerzen, in Gliedern, Kopf und sonst wo. Viele können sich nicht konzentrieren, sind chronisch müde, haben Herzrasen oder Atembeschwerden, ertragen Licht nicht. Einhergehend mit dem Umstand, dass sich ihr Zustand verschlechtert, wenn sie sich anstrengen.

60% der Erkrankten sind arbeitsunfähig.

Die Erschöpfungskrankheit trägt den Namen ME/CFS, Myalgische Enzephalomyelitis mit Chronischem Fatigue-Syndrom.

Im Vergleich zu Krankheiten, die ähnlich häufig sind, ist ME/CFS wenig erforscht:

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Fortbildung USZ vom 19.03.2024

Das Chronische Fatigue-Syndrom trifft Millionen von Menschen, und es ist lange bekannt. Doch Patientinnen wurden psychologisiert, stigmatisiert und falsch behandelt. Erst Long Covid brachte ein Umdenken > super recherchierte Arbeit der Wissenschaftsjournalistin Theres Lüthi (Republik, 08.01.25)

Therapieansätze

Es gibt ein Vorbild für die Therapie bei Post-Covid, nämlich die Schmerztherapie. Früher wurden unerklärliche chronische Schmerzen mit immer stärkeren Medikamenten behandelt. Dem lag das einfache Modell zugrunde, dass Schmerzen einfach organisch abgestellt werden müssten. Heute geht man davon aus, dass im chronischen Schmerz sowohl die organischen Ursachen als auch die sozialen und psychischen Umstände mitberücksichtigt werden sollten. Bei dem einen mehr diese, bei der anderen mehr jene Komponente. In einer multimodalen Schmerztherapie werden Schmerzmedikamente, Physiotherapie und Psychotherapie also gemeinsam eingesetzt. Für die Patientinnen und Patienten ist genau dies womöglich der entscheidende Schritt, um mit Post-Covid besser leben zu können.

Mässige, aber regelmässige Bewegung hilft beim Post-Covid. Diese Muskelaktivität führt über diverse komplizierte Vorgänge (siehe folgende Abbildung, die sich auf die verwandte Neuroinflammation bezieht) zu einer starken Verbesserung.
Die übermässige, leistungsbetonte Bewegung (Leistungssport) verstärkt hingegen die Long- oder Post-Covid-Symptome durch Ausschüttung der Hormone Cortisol, Adrenalin und Entzündungsstoffe, wie die Zytokine! Deshalb spricht man bei der Bewegungsaufnahme bei Fatigue von Pacing:
Diese Tipps gegen die krankhafte Müdigkeit/Fatigue bringen Sie weiter:
altea-network.com/long-covid/ratgeber/fatigue/

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(Copyright Prof. Jürgen Sandkühler, Zentrum für Hirnforschung, Medizinische Universität, Wien; http://cbr.meduniwien.ac.at)

Auch eine spezielle entzündungswidrige Ernährung, d.h. viele Pflanzen, wenig Alkohol und wenig Fleisch, viele Bitterstoffe (Polyphenole, wie schwarze Schokolade, Kaffee, bittere Öle (Lein-, Raps-, Olivenöl) verbessert die Post-Covid-Überreaktion. Dies entspricht in etwa der „mediterranen Ernährung“.
Die vegetarische (oder sorgfältig vegane) Ernährung ist hier optimal, auch dass unsere Darmflora besser wird.
Die Darmflora – das Mikrobiom – besteht aus Bakterien, aber auch aus Pilzen. Ein Ungleichgewicht dieser Darmpilze könnte für die überschiessenden Entzündungs­reaktionen bei Patienten mit schwerem Covid-19 oder Long Covid verantwortlich sein, wie Forscherinnen 10/23 im Fachblatt «Nature Immunology» berichteten. Sie beobachteten, dass Individuen mit schwerem Krankheits­verlauf eine erhöhte Konzentration von Darm­pilzen aufwiesen, was zu einer Aktivierung des Immun­systems führen kann. Besonders der Hefepilz Candida albicans spielt hier eine Rolle. Die Ergebnisse passen zu früheren Studien, die zeigen, dass ein verändertes Mikrobiom bei Covid-19 eine Rolle spielt, indem es die Schutzschicht des Darms durchlässiger für Pathogene macht.

