Autor: Dr. med. Thomas Walser

  • Beckenboden

    Beckenboden

    Beckenboden und aufrechte Haltung

    Auf dem wunderbaren Bild der graziös schreitenden Afrikanerin sieht man schön, wie der Hauptteil des Beckenbodens bei ihr hinter dem Körperlot zu liegen kommt! So muss kein Gewicht von inneren Organen (Gebärmutter, Darm, Blase) bei jedem Schritt vom BB gehalten werden und er kann voll entspannt bleiben. Dagegen muss ein BB, der mehrheitlich unter oder vor dem Lot liegt, ständig kontrahieren. Dies lässt den BB immer mehr verkürzen und später auch schwächen.
    Beim BB ist also Entspannung durch ein Becken hinter dem Lot günstig und nicht die vordere Lage genau unter dem ganzen Bauchorgangewicht.

    Körperhaltung in der Schwangerschaft

    Daraus kann man natürlich auch schliessen, dass speziell in der Schwangerschaft, wo der Bauchinhalt durch den Embryo noch viel schwerer wiegt und stärker auf den Beckenboden aufliegt, ein Becken, das weit hinter dem Lot liegt, sehr günstig und ökonomisch ist! Dies übrigens nicht nur im Stehen und Gehen, sondern auch beim Sitzen, Bücken, etc..

    Auf der untenstehenden Foto ist das Körperlot, resp. die Hauptachse des Bauchinhaltgewichts mit einem schwarzen Pfeil gekennzeichnet und die Beckengürtel- und Schultergürtelachse mit einem roten Punkt.

    Wir haben immer noch den Oberkörper und das Becken der Vierbeiner, will heissen, dass die Strebe (die Achse – also hier die Wirbelsäule) im Thorax hinten geblieben ist und nicht (wie bei allen Lebewesen, die lange Zeit schon aurecht waren) in die Mitte kam. Dies ist auch beim Menschen im Hals mit der Halswirbelsäule bereits geschehen ist. Sie liegt bereits in der Mitte des Halses.
    So hängen und beschweren unsere inneren Organe unsere (weichen und schwachen) Horizontalebenen (Thoraxeingang, Zwerchfell und Beckenboden) und werden kaum (mehr) von der Wirbelsäule und der Rückwand getragen.  Man könnte auch sagen, dass wir noch zu wenig lang aufrecht stehen und gehen und deshalb unser (Ober-) Körper diese Entwicklung noch nicht ganz mitgemacht hat.

    Das können wir mit einer leichten Faltbewegung im Becken/Hüftgelenk wieder etwas ausgleichen! Diese optimale Haltung habe ich hier auf meiner Website genauer beschrieben.

    Wir besitzen übrigens auch noch das Becken der Vierbeiner mit einem Hüftgelenk, das nur nach vorne falten kann und hinten sehr viel mehr Gewebe besitzt als vorne. So ist es nur natürlich, dass das Becken eher hinten ist und ohne Muskelspannung in den „Gummibändern“ des vielen Bindegewebes (elastische Spannkraft!) des Po ruht.

    Beckenboden im Sitzen

    Eine Voraussetzung zur guten „Stärkung“ des Beckenbodens wird meist vergessen: Der Beckenboden muss unbedingt immer auch alltäglich passiv weit gespannt sein – sonst wird er meist durch das (ach so beliebte) aktive Beckenbodentraining auch verkürzt und zieht die Schambeinäste zwischen denen er wie ein Trommelfell ausgespannt ist enger zusammen, was zu vielen Beschwerden führen kann (engere Verhältnisse für Enddarm, Harnröhre und Scheide).

    (Copyright bei Frau B. Bexte)

    Wie erreicht man eine passive Spannung im Beckenboden und damit weite anatomische Verhältnisse, die erst ein gutes aktives Beckenbodentraining ermöglichen? Durch eine „gute“ Sitzhaltung!
    Setzen Sie die Füsse (am besten barfuss und gut gegen den Boden geöffnet) etwas auseinander auf den Boden, parallel zueinander (d.h. Fussspitzen leicht gegen innen). So fallen die Knie nach innen – und so gehen die Sitzbeine und die Schambeinäste auseinander – das Becken bekommt unten und hinten mehr Platz, der Beckenboden wird passiv gespannt – das Becken ist eine entspannte Schüssel mit flachem Boden. Nehmen Sie das Gesäss nach hinten, so dass Sie vor Ihre Sitzbeinhöcker zum sitzen kommen. Man hat ein leichtes und lockeres Hohlkreuz (ev. kleines Kissen dort hinein), das Gewicht des ganzen Oberkörpers kann in das Becken abgegeben werden. Der hinterste Teil des Beckenbodens, der Ischio-Coccygeus-Muskel zwischen Steissbein und Sitzbeinhöcker ist dabei völlig entspannt und bleibt es auch während all den untenstehenden Übungen!
    Das Brustbein schwebt hoch und vorne (nicht hochziehen) und die Schultern hängen frei (und sind nicht nach hinten gezogen). Der Kopf sitzt locker und frei wie eine Boje oben auf der Mittelachse der Halswirbelsäule (geht durchs Ohrloch). Diese Sitzhaltung können Sie so oft einnehmen, wie es geht. Sie sollte (übrigens auch für einen Mann mit Prostatabeschwerden – oder z.B. auch Menschen mit rezidivierenden Ilio-Sacral-Gelenk-Blockaden) zur Normalhaltung werden.

    Vaginismus bei Frauen kann auch über Entspannung des Beckenbodens gebessert werden. Hierzu ein eindrücklicher Bericht (in englisch) einer Frau die Schmerzen beim Sex hatte. Nicht „nur“ beim ersten Mal, was ja angeblich normal sein soll (aber angezweifelt werden darf), sondern geschlagene fünf Jahre lang. Fünf Jahre schmerzhafter Sex unter Alkohol und mit vorgetäuschten Orgasmen, weil sie unter Vaginismus litt, einer unwillkürlichen Verkrampfung der Vagina, die Sex zu einer Erfahrung macht, wie der Schmerz von tausend kleinen Messerstichen – bis sie selbst nach Behandlungsmöglichkeiten suchte.

    Veröffentlicht am 17. Juni 2017 von Dr. med. Thomas Walser
    Letzte Aktualisierung:
    20. Januar 2025

  • Bein- und Fussfehlstellungen

    Bein- und Fussfehlstellungen

    Fehlstellungen von Beinen und Füssen haben ihren Ursprung in der Haltung des Oberkörpers und in der Weise wie sich die Beine aus dem Rumpf heraus bewegen.