Weiter verweise ich auch auf das 16:8-Kurzfasten, welches enorm entzündungshemmend ist und so auch gegen Post-Covid wirkt!

Retraining unseres Hirns – Neuroplastizität erhöhen

>>> Link: https://www.luks.ch/sites/default/files/2022-05/therapiemassnahmen_physio.pdf

Pacing
Im Allgemeinen geht es bei Betroffenen aber darum, ihren Alltag so zu gestalten, dass sie ihr eigenes Energie­niveau respektieren lernen. Das heisst: sich nicht zu einer Aktivität zwingen. Man spricht da von «Pacing». Wenn man sich schlecht fühlt, geht man normaler­weise vielleicht spazieren und fühlt sich danach besser. Bei Long Covid funktioniert das jedoch nicht. Wer sich zwingt, «etwas zu tun», dem kann es danach sogar noch schlechter gehen, und die Genesung dauert länger. Die so wichtige Rhythmisierung des Lebens wird hier noch wichtiger.

Pacing, aus dem Englischen für „sich selbst das richtige Tempo vorgeben“, ist keine heilende Therapie, sondern eine Technik. Sie lehrt Patienten, eigenständig mit ihrer begrenzten Energie und anderen Symptomen umzugehen. 
Pacing hilft, die eigenen Belastungsgrenzen zu erkennen, zu akzeptieren und im Alltag zu berücksichtigen. Dies erfordert Ausdauer, Geduld bei Rückschlägen und die oft mühevolle Akzeptanz der eigenen Grenzen. Trauer, Wut und Aggression gilt es anzunehmen. 
Ein Symptomtagebuch verdeutlicht die energetische Komplexität unserer Tätigkeiten. Die „Symptomampel“ und das Aktivitätsprotokoll zeigen, wie diffizil das Zusammenspiel von Tätigkeiten – auch Denken, Lesen, Schauen – und autonomem Nervensystem ist.

Pacing verspricht keine Wunder, sondern ermutigt die Erkrankten, sich konsequent ernst zu nehmen. Ideen zur mentalen Krankheitsbewältigung und seelischen Stärkung sind zentral.
(Wunderbare Anleitung: Andrea Brackmann, Katharina Jänicke: Long Covid und Chronisches Erschöpfungssyndrom lindern. Das Pacing-Selbsthilfebuch.)

Vorsicht: zu früh und zu viel Sport nach Covid kann auch Post-Covid fördern!

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Copyright Sonntagszeitung

Medikamente gegen Post-Covid gibt es bisher nicht.

ZUSAMMENFASSUNG:

  • Ernährung entzündungssenkend: mediterran; auch vegetarisch oder (sorgfältig) vegan (bessere Darmflora!); Kurzfasten, wie 16:8.
  • Mehr Bewegung – mässig und regelmässig.
  • Soziale Isolation vermeiden…(Metastudie)
  • Was den Menschen am besten hilft, ist eine mühsam erarbeitete Mässigung, bei der sie genau wissen, wie viel Energie sie aufwenden können, bevor es zu viel ist (Pacing).
  • Mehr Beruhigung, Entspannung, Innerer Frieden…
  • Meditieren… Sie sind dadurch weniger gestresst und gereizt.

Was hat Ärztin und Spitzenradfahrerin Marlene Reusser bei ihrem Post-Covid geholfen?

Macht Covid ganze Gesellschaften dauerhaft kränker?

Es gibt beunruhigende Hinweise, dass Covid diverse Folgeerkrankungen nach sich zieht.
Expert*innen aus verschiedenen Teilen der Welt sind aber auch fast durchwegs der Meinung, dass die Pandemie wichtige und längst fällige Veränderungen im Gesundheitssektor angestossen hat.
Hat man vor der Pandemie Infektionskrankheiten getrennt von Zivilisationskrankheiten betrachtet, ist das nun anders. Inzwischen setzt sich die Meinung durch, dass die Trennlinien nicht so scharf gezogen werden können. Menschen, die Krankheiten haben, die mit dem Lebensstil assoziiert sind, wie zum Beispiel starkes Übergewicht oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, haben auch ein höheres Risiko, an Infektionskrankheiten zu sterben oder dauerhaft noch kränker zu sein. Das hat die Covid-Pandemie deutlich gezeigt. 
(Quelle: piqd.de/gesundheit/macht-covid-ganze-gesellschaften-dauerhaft-kranker)

Und Post-Vac? Also Long Covid nach der Impfung?

Hier muss zuerst einer der stärksten Denkfehler in der Medizin in Westeuropa erwähnt werden. Es ist die Kernüberzeugung, dass alles „Natürliche“ (eben auch eine Covid-Erkrankung) immer besser ist, als etwas „Wissenschaftlich-Technisches“ (die Impfung dagegen…): „Post-Vac“, also Long-Covid-Verläufe nach Impfungen kommen 500mal weniger häufig vor, als nach einer Covid-Erkrankung!

Long Colds

Von Long Covid hat mittlerweile fast jeder gehört. Aber wusstest du, dass es offenbar auch „Long Colds“ gibt? Das ist kein Corona, sondern „akute Atemwegsinfektionen mit Langzeitsymptomen“, wie Forschende festgestellt haben. Anders gesagt: Du hast eine Erkältung, Grippe oder Lungenentzündung  – und vier Wochen nach Beginn der Symptome sind sie immer noch nicht ganz weg.
Weiterlesen >>>

Letzte Aktualisierung durch Dr.med. Thomas Walser:
02. Februar 2025

Alles Natürliche ist gut! Wirklich?

Unsere irrationale Liebe zur Natur

So betitelt Psychologie Heute das spannende Interview mit Michael Siegrist, Psychologe und Professor für Konsumentenverhalten an der ETH Zürich. Er beschreibt ein Phänomen, das ich schon seit Jahrzehnten in der (Komplementär-) Medizin beobachte. Und obwohl ich immer ein grosser Verfechter des „Natürlichen“ und der „alternativen“ Natur-Medizin war, setze ich dahinter auch immer grössere Fragezeichen.

Was natürlich ist, finden viele Menschen automatisch gut. Dabei ist es das oft gar nicht. Diese Art, verzerrt zu denken, beeinflusst immer mehr, was wir kaufen, welche Medizin wir wünschen und wie wir leben.

Schauen Sie nur mal kurz in Ihren Küchenschrank: Die Kaffeefilter sind „naturbraun“, das Mehl ist ein „Naturprodukt“, der Reis hat einen „unverwechselbaren, natürlichen Duft“ und auf der Salzpackung steht „natürliches Meersalz“…

Wir haben solch vereinfachende Schwarz-Weiss-Faustregeln bereits bei Daniel Kahneman („schnelles Denken – langsames Denken“) angetroffen. Wir stecken voller solcher verzerrende Denkfehler und Irrtümer. Bei „Natürlich ist besser!“ ist das nicht anders.

Aber die Natur ist doch wunderbar und wohlwollend?

Ich empfinde dieses, unser Bild von Natur und Natürlichkeit immer mehr als paradox. Denn damit einher geht oft auch eine Skepsis gegenüber Wissenschaft und Technik – also ein klares Schwarz-Weiss-Denken. Michael Siegrist fragt uns, ob wir dann lieber vor 200 Jahren leben wollten. Damals waren die Lebensmittel nicht sicher. Sie haben etwas gegessen und sind davon krank geworden oder sogar gestorben. Naturgefahren haben sehr viel Menschen ums Leben gebracht. Die Medizin war voller Irrtümer und Gefahren. Die Lebenserwartung war bei uns um 40 Jahre.