    Die leichte Schwerpunktverlagerung beim Gehen nach vorne zeigt dies schön auf:
    Falls unser Brustbein beim Gehen eine leichte Schiebebewegung nach vorne vollführt (1), das Becken dadurch etwas zurückbleibt  (2) und dann die Beine locker hinten nach schwingen (3), können alle Bein- und Fussmuskeln in dieser Schwungphase völlig entspannt bleiben.

    Dadurch hängt das Schwungbein durch seine natürlich so angeordneten Strukturen spiralartig und in schön „gerader“ Achse aus der Hüfte. Es pendelt dadurch eigentlich am Psoasmuskel und seinen Faszien („im Filet“) aus dem Bauch.

    Auch die Füsse setzen so automatisch parallel zueinander optimal gerade auf und ebenfalls in einer Spiralbewegung (beim entspannten Fuss immer von der Ferse, hinten lateral bis ganz vorne über die Grosszehe – also nie nur auf dem Vorfuss!), was sehr viel zur Stabilität und Federung beiträgt. Weiterlesen >>>

    Beinachsenfehlstellungen (X-Beine = Genu valgum und O-Beine = Genu varum)

    Zur Korrektur ist es absolut wichtig, dass die Gangart ökonomischer wird: Schwerpunktverlagerung, wie oben beschrieben, lockere Aufhängung der Beine in der Schwungphase, parallel und gerade aufsetzende Füsse sind wesentlich.
    Absolute Voraussetzung zur Vorbeugung von lateraler oder medialer Arthrose des Kniegelenkes ist die Entlastung der Knie durch die bessere Federung im Hüftgelenk (Becken hinten beim Gehen) und in den Füssen (Der Fuss wird nur als Längsfeder von der Ferse bis ganz nach vorne benützt, falls der Schwerpunkt des Oberkörpers beim Gehen etwas vor dem Lot ist!).

    (Bei den O-Beinen (1) wird das innere, mediale Kniegelenk mehr abgenützt, bei den X-Beinen (2) das äussere, laterale.)

    Chondropathia Patellae (Jogger’s Knee, Runner’s Knee)

    Durch chronische Überlastung kommt es hier zu einer schmerzhaften Reizung des retropatellaren Gelenkknorpels (also auf der Rückseite der Kniescheibe). Es liegt meist ein zu straffe Patellarsehen vor (die Kniescheibe ist eine Verknöcherung in dieser Sehne des M.Quadriceps). Die Ursache davon ist ein Fehlgebrauch der Quads  beim Gehen und Stehen: Die Quads können sich in der Schwungphase der Beinbewegung nicht entspannen, da das Becken zu weit vorne ist und der Körperschwerpunkt zu weit hinten liegt (siehe Abb. unten). So verkürzen die Quadricepsmuskeln mit der Zeit enorm und lassen die Kniescheiben immer straffer und enger am darunter liegenden Knochen reiben! Es können auch embryonal abartige Formen der Kniescheiben vorliegen, welche aber auch unbedingt entspannte, lange Quads benötigen.

    Becken hinten und Kopf wie Boje locker obenauf ist optimal – Becken vorn und Kopf vorn ergibt viele Fehlhaltungen und Probleme…

    Der Rundrücken (Kyphose) hat dieselben Ursachen wie das Runner’s Knee und deshalb sollte beides ganzheitlich angegangen werden! Weiterlesen >>>

    Zum retropatellaren Schmerzsyndrom siehe auch hier >>>

    Fussfehlstellungen sind Fehlhaltungen des ganzen Körpers

    Auch beim Fuss gilt, was ich oben beschrieben habe: Die Haltung und Bewegung unseres ganzen Körpers macht dann erst zum Schluss vielleicht auch noch eine Fussfehlstellung. Der Fuss ist nur das „End-Organ“. Übungen der Füsse und auch Schuheinlagen müssen deshalb immer mit Änderungen der Körperhaltung einhergehen! Aus diesem Grund „macht“ man am besten in der Bewegung nichts Aktives in den Füssen. Die gute Fusshaltung „passiert“ dann passiv zum Schluss einer optimalen, sprich ökonomischen Bewegung! Das entspannte Rausschwingen des Schwungbeines mit lockerer Muskel-Aufhängung des Beines auf allen vier Seiten  (vorne, hinten, aussen und innen) ist die absolute Voraussetzung, dass ein Fuss mit der Zeit wieder in eine bessere Form kommen kann, respektive sich geschwächte Längs- oder Quergewölbe wieder kräftigen und aufrichten können!

    Oder anders gesagt:
    Ein Fuss der (mit der Spitze) nach aussen zeigt, ist der Beginn eines kollabierenden Fusses!
    Dieser Fuss ist eine Notmassnahme des menschlichen Körpers gegen ein Nach-Hinten-Fallen (zusammen mit dem Spannen der vorderen „Zuggurten“, also der oberflächlichen Bauchmuskeln (>>>ergibt – zusammen mit dem Nach-vorne-Kommen der Halswirbelsäule und des Kopfes – eine vordere Verkürzung und Kollabieren im Oberkörper und der Quadricepsmuskeln (>>>siehe Chondropathia Patellae).
    Der nach aussen gerichtete Fuss hat auch immer eine gespannte (und verkürzte) äussere (Hüften, Fascia Lata) und hintere (Pomuskeln) Aufhängung des Beines.

     Plattfuss (Pes planus) – Senkfuss – Knickfuss – Hohlfuss

    Die Längsgewölbe sind beim Plattfuss auch in der Ruhestellung der Füsse zum Boden hin durchgedrückt. Eine weniger ausgeprägte Form davon ist der Senkfuss, bei dem dies nur bei Belastung geschieht. Der Knickfuss (Pes valgus) geht oft mit dem Senk- oder Plattfuss einher. Dort ist der innere Fussrand platt, aber der seitliche Fussrand angehoben. Der Knickfuss ist übrigens im Kleinkindesalter bis etwa 10jährig völlig normal und behebt sich später meist von selbst.

    Als Therapie muss die Gangart so verändert werden, dass der ganze Fuss von Ferse bis zu den Zehen wieder federartig gegen den Boden gespannt werden kann >>> siehe unter anderem hier: dr-walser.ch/laufen/

    Dasselbe kann man auch über den Hohlfuss (hoher, starrer Rist) sagen.