Auch heute noch werden viele Menschen krank oder sterben sogar, falls man zu stark mit dieser stark vereinfachenden Faustregel im Kopf lebt und nichts anderes gelten lässt: Schwarz-Weiss oder Gut-und-Böse. Beispiele erleben wir täglich: Die Diskussionen um die Covid-Impfungen (böse), um das Wurmmittel Ivermectin gegen Covid (gut), um Vitamine (gut), E-Stoffe (immer böse, obwohl auch absolut natürliche Stoffe darunter sind…), Gentechnik (immer böse), „Naturwein“ (immer gut, obwohl sich hier auch klare Weinfehler neu verkaufen lassen…),…

Gerade Wein, aber z.B. auch Käse werden von uns traditionell als natürliche Produkte gesehen. Beide sind aber industriell produziert. Dahinter stecken viele Verarbeitungsschritte und Technologie. Also ein weiterer Denkfehler: fast alle traditionelle Verfahren werden von uns intuitiv als natürlich betrachtet. Auch dies ist irgendwie paradox.

Natürlich ist beim Auflösen dieser Schwarz-Weiss-Sicht auch nicht das Gegenteil wahr. Wein und Käse sind nicht „böse und schlecht“, wie auch die Covid-Impfungen nicht „böse“ sind. Es ist sehr wichtig, unsere vereinfachenden Denkfehler zu erkennen – und das Ganze differenzierter anzuschauen. Alles Natürliche ist eben nicht nur gut.

Pflanzen können (auch) krank machen

Denken wir an den weisen Satz von Paracelsus, das die Dosis das Gift macht. Fingerhut (Digitalis) kann in tiefer Dosis ein wunderbares Herzmittel sein. Etwas stärker dosiert, wirkt es aber absolut tödlich. Bei den häufigen Allergien gegen Pflanzen spielt dann nicht mal mehr die Dosis eine Rolle, schon eine Spur davon kann krank machen. Beispiele sind die zunehmenden Pollenallergien. Dann die vielen Kontaktallergien mit Pflanzen: draussen (als Beispiel Arnika, Riesenkerbel, …) und drinnen (Gummibaum (Latexallergie) oder in Salben: Perubalsam, Käslikraut,…)…

In einer neuen, kostenlos im Internet verfügbaren Nummer präsentiert das «Adverse Drug Reaction Bulletin» eine Übersicht zu unerwünschten Wirkungen von Pflanzen und pflanzlicher Heilmittel. Vier wichtige Mechanismen werden diskutiert: Pflanzen können bekannte pharmakologisch aktive Wirkstoffe enthalten, die eventuell zu Problemen führen. Einzelne davon sind dosisabhängig (z.B. die in Senna-Präparaten enthaltenen Glykoside), andere «idiosynkratischer» Natur wie bei verschiedenen hepatotoxischen Wirkstoffen (z.B. Traubensilberkerze, Cimicifuga). Anders erklären sich Nebenwirkungen, die auf der Substitution von bestimmten Pflanzen beruhen – so wurden unter einem Präparat, das statt der Mondsamenpflanze (Stephania) Osterluzei (Aristolochia) enthielt, Fälle von Nierenversagen beobachtet. Werden einem Pflanzenmittel zusätzliche, ebenfalls pflanzliche Ingredienzen beigemischt, so kann dies ebenfalls ungünstige Folgen haben. Dies war z.B. der Fall, als ein Beinwell-Präparat mit Bestandteilen der Tollkirschen-Pflanze kontaminiert war. Schliesslich ist es nicht selten, dass ein pflanzliches Mittel weitere, toxische Bestandteile (z.B. Schwermetalle) oder verschreibungspflichtige Medikamente (z.B. Sildenafil) enthält. Gemäss einer toxikologischen Untersuchung konnten in fast 500 chi-nesischen Mitteln solche «Verunreinigungen» nachgewiesen werden. Oft handelte es sich dabei um relativ riskante Substanzen wie Kortikosteroide, Diuretika und Antidiabetika
Diese Übersicht erinnert einmal mehr daran, wie wichtiges ist, eine vollständige Medikamenten-Anamnese zu erheben. Es genügt nicht, nur ärztlich verschriebene Arzneimittel zu erfassen; auch die oft zahlreichen, gewissermassen «unter dem Radar» laufenden mehr oder weniger alternativen Mittel können zu Problemen führen.
Quellen: pharma-kritik-Jahrgang 43 , Nummer 6, PK1186 & https://journals.lww.com/adversedrugreactbull/fulltext/2021/12000/

Die Natur wird romantisch verklärt

Dies ist noch nicht lange so. Noch 1950 galt das „Wonder Bread“ aus Amerika oder Nescafé („gefrier-getrocknet“!) als technischer Fortschritt und damit als sehr positiv.
Heute haben wir aber ein Idealbild von Natur, das im Grunde nur eine Imitation ist, welche das Original sogar übertreffen soll. Daraus resultierten dann in der „Komplementärmedizin“ Ideen von Verschlackung, Übersäuerung und dagegen Methoden der Entgiftung, Entschlackung – also „Reinigung“ (von Gift und Chemie).

Hierhin gehört auch, dass der 22-jährige Student Christopher McCandless 1990 zu einer Reise in die Wildnis Alaskas aufbrach. Er war Leser der Naturromantiker Jack London, Ralph Waldo Emerson und Henry David Thoreau (Walden). Er erwartete von einem einsamen abenteuerlichen Leben in der Wildnis eine höhere Lebensintensität, ja eine spirituelle Erneuerung. Dinge, mit denen wohl auch der heutige Boom an Survivalkursen verkauft wird. Die von Menschen unangetastete wilde Natur ist für sie rein im Unterschied zur verdorbenen Zivilisation. Und auch das eigene Leben wird in dieser wilden Natur wieder gereinigt, denn in lebensgefährlichen Situationen in der Wildnis sind keine Kompromisse mehr möglich. Entweder man übersteht die Lebensgefahr, oder man übersteht sie aufgrund eines Fehlers, den man macht, eines Fehltritts oder einer Fehleinschätzung des Wetters, eben nicht. Entweder man schafft es auf den Gipfel, oder man schafft es nicht (Mount Everest-Tourismus!).
McCandless schaffte es nicht. Er schaffte es nicht, das Fleisch des geschossenen Wild zu konservieren. Es verdarb zum grössten Teil. Als er auf dem Rückweg zu seinem Auto war, bemerkte er, dass ein Fluss, den er auf dem Hinweg watend durchquert hatte, in der Zwischenzeit durch Schmelzwasser angeschwollen und unüberwindbar geworden war. Er versuchte darauf von Früchten und Wurzeln zu leben. Er verwechselte aber die geniessbaren Kartoffelknollen mit denen einer giftigen Pflanze und starb.

Die „Rache der Natur“ ist dann auch (gemäss Michael Siegrist) schon fast religiös überhöht. Der Mensch wird bestraft für seine Hybris. Früher hat Gott zurückgeschlagen. Heute ist es die Natur (Klimakrise). Der Umweltschutz kann dabei eine Art kirchlicher Ablasshandel werden. Ich bezahle heute Geld, um meinen CO2-Fussabdruck auszugleichen – und schon kann ich mit gutem Gewissen fliegen.

Unser Natürlichkeitsideal sagt uns also, wie ein gutes, moralisches Leben auszusehen hat. Bis vor wenigen Jahren war für so etwas die Kirche zuständig.

Infektionen stärken unser Immunsystem – Nicht?

Zum Beispiel verbreiten Anthroposophen die Meinung, Masern „schulen“ und stärken das kindliche Immunsystem. Diese Meinung ist bereits bei Masern gefährlich, da man damit eingeht, dass dann wenige der Kinder auch eine Hirnhaut- oder im schlimmsten Fall eine invasive Hirnentzündung entwickelt.
Falls Sie bisher also auch glaubten, unser Immun­system brauche alle Infektionen, um sich zu stärken: Die Genfer Professorin für Virologie Isabella Eckerle sagte kürzlich zum Norddeutschen Rundfunk, das sei der grösste Irrtum in ihrem Fachbereich. Und der Berliner Virologe Christian Drosten schrieb vor ein paar Tagen, das wäre ein bisschen, wie wenn man Steaks essen müsste, um seine Verdauung zu trainieren.

Können Dinge böse sein?