    Spreizfuss (Hallux valgus, Hammerzehen, Krallenzehen)

    Ein Spreizfuss mit seinem eingefallenen vorderen Quergewölbe entsteht meist durch Nicht-Gebrauch des Vorfusses, d.h. durch ausgeprägten Fersengang bei zu weit hinten liegendem Körperschwerpunkt beim Gehen (siehe oben). Dies muss auf jeden Fall auch korrigiert werden. Einlagen allein führen hier zu einer weiteren und endgültigen Schwächung des vorderen Quergewölbes mit dem Resultat, dass zuletzt schmerzfreies Barfussgehen unmöglich wird!
    Dieses optimale, entspannte Gehen ist nicht das „Vorfussgehen“ nur auf den Fussballen, sondern immer (auch bergauf z.B.) ein „Ganzfussgehen“. Ein voll entspannter Fuss setzt immer zuerst mit der Ferse auf – das Hauptgewicht erfolgt dann aber im Mittel- und Vorfuss.

    Zur Unterstützung der meist fast verschwunden Muskeln im Vorfuss kann auch folgende Übung regelmässig, am besten mehrmals täglich gemacht werden:

    Lumbricales-Muskelübung:
    Man stellt den Fuss im Sitzen locker, flach auf den Boden auf, tastet die vorderen Köpfchen der Mittelfussknöchelchen von oben (violett abgebildet).

    Man hebt diese Knochenköpfchen dann so an, dass das Quergewölbe etwas schmaler wird. Mit der Hand kann man diese Art Bewegung der Lumbricalesmuskeln gut vormachen.

    Man zieht dabei nicht die Zehen an, sondern hebt nur das Quergewölbe, was zu Beginn sehr schwer fällt, da unser Hirn die Verbindungen zu diesen kleinen Wurmähnlichen Muskeln etwas verloren hat!
    Übung mehrmals wiederholen – und auch mehrmals täglich bei jeder Gelegenheit (auf der Toilette, beim Warten,…). Man klebt sich am besten an mehreren Orten daheim und am Arbeitsort rote kleine Punkte hin. Wenn man dann einen solchen sieht, beginnt man die Übung…

    Hier auch mein Blogbeitrag zum Untergang unseres Fusses >>>

    Veröffentlicht am 17. Juni 2017 von Dr. med. Thomas Walser
    Letzte Aktualisierung:
    10. Januar 2025

  • Berglauf / Trailrunning

    Berglauf / Trailrunning

    Trailrunning ist gesünder

    Ich bin ein überzeugter Fan von Bergläufen, die mir aus verschiedensten Gründen gesundheitlich viel lohnender erscheinen wie monotone Stadtläufe auf harter, ebener Unterlage.
    Bergläufe beanspruchen das menschliche Gewebe auf unterschiedlichste Weise (ebenaus, bergauf, bergab – meist auf weicher, unebener Unterlage) und verhindern durch fehlende Monotonie einseitige Abnützungen und Überbeanspruchungen von kritischen Laufzonen unseres Körpers (wie Sehnenansätze, einzelne Gelenke, gewisse Muskelgruppen) und machen mehr Spass.
    Laufen wir im Gelände, sind wir stetig fokussiert. Wir schauen immer auf den Boden vor uns, wo die nächste Wurzel ist oder ein grosser Stein liegt. Wir sind ganz im Moment, nicht abgelenkt durch andere Gedanken oder durch unser Handy. Unser Gehirn ist genau für das gemacht, für die absolute Fokussierung im Einklang mit unserem Körper. Das haben wir heute nur noch selten in unserem Alltag.

    Schon mein Trainingsgelände befindet sich weitgehend an einem Hügel- und Berghang, der unterschiedlichste Waldwege und Pfade aufweist. Komplexe Kraftanteile sind damit beim alltäglichen Joggen bereits enthalten und müssen nicht mehr mühsam an Kraftmaschinen unnatürlich isoliert nachgeholt werden.

    Dasselbe gilt aber auch für Wanderungen in den Bergen, z.B. Passwanderungen durch die Alpen, die man auch in wunderschönen, mehrtägigen Etappen hintereinander begehen kann (wanderland.ch/nationale-routen).

    Die Elemente des „Ökonomischen Lauf- und Gehmusters“, die man auf ebenem Gelände aus den neuen Erkenntnissen der Orthopädischen Medizin anwenden kann (Einbezug des Körpergewichts/Schwerkraft, Tiefenaktivierung, Entspannung in der Schwungphase,…) kann auch 1:1 in den Berglauf übernommen werden: oekonomie_der_bewegung.pdf

    Bergauf

    Man probiert möglichst mit dem Gewicht des Oberkörpers in Vorlage in den Hang „reinzuliegen“. Man lässt sich bildlich wie eine Standseilbahn schräg nach oben ziehen. Das Seil ist am Brustbein angehängt. Man ist aber nur im Hüftgelenk gebogen, der Po bleibt hinten und das Brustbein und der Kopf drauf bleiben senkrecht  (vorne konvexe Mittellinie des Oberkörpers). Dieser auf dem Hals balancierende Kopf (mit Blick nach vorn und nicht nach unten) wiegt nur 6 bis 8 Kilogramm, im Gegensatz zum Kopf, der nach vorne hängt und dann 40 bis 50 Kg schwer ist, was vor allem vom Trapezius-Muskel gehalten werden muss, der stark zu Verspannungen und Verkürzungen neigt. Was aber noch schlimmer wiegt, ist die Verkürzung im Innenraum durch die mangelnde Aktivität unserer tiefen Rumpfstabilisatoren.
    Dies ist also eher ein „Vorschieben“ der Brust, als eine „Vorlage“ des Oberkörpers. Das ganze Gewicht des Oberkörpers wirkt so als Schwerkraft gegen vorne und zieht uns bildlich den Hang rauf.
    Im Schwungbein beuge ich das Knie zuerst etwas mehr  als im ebenen Gelände und lasse dann das Bein locker und entspannt aus der Hüfte raus nach vorne schwingen (auch dies eine Aktion der tiefen Kernmuskeln, hier des Psoasmuskels). Der Fuss „schlägt“ dann mit kleinen Schritten wieder in den Hang – man „stolpert“ quasi den Berg rauf. Die gefühlte Anstrengung sollte dabei beim Laufen kaum grösser sein als wenn man Gehen würde. Man macht wirklich ganz kleine Schritte.
    Ich versuche auch hier immer zuerst mit der Ferse zu landen – der entspannte Fuss wird dann federartig gegen den Boden gespannt (seine Form ist ja wie eine Längsfeder und gibt so – auch dies ein Wunder unseres fantastischen Körpers – 70% der Energie zurück).
    Des Weiteren kann ich mit dieser Haltung versuchen auch die Hüllmuskeln des Oberkörpers zu entspannen: vor allem die oberflächliche Bauchwand, der Po, der Schultergürtel und Nackenneigen zu Verspannungen und können mit dieser Haltung locker bleiben.

    Das ökonomische Bewegungsmuster beim Treppensteigen kann dabei auch als optimale Vorlage fürs Bergsteigen und Berglaufen benützt werden:


    Bergab

    Auch hier  mit fast noch grösserer „Vorlage“ als beim Bergauf-Laufen (mit konvexer Mittellinie des Oberkörpers mit senkrechtem Brustbein weit vorne – also mehr ein „Vorschieben“ der Brust) und starker Beugung im Hüftgelenk . So hat man den Schwerpunkt immer weit vorne über den drei wichtigen Federn unseres Körpers: Fuss, Knie und Hüftgelenk.
    Bei der häufig gesehenen Rücklage werden die Knie durch den schlechten Hebel und durch den Ausfall der Federung im Hüftgelenk und auch im Fuss massiv belastet. Zudem ist der Stand durch den Schwerpunkt, der hinter den Füssen liegt, sehr schlecht und bei nassem, glitschigen Grund ist die Gefahr gross, dass man nach hinten hinfällt. Die Bergsteiger kennen dies schon immer: „Wie ein Affe“ sollte man mit Falten im Hüftgelenk (Po hinten und Brustbein vorne, oben) eine steile Geröllhalde oder nasse Wiese runtergehen – aber auch einen normalen Bergweg abwärts.
    Auch bei anderen Sportarten mit geringer Reibung würde uns nie in den Sinn kommen, Rücklage zu geben (Skifahren, Snowboard, Eislaufen…).
    Das Becken scheint vergleichsweise weit hinten zu „hängen“. Dadurch schwingen die Beine wie von selbst (aus den tiefen Schwingmuskeln, dem Filet = Iliopsoasmuskeln) und es entsteht kein muskelaktives Vorsetzen (durch den „oberflächlichen“ Quadriceps-Muskel). So vermeidet man auch den „Knieschnapper“, der allein durch diese Überlastung des Quad-Muskel und seiner Sehne um die Kniescheibe entsteht.

    Auch bergab kann das optimale Treppabsteigen als Vorlage verwendet werden:
    Beim Bergablaufen hat man zudem alle Vorteile des exzentrischen (negativ dynamischen) Krafttrainings: Die Spannungsspitzen sind weit über dem positiv dynamischen (konzentrischen – beim Bergauflaufen) mit Maximalkraftwerten (exzentrisches Kraftmaximum 30-40% grösser als das isometrische, dieses 10-15% über dynamisch-konzentrischem Kraftmaximum). Es kommt zu einer ausgeprägteren Hypertrophie des Muskels (langer Reiz) und zu einem deutlichen Muskelzuwachs auch bei hohem Trainingsniveau.

    Diese Haltung ist nicht nur die (tritt-)sicherste, sondern aus verschiedenen Gründen (Tiefenaktivität und oberflächliche Entspannung, grösste Federung, Trittsicherheit und Gleichgewicht) die gesündeste!
    …und zudem ist das Laufen damit ökonomisch, d.h. Kräfte sparend und deshalb schneller!

    Die meisten der Vorbehalte zum Bergablaufen sind inzwischen ausgeräumt oder zumindest relativiert. Besonders interessant ist, was die Wissenschaft über die Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System nachweisen konnte. Um zu prüfen, ob auch das Bergablaufen das kardiovaskuläre Risiko senkt, liessen österreichische Forscher 45 Erwachsene (29 Frauen, 16 Männer) eine Alpenroute begehen: eine Gruppe bergauf, die andere bergab (für den Rückweg stand eine Seilbahn zur Verfügung). Die Strecke hatte einen Höhenunterschied von 540 Metern und musste drei- bis fünfmal pro Woche bewältigt werden. Das Fazit nach zwei Monaten: Die Bergabwanderer verbesserten ihre Blutzucker- und Blutfettwerte fast genauso wie die Bergaufwanderer.

    Mehr zu Wanderungen hier: dr-walser.ch/wandern/
    Mehr zum Joggen hier: dr-walser.ch/jogging/
    Mehr zum Marathonlaufen: dr-walser.ch/jogging/#marathon
    Die Essenz der Strukturellen Bewegungslehre nach Ida Rolf als Grundlage auch im Berglauf: oekonomie_der_bewegung.pdf

    Zusammengefasst in Kürze >>>

    Veröffentlicht am 17. Juni 2017 von Dr. med. Thomas Walser
    Letzte Aktualisierung:
    07. September 2024

  • Blasenentzündung

    Achtung!

    Falls sich die Beschwerden bei der Blasenentzündung innerhalb 48 Stunden nicht bessern, rufen Sie Ihre medizinische Vertrauensperson an (sofort, falls Fieber, Schüttelfrost und Schmerzen in den Flanken auftritt = beginnende Nierenbeckenentzündung!).

    Allgemeines

    Trinken Sie 2 – 3 Liter Flüssigkeit pro Tag (keine gesüssten Mineralwasser); abends Cassis-, Preiselbeer- oder Heidelbeersaft zum Ansäuern. Meiden Sie Alkohol, Kaffee und Schwarztee, da diese die Blase reizen. Essen Sie vorübergehend salzlos und begrenzen Sie die Eiweisszufuhr (v.a. keine Milchprodukte und kein Fleisch). Unterleib und Füsse warm halten.

    Tee

    Beschränken Sie die tägliche Einnahme aller fertigen Nierentees auf höchstens zwei Wochen.

    • Bärentraubentee: 2 Teel, getrocknete Blätter mit einer Tasse kochendem Wasser übergiessen, 6 – 12 Std. stehen lassen und angewärmt trinken. Beschränken Sie die Einnahme auf 2 – 3 Tassen täglich.
      Oder (noch besser): Extraktum fluidum Uvae Ursi (flüssiges Extrakt aus den Bärentraubenblätter), 3 mal 20 Tropfen täglich (aus Apotheke), maximal 7 Tage lang.
      Dies immer zusammen mit 3x 1-2 Kaffeelöffel Natriumbicarbonat in 3 dl Flüssigkeit nehmen.

      Bärentraube während der Schwangerschaft meiden.
    • Brennesseltee: unbegrenzt
    • Hagebuttentee: unbegrenzt

    Bei Schmerzen zusätzlich:

    2 bis 3 Kaffelöffel Natriumbicarbonat in viel Flüssigkeit.

    oder heisse Sitzbäder mit:

    • Meersalz: 200 g pro Sitzbad
    • AION – A: 5 g pro Sitzbad
    • Calendula – Tinktur oder -Extrakt (so viel bis sich das Wasser leicht verfärbt)
    • Zinnkraut: 2 Handvoll auf 2 l Wasser, 20 Min. kochen lassen
    • Heublumensäcke auf Nieren- und Blasenregion
    • Kartoffelwickel um den ganzen Unterleib

    Falls sich die Beschwerden bei der Blasenentzündung innerhalb 48 Stunden nicht bessern, rufen Sie Ihre medizinische Vertrauensperson an (sofort, falls Fieber, Schüttelfrost und Schmerzen in den Flanken auftritt = beginnende Nierenbeckenentzündung!).