Antibiotika sind schlecht, Zwiebel­wickel gut. Auch heute noch neigen Menschen dazu, Dingen moralische Eigen­schaften zuzusprechen. Doch Dinge gehorchen Natur­gesetzen, sie sind darum per se weder gut noch schlecht. Entscheidend ist, wie und wozu sie eingesetzt werden. Allerdings konnte sich diese moderne Erkenntnis nie ganz durchsetzen, schreibt Daniel Strassberg (in der REPUBLIK, 24.01.23) in seiner Kolumne und fordert mit dem Philosophen Bruno Latour: Zeigt nicht mit den Fingern auf Dinge. Sondern fragt nach den Macht­verhältnissen, in denen sie wirken.

Auch Bio-Kosmetik ist Chemie

Die Ironie ist: Bio-Kosmetik heisst nicht automatisch, dass sie auch zwingend besser für den Planeten ist. Damit eine Pflanze wie Lavendel am Ende als Tropfen Öl in einer Creme landet, muss sie durch viele chemische Prozesse. Punkt. Und bei Sonnencreme heisst es jetzt, mineralische sei besser als chemische. Aber wer denkt eigentlich darüber nach, dass dafür Zink aus einer Mine geholt werden muss – bei der Kinderarbeit immer noch ein grosses Thema ist?
Dazu passen auch Begriffe, wie „bioidentisch“:

Bioidentische Hormone?

Diese Bezeichnung klingt so natürlich, pflanzlich, gut: dies muss doch wunderbar sein und all unsere Wünsche erfüllen?
Bei Hypes bin ich immer sehr vorsichtig und warte Langzeitstudien ab, schaue genauer hin. Es sind zuerst mal chemisch hergestellte Hormone aus Inhaltsstoffe der Yamswurzel. Darf man dies überhaupt „bioidentisch“ nennen? Ist sicher mal einfach gutes Marketing!
Die Datenlage dazu ist noch sehr dünn – wenig Studien, vor allem sind noch  keine Langzeit-Nebenwirkungen bekannt. Bis dann bin ich skeptisch, ob grosse Unterschiede zu den anderen Hormone bestehen.

Und… wo es wohl wirklich „wahr“ ist, dass das „Natürliche“ (meist) besser ist:

  • In der Ernährung gilt ein Grundsatz, dass unverarbeitete, vollwertige Esswaren (die auch unsere Urgrossmutter noch erkannt hätte) wohl gesünder sind, als raffinierter, bearbeiteter, stark konservierter oder aufgeteilter (Functional-) Food. Hier hält man sich auch am besten an die Regel: möglichst regional und saisonal einzukaufen (auf dem Markt) – selber kochen – geniessen!
  • Den Jahreszeiten entsprechend, „saison-gerecht“ leben, ist viel gesünder! Überhaupt: „Im Rhythmus mit der Natur“!
  • Die Vitaminstory: Für Vitamine, Spurenelemente, Mineralstoffe,… gilt (mit sehr wenigen Ausnahmen), dass die vollständige Pflanze immer besser wirkt, als nur ihre Bestandteile.
  • „Natürliche“ Komplexbewegungen, die wir auch ständig im Alltag benötigen (wie die Gehbewegung…), sind auch im Training, im Fitnessraum, an Kraftmaschinen wohl besser als (vor allem mehrfach wiederholte, monotone) isolierte Übungen, die nur einzelne oder wenige Muskelgruppen belasten. Dabei besteht schneller die Gefahr der Überlastung und Schädigung. Wechselstellungen und -haltungen sind im Alltag, im Beruf und auch im Training immer gesünder.
  • Indigenes Wissen:
    Von Fritz Habekuß in DER ZEIT:
    Es gibt schlechte, mittelgute und hervorragende Bücher, und ganz selten gibt es solche, bei denen man sich als Leser dabei beobachten kann, wie der eigene Blick auf die Welt sich während der Lektüre verändert. Robin Wall Kimmerers Geflochtenes Süßgras gehört zu der letztgenannten Kategorie.
    Die Autorin ist Professorin für Botanik an der State University of New York und Mitglied der Potawatomi Nation, einer indigenen Gruppe im Mittleren Westen der USA. In ihrem Schreiben vereint sie beide Seiten auf eine elegante Art und Weise.
    Die Autorin hat die klassische, harte Schule der naturwissenschaftlichen Ausbildung und Forschung durchlaufen, ist aber geläutert aus ihr hervorgegangen. »Die Fragen, die Wissenschaftler stellten, lauteten nicht: ›Wer bist du?‹, sondern: ›Was ist das?‹ Niemand fragte die Pflanzen: ›Was habt ihr uns zu sagen?‹ Die wichtigste Frage hieß: ›Wie funktioniert das?‹ Die Botanik, die man mir beibrachte, war reduktionistisch, mechanistisch und strikt objektiv.‹ Kimmerers Denken hingegen nimmt die Natur aus dem Kontext menschlicher Verfügbarkeitslogik und gesteht ihr ein inneres und äußeres Eigenleben zu. Hier wird das Buch wichtig.
    Vieles von dem, was Kimmerer auf den über 400 Seiten schreibt, könnte man in einem ersten Reflex als romantisch, vielleicht sogar – Achtung, böses Wort: esoterisch abtun, wenn ihr Schreiben nicht in einem tiefen Verständnis ökologischer Zusammenhänge wurzeln würde. In einer Szene beschreibt sie, wie sie ihre Studierenden befragte, ob Mensch und Natur in einem antagonistischen oder einem positiven Verhältnis zueinander stehen. Fast alle antworteten, dass wir eher schlecht für unsere Umwelt sind, niemand meldete sich für das Gegenteil.
    Wie aber soll das Verhältnis zur Natur wieder in Ordnung kommen, wenn wir uns als Gegner alles Lebendigen verstehen? Das titelgebende Süßgras etwa, ein Getreideverwandter: Für viele Indigene war es seit Jahrtausenden Lieferant von Nahrung, Textilfasern und Medizin. Dass die Pflanze aber in den vergangenen Jahrhunderten immer mehr verschwand, war nicht Folge einer Übernutzung, sondern der Tatsache, dass immer weniger geerntet wurde. Denn so sehr, wie menschliche Gemeinschaften das Süßgras brauchten, so sehr ist das Süßgras darauf angewiesen, dass Menschen es ernten. Kimmerer spricht von der »ehrenhaften Ernte«. Damit beschreibt sie einen ihrer Kerngedanken: Das Verhältnis zwischen Mensch und Umwelt ist auf Gegenseitigkeit ausgelegt. Heilung kann erst dort beginnen, wo dieses Verhältnis zu einem Miteinander wird.
    Solche Beispiele machen Kimmerers Buch besonders, weil es Annahmen infrage stellt, die im Öko- und Klimadiskurs oft unhinterfragt getroffen werden, weil es Lösungen anbietet dafür, wie unser Verhältnis zur lebendigen Welt wieder ins Lot kommen könnte.
    Mit ihrem Ansinnen ist Kimmerer nicht allein. Indigenes Wissen – sofern eine Verallgemeinerung von weltweit etwa 5000 verschiedenen Gruppen hier überhaupt zulässig ist – erlebt in den letzten Jahren eine kleine Renaissance. Im Wissenschaftsbetrieb etwa durch den Weltbiodiversitätsrat, der traditionelles Wissen in die globalen Berichte aufnimmt. In der Politik zum Beispiel durch Initiativen der Regierungen von Kolumbien oder Ecuador, ihre Verfassungen anzupassen. In der öffentlichen Debatte durch Bücher, etwa von indigenen Denkern wie Ailton Krenak aus Brasilien oder Tyson Yunkaporta aus Australien. Viel zu lange waren solche indigenen Stimmen kaum zu hören. Das ändert sich gerade langsam. Kimmerers Buch ist ein wunderbares Beispiel, wie sehr es sich lohnt, ihnen zuzuhören.

Quellen:

  • „Unsere irrationale Liebe zur Natur“, Interview mit Michael Siegrist in Psychologie Heute, 01/2022
  • Können Dinge böse sein? Daniel Strassberg in der REPUBLIK, 24.01.2023
  • Michael Hampe, Die Wildnis, über das wirkliche Leben, Carl-Hanser-Verlag, 2020
  • Robin Wall Kimmerer, Geflochtenes Süssgras, Die Weisheit der Pflanzen, Aufbau-Verlag,
  • Photo by Nils Lindner on Unsplash

Letzte Aktualisierung durch Thomas Walser:
28. Januar 2025