    Rezidivierende (wiederkehrende) Harnwegsinfekte

    Bei immer wiederkehrenden (rezidivierenden) am besten auf vegetarische Ernährung umsteigen, weil die meisten Blasenentzündungen von Coli-Bakterien verursacht werden – aber nicht von den Typen, die zuhauf im Darm vorkommen, sondern von solchen, wie sie in Geflügel- und Schweinefleisch entdeckt wurden.

    Analhygiene verändern:
    Kein Stuhlgeschmiere mehr mit Toilettenpapier, sondern nur mit viel Wasser den Anus nach dem Stuhlgang duschen (in der Dusche – oder noch komfortabler mit einem WC-Aufsatz (z.B. Geberit). Dann nur noch mit etwas Papier trocken tupfen.

    Preisel-, Heidelbeer- oder Cassissaft regelmässig: 3 Deziliter täglich für mindestens 6 Monate (Dr. Amy B. Howell, Rutgers University, Chatsworth, New Jersey, et al.; The New England Journal of Medicine, Vol. 339, No. 15 (1998), S. 1085-1086)

    Und beim Sex:
    Möglichst schnell nach Liebemachen urinieren (Bakterien wieder rausschwemmen).
    Möglichst keine Missionarsstellung (Mann von oben). Dies drückt am meisetn Bakterien von der Haut in die Blase…
    Nicht vaginal nach anal penetrieren!

    Sonstiges: keine Deo-Binden (gut riechende); keine Intim-Deos; um Scheide nicht zu intensiv waschen; viel trinken (Urin soll immer hellgelb und durchsichtig sein)

    Asymptomatische Bakteriurie

    Bei älteren Menschen (über 70) sind Bakterien im Urin ohne Symptome keine Krankheit. Grosse Studien zeigen, dass dies normal ist und nicht behandelt werden muss.

    Veröffentlicht am 17. Juni 2017 von Dr. med. Thomas Walser
    Letzte Aktualisierung:
    26. Juli 2024

  • Bin ich zu fett?!

    Bin ich zu fett?!

    Werfen Sie Ihre Waage weg und greifen Sie zum Metermass und vergessen Sie die Fettverteilung und die Muskeln nicht

    Über Adipositas wird schon lange geforscht und geschrieben. Zum schwergewichtigen öffentlichen Thema wurde sie jedoch erst, als spezifische Medikamente dagegen auf den Markt kamen. Der Einfluss der Pharmaindustrie ist nicht nur für die öffentliche Meinung von Bedeutung, auch medizinische Opinion-Leaders sind ihm in beträchtlichem Masse ausgesetzt. Beispiel: Die Waist-Hip-Ratio wird neuerdings „abgelöst“ durch die blosse Waist-Messung (nur Bauchumfang) allein, obschon aus wissenschaftlicher Sicht der Quotient (oder derBRI) mehr Sinn macht.

    Also weiterhin auch Hüftumfang messen!

    Der Hüftumfang widerspiegelt die Muskelmasse, die Beschränkung auf den Bauchumfang als Mass für das Bauchfett wird von der Pharmaindustrie als Zielparameter der Pharmakotherapie portiert. Der Muskel und die Bewegung sowie die metabolische Fitness haben keine gleich starke „Lobby“.

    Entscheidend ist, wo sich das Fett befindet

    Gute Nachricht für all die Menschen, die mit ihren massigen Beinen hadern: Laut einer neuen Studie haben sie ein geringeres Risiko für Bluthochdruck und Herzkrankheiten. Diese überraschenden Ergebnisse wurden an der Jahrestagung der Amerikanischen Herzgesellschaft (AHA) präsentiert (SOURCES: Aayush Visaria, MPH, Rutgers New Jersey Medical School, Newark, N.J.; Sept. 10, 2020, presentation, American Heart Association virtual hypertension meeting).
    Im Vergleich zu Personen mit dünnen Beinen hatten Teilnehmende mit mehr Fett, insbesondere an den Oberschenkeln, eine um 60 Prozent geringere Wahrscheinlichkeit für Bluthochdruck und Herzprobleme: Der erste Blutdruckwert, der sogenannt systolische, war bei ihnen zu 55 Prozent seltener erhöht; und der zweite Wert, der diastolische, zu 40 Prozent.
    Es geht also nicht nur darum, wie viel Fett jemand hat, sondern auch darum, wo sich das Fett befindet. Wir wissen, dass Fett um die Taille herum gesundheitsschädlich ist, aber von Fett an den Beinen (und an den Hüften – man spricht dann von „Reithosen“) kann man das offenbar nicht sagen. Es schützt nach allen bisherigen Erkenntnissen möglicherweise sogar vor Bluthochdruck.

    Die Waist/Hip-Ratio (W/H-Ratio)

    Definition: Verhältnis von Taillen- (waist = W) zu Hüftumfang (hip = H).

    Die Messungen des Taillenumfangs erfolgen am stehenden Patienten in der Mitte zwischen Rippenbogen und Beckenkamm (ohne Kleider, Massband waagrecht, Haut nicht zusammendrücken, am Ende der Ausatmung). Der Hüftumfang wird in Höhe des Trochanter major (seitlicher Knochenhügel am Oberschenkel) ermittelt.

    Wie oben erläutert, sagt die alleinige Messung des Bauchumfanges  weniger über mögliche Risiken aus, als die Bestimmung W/H-Ratio! Es ist DAS Mass für das Bauchfett im Verhältnis zur Muskelmasse, welches aussagekräftig für die gefährlichen Stoffwechselvorgänge ist, die dann zur Arterienverkalkung führen.

    WHR = Taillenumfang/Hüftumfang – Normwerte:

    • Männer: obere Grenze 0,95 (85% der Männer zwischen 0,85 und 1,0).
    • Frauen: obere Grenze 0,85 (90% der Frauen zwischen 0,65 und 0,84).

    Einteilung der Adipositas gemäss der Fettverteilung anhand der W/H-Ratio

    • Abdominale Adipositas = Synonyme = proximale/androide/stammbetonte/viszerale Adipositas = Apfelform

    Das Krankheitsrisiko ist bei der der abdominalen Fettsucht sehr viel höher als bei der peripheren. Risikofaktoren für die abdominale Fettablagerung: Zuallererst psychischer Dauerstress (übrigens auch von schuldeinflössenden Diätbemühungen! Stichwort: Kampfgewicht!), Vererbung, Alter, Übergewicht/Adipositas, exzessive über dem Bedarf liegende Energiezufuhr, körperliche Inaktivität, Rauchen, Alkohol, Menopause, Jo-Jo-Dieting (repetitive Gewichtsschwankungen).

    • Periphere Adipositas = Synonyme = distale/gynoide/hüftbetonte/gluteofemorale Adipositas = Birnenform.
    abdominale Adipositasintermediärer Typperiphere Adipositas
    Männer> 0,950,8-0,94< 0,8
    Frauen> 0,807-0,79< 0,7

    >>> WHR-Rechner >>>

    Der Body Roundness Index (BRI)

    Der Body Roundness Index (BRI) bietet eine moderne Methode, um Körperfett zu messen, indem er sich auf die Fettverteilung im Bauch konzentriert. Er gilt als präzisere Alternative zum veralteten Body-Mass-Index (BMI), der seit Jahren die Gesundheit einer Person bewertet. Anders als der BMI bezieht der BRI den Taillenumfang und die Körpergrösse ein, um die Fettverteilung im Körper besser darzustellen.

    >>> BRI-Rechner

    Wissenschaftler entwickelten den BRI, um die Schwächen des BMI zu überwinden. Sie erkannten, dass der BMI zu simpel ist, da er nur das Gewicht im Verhältnis zur Grösse betrachtet und weder die Körperform noch die Fettspeicherung berücksichtigt. Der BRI legt mehr Wert auf den Taillenumfang, da Bauchfett, auch viszerales Fett genannt, oft besser auf Gesundheitsrisiken wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes hinweist.

    Der BMI zeigt nicht, wie sich das Gewicht im Körper verteilt. Menschen mit viel Muskelmasse können einen hohen BMI haben und fälschlicherweise als „übergewichtig“ gelten. Umgekehrt kann jemand mit normalem BMI dennoch ungesund viel Bauchfett besitzen, was der BMI nicht misst. Der BRI hingegen fokussiert auf den Taillenumfang und gibt ein klareres Bild des Fetts um die Organe – eine Fettart, die oft ernste Gesundheitsrisiken birgt.

    BMI, BRI oder WHR?

    Der BMI ist am besten erforscht, die Daten dazu sind am zuverlässigsten. Doch er kann nicht alles vorhersagen.

    Grösse, Gewicht, Taillen- oder Hüftumfang dienen als Indikatoren, um Risiken zu erkennen. Die Vorhersagen unterscheiden sich nur um wenige Prozent. Es geht darum, zu klären, wie gefährlich zusätzliche Kilos sind oder ob sie überhaupt eine Bedrohung darstellen. Nicht jedes Übergewicht schadet der Gesundheit; ab dem mittleren Alter scheint leichtes Übergewicht sogar vor Krankheiten zu schützen und die Lebenserwartung zu erhöhen.

    Zudem ist die Messung von Gewicht und Körpermassen in der Medizin nicht immer nützlich. Besonders in der Tumorbehandlung ist das Körpergewicht ein fragwürdiger Indikator. Patienten fühlen sich oft besser, wenn sie etwas mehr wiegen und Reserven haben.

    Die Unterscheidung zwischen stoffwechselgesunden und -ungesunden Übergewichtigen spiegelt den Wunsch nach genauerer Differenzierung wider. Diese Einschätzung erfordert jedoch mehr als Waage, Zollstock und Massband; Laborwerte wie Blutzucker, Blutfette und Blutdruck spielen eine entscheidende Rolle. Der Begriff „Metabolisches Syndrom“ beschreibt seit Jahren den Symptomenkomplex aus bauchbetontem Übergewicht, erhöhten Blutfetten, Bluthochdruck und gestörter Blutzuckerregulation.

    Die Einteilung in Gewichtsklassen sagt wenig über die kardiovaskuläre Fitness aus. Man muss kein Mediziner sein, um zu sehen, dass manche Menschen mit beachtlichem Bauchumfang mühelos stundenlange Bergwanderungen meistern, während schlanke Altersgenossen schon bei wenigen Treppenstufen ausser Atem geraten: das Phänomen der fitten Dicken und schlappen Schlanken. Auch der Body Roundness Index (BRI) unterscheidet nicht eindeutig zwischen fitten und schlappen Dicken.

    Fettverteilungsmuster als Risikoindikator

    Dementsprechend gilt auch das Fettverteilungsmuster besser als das Ausmass des Übergewichts als wichtigster Risikoindikator. Die abdominale (viszerale) Adipositas (androide oder männliche Fettverteilung = dicker Bauch – Apfelform = „böses“ weisses Fett) birgt ein höheres Herz-Kreislauf-Erkrankungs- und Todesfallrisiko als die gluteo-femorale (periphere) Fettansammlung (gynoider oder weiblicher Typ = dicker Po und Oberschenkel – Birnenform = „gutes“ braunes Fett). Offenbar verfügen die Fettzellen in Abhängigkeit ihrer Lokalisation über eine unterschiedliche Stoffwechselaktivität. Fettzellen im Bauchbereich nehmen Zucker und Fette besonders aktiv auf und metabolisieren gespeicherte Lipide schneller. Nachweisbar ist auch die Durchblutung des viszeralen Fettgewebes höher. Je grösser die Fettdepots am Bauch, desto höher ist der Umsatz an Fettsäuren, die an die Leber anfluten, den Insulinstoffwechsel stören und die Triglyzeridbildung verstärken. Im Vergleich zur gynoiden Form verursacht die androide Adipositas eine schwerere Hypertriglyzeridämie und eine stärkere Absenkung der HDL-Werte, beides Risiken der koronaren Herzkrankheit (siehe dazu auch hier – metabolisches Syndrom).

    Gerade bei mässigem Übergewicht muss die Fettverteilung, die nicht mit dem BMI erfasst wird, bei der Beurteilung des Patienten ergänzend mitberücksichtigt werden. Für die tägliche Praxis eignet sich dafür die Bestimmung des Bauchumfangs am besten.Bewegung verbrennt dieses „schlechte“ Fett: Regelmässige sportliche Ausdauerbetätigung reduziert das Gewicht zwar nur minim, dafür kann sie das schlechte, da stoffwechselaktive Bauchfett, das innere Organe umgibt, verbrennen. Zu viel Bauchfett erhöht das Risiko für Diabetes, Herzkreislaufkrankheiten und Krebs. Zur Kontrolle z.B. eines gesundheitlichen Trainingseffekts ist also nicht das Gewicht massgebend, sondern der Bauchumfang (Weiterlesen über Training und Abnehmen >>>).
    Bewege ich mich genügend?
    >>> einfacher Test hier >>>

    Kann man einfach messen, ob meine Fettleibigkeit gutartig oder bösartig ist?

    Bin ich mit meinem Übergewicht gefährdet, ein metabolisches Syndrom, resp. einen Diabetes zu entwickeln?
    Lassen Sie dazu bei Ihrem Hausarzt einen Glukosetoleranztest (de.wikipedia.org/wiki/OGTT) durchführen. Falls dabei als Ergebnis eine normale Insulinsensitivität herauskommt, können Sie vorerst beruhigt sein (gutartige Adipositas) – aber bei bestehender Insulinresistenz ist Bewegung und Abnehmen lebensnotwendig! (Arch Intern Med 168(15):1609-1616, 2008 – Identification and Characterization of Metabolically Benign Obesity in Humans, Norbert Stefan et al.)

    BMI – Body Mass Index

    Der BMI berechnet sich so: Körpergewicht in Kilogramm geteilt durch Körpergrösse in Metern im Quadrat (gilt ab dem 16.Lebensjahr)

    >>> BMI-Rechner

    Mit dem BMI scheiden die Ärzte die Menschen in Normal- und Übergewichtige. Ab 25 gilt man als übergewichtig. Wer einen BMI von über 30 hat, gilt gemäss WHO gar als adipös, zu deutsch: krankhaft fettleibig.

    Ein optimaler BMI liegt zwischen 22 und 27. Es ist aber nicht so klar, wo die Grenze zwischen gesundem und ungesundem Körpergewicht liegt.
    Und das überrascht, wenn man bedenkt, dass Übergewichtige schon fast wie Aussätzige behandelt werden. Unstrittig in der Praxis ist nur, dass ein BMI zwischen 22 und 27 erfreulich ist und dass bei über 35 und unter 15 die Alarmstufe Rot beginnt. Dazwischen herrscht Verwirrung.

    Ein BMI <15 geht mit 2,8fach erhöhter Sterblichkeit einher (dort tummeln sich auch die Raucher*innen).  Bei einem BMI >30 steigt das Sterberisiko um das 1,5fache. „…doch in der Mitten liegt holdes Bescheiden.“
    (N Engl J Med. 2011;364:719).

    Eventuell aber erhöht schon ein bisschen Übergewicht das Risiko für Herz-Kreislauf-Leiden:

    Eine leichte Zunahme des BMI ist aber bei zunehmenden Alter normal: 19-24 Jahre: BMI 19-24; 25-34 Jahre: BMI 20-25; 35-44 Jahre: BMI 21-26; 45-64 Jahre: BMI 22-27 und über 65 Jahre: BMI 23-28… vielleicht… (siehe unten).

    Wenn die Person gleichzeitig einen hohen Blutdruck, Zucker, Arthrose oder erhöhte Cholesterinwerte hat, empfehle ich, das Gewicht zu reduzieren.

    Über einem BMI von 28 empfehle ich auf jeden Fall abzunehmen

    Nur… das ist bekanntlich gar nicht so einfach: Weiterlesen >>>
    Anders formuliert: Man kann nicht Schwarz-Weiss-Malen und sagen: bis 27 ist jemand gesund, und ab 27 ist jemand krank. Der BMI ist nicht in jedem Fall ein zuverlässiges Mass für die Fettmasse – er ist keine „heilige Kuh“. Wenn jemand fünf bis zehn Kilo Übergewicht hat (oder einene BMI bis 30), sonst aber gesund ist und sich gesund ernährt, nicht raucht und sich regelmässig bewegt, muss er nicht abnehmen.
    Vorausgesetzt (wieder) er/sie selbst oder seine Eltern oder Geschwister haben keinen Zucker (Diabetes) oder hohen Blutdruck. Bei Kindern ist das ganze wieder ganz anders und auch noch geschlechts- und altersspezifisch: Perzentilkurve für Knaben + für Mädchen. In letztere Zeit sind mehrere Studien dazu erschienen:

    Eine genaue, ausführliche und statistisch ausgezeichnete Analyse von 57 verschiedener Studien mit rund 900’000 Patientendaten zeigt, dass der BMI, sieht man auf die Sterblichkeit, am besten zwischen 22 bis 27 wäre. Darunter ist die Mortalität höher infolge respiratorischer Krankheiten (Luftwegskrankheiten), darüber infolge kardiovaskulärer (Herz-Kreislauf) und neoplastischer (bösartige Tumore) Erkrankungen. Über ursächliche Zusammenhänge kann nur spekuliert werden. Eigenartig ist, dass die schweren Leute weniger rauchen und weniger trinken, aber trotzdem eine erhöhte Sterblichkeit an Leberzirrhose aufweisen. Ab einem BMI von 30 bis 35 ist der Cholesterinspiegel wahrscheinlich irrelevant, also kann man sich hier die Cholesterinsenker sparen. Ein BMI von 30 bis 35 ist mit einer um 2 bis 4 Jahre kürzeren Lebenserwartung assoziert. Die Verkürzung der Lebenserwartung um 8 bis 10 Jahre bei einem BMI von 40 bis 45 ist vergleichbar mit derjenigen durch Rauchen. (Whitlock G, Lewington S, Sherliker P et al.; Prospective Studies Collaboration. Body-mass index and cause-specific mortality in 900’000 adults. Lancet 2009 (28. März); 373: 1083-96)

    Übergewicht im hohen Alter ist sogar gut

    Bis zum Alter von etwa 85 Lebensjahren hat das Übergewicht einen schädlichen Effekt: Es erhöht die Sterbewahrscheinlichkeit. Danach aber kippt dieser Trend. Bei den Höchstbetagten wirkt das Fett auf den Rippen eher schützend – nicht nur im Vergleich mit Unter-, sondern auch mit Normalgewichtigen. Eine Erklärung könnte sein, dass dicke Alte ein geringeres Risiko für Osteoporose und somit für Knochenbrüche haben. Und Körperfett ist ein Energiespeicher, wenn im hohen Alter der Appetit dramatisch nachlässt. (J Aging Res. 2011;2011:765071. Epub 2011 Sep 28. Is there a reversal in the effect of obesity on mortality in old age? Cohen-Mansfield J, Perach R)

    Wohlfühlgewicht?

    In unseren Empfehlungen an adipöse Menschen müssen wir wie auch sonst der Evidenz verpflichtet bleiben. Ist die isolierte Adipositas (d.h. ohne sonstige kardiovaskuläre Risikofaktoren) für die Lebenserwartung von Bedeutung? Es hat sich gezeigt, dass hier nur ein minimaler Einfluss besteht; praktisch lohnt sich hier ein grosser Aufwand zur Gewichtsreduktion kaum.

    Es kann salopp formuliert werden: Besser ein geringes Übergewicht akzeptieren, und dafür auf „metabolische Fitness“ hinarbeiten (Muskelmasse, Muskelstoffwechsel, Fettstoffwechsel). Anders verhält es sich natürlich bei gleichzeitig vorliegenden weiteren Risikofaktoren (Übergewicht als Spitze des Eisbergs): hier ist der Benefit einer Gewichtsreduktion unbestritten. (Soerensen et al, 2005).


    Fitness im Alter ist wichtiger als ein Normalgewicht

    Die US-amerikanische Studie (Sui X et al.; JAMA 2007; 298(21):2507-2516) untersucht, wie aerobe Fitness und Gewichstprobleme im Alter zusammenhängen und was den grösseren Effekt auf die Sterblichkeit hat (2600 Personen über 60 Jahre über 12 Jahre lang beobachtet). Die Sterblichkeit stieg mit zunehmendem BMI, Taillenumfang und Körperfett an. Allerdings erwies sich die körperliche Fitness als signifikant besserer Prädiktor der Sterblichkeit als alle Adipositas-Marker. Insofern sollten Senioren ermuntert werden, sich fit zu halten, selbst wenn sie normalgewichtig sind!
    In einer Langzeitstudie wurde der Effekt einer mehrjährigen Kalorienrestriktion auf die Entwicklung von Risikofaktoren für eine Arterienverkalkung beim gesunden Menschen untersucht. Die Resultate sind eindrücklich und sensationell: Der BMI sank von 24,5 auf 19,5. Das LDL-Cholesterin sank um 40%. Die Blutdruckwerte von 132/80mm Hg auf 97/59! Die Intima-Media-Dicke (Gefässwanddicke) der Arteria carotis am Hals war 40% geringer als in der Vergleichgruppe! (weitere Resultate und Kommentar >>>).

    Übergewicht ist stark verknüpft mit dem Diabetes-2: Bei einem BMI von 29-31 kg/m² ist das Risiko 28mal so hoch wie bei einem BMI <22. Die Prävalenz von bekannten und neuen D2-Fällen liegt unter den Europäern in Manchester bei 20%. In einer prospektiven Studie an rund 85’000 Frauen über 16 Jahre erlaubte die Kontrolle beeinflussbarer Risikofaktoren im Zusammenhang mit Essen, körperlicher Aktivität, Gewicht und Rauchen eine 91proznetige Risikoreduktion – 88% selbst bei familiärer Belastung! In zwei anderen Studien an übergewichtigen Personen brachten Gewichtsreduktion (3-4 kg!) und vermehrte körperliche Aktivität eine Risikoreduktion um 58%!…fast zu gut, um wahr zu sein! (Pinkney J. Prevention and cure of type 2 diabetes. BMJ 2002;325:232-3)

    Ein stabiles Körpergewicht senkt das Risiko für das Metabolische Syndrom:
    In einer 15jährigen  Beobachtungsstudie (Donald M.Lloyd-Jones et al., Circulation 2007;115:1004-1011) mit 2700 Männern und Frauen wurde eindeutig gefunden, dass ein stabiles Körpergewicht (BMI, unabhängig vom Ausgangswert langfristig das Risiko für ein Metabolisches Syndrom senken kann.

    Übergewicht und Herzinsuffizienz: Ein Anstieg des BMI um 1 kg/m² steigert das Herzinsuffizienz-Risiko um 5% bei den Männern und 7% bei den Frauen. Obesitas (BMI>30) ist mit einer Verdoppelung des Herzinsuffizienzrisikos assoziert – sei es über die Verbindung mit etablierten Risikofaktoren (Diabetes, Hyperlipidämie, Hypertonie) oder über einen direkt negativen Effekt auf das Myokard. (Eat now, pay later! – Kenchaiah S, et al. Obesity and the risk of heart failure. N Engl J Med 2002;347:305-13)

    liberalere Ansicht: Will jemand gleichlang leben wie schlanke Gleichaltrige, muss er nicht auf Claudia-Schiffer-Masse abspecken:
    Der amerikanische Präventiv-Mediziner Ramon Durazo-Arvizu von der Universität in Illinois hat nämlich im April 2002 im «American Journal of Epidemiology» ähnliche Resultate bestätigt. Er fand heraus, dass sich innerhalb einer Spannbreite von neun BMI-Punkten die Sterbewahrscheinlichkeit nur geringfügig erhöht. Er hat über 13000 Personen miteinbezogen. «Diese Resultate lassen nicht vermuten, dass der optimale BMI am unteren Ende der Skala liegt,» wie man dies bisher angenommen hat.
    Auch eine Studie des Londoner Professors Gerald Shaper im «British Medical Journal» kommt zum Schluss: Personen mit einem BMI zwischen 20 und 27 leben gleichlang. Und: der gesündeste BMI, auch bezogen auf Herz-Krankheiten, Diabetes und Schlaganfall, ist schlicht unbekannt.

    Gemäss Professor Gerd Assmann aus Münster sind „Dicke“ auch nicht anfälliger für einen Herzinfarkt: «Wer einen BMI von über 30 hat, aber sonst keine Risikofaktoren für Herzkreislauf-Krankheiten hat (Bluthochdruck, Typ-II-Diabetes, vermehrte Insulinproduktion, Fettstoffwechsel-Störungen), hat kein erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt.» Es sei deshalb aus der Sicht des Herzspezialisten nicht angezeigt, jeden stark Übergewichtigen auf eine strenge Diät zu setzen. Ausschlaggebend sei, wie das Fett im Körper verteilt ist (siehe Waist/Hip-Ratio = WHR). So sei Fett um den Bauch schlimmer als Fett um das Gesäss oder um die Oberschenkel.

    Natürlich sagt die Sterblichkeit nichts aus über die Lebensqualität. Die meisten Dicken nehmen nicht nur der Gesundheit zuliebe ab. «Als ich schlanker war, hat das meinem Selbstbewusstsein besser getan!». Als Dicke gilt man als dumm und müsse mehr beweisen.

    Was spricht gegen das Abspecken?

    Amerikanische Forscher sagen nicht nur: Mässig Dicksein ist in Ordnung. Sie fragen sich nun, ob es überhaupt sinnvoll ist abzunehmen?
    Es gibt tatsächlich einige Gründe, die gegen das Abspecken sprechen:

    «Wir wissen schlicht nicht, ob eine Person, die zehn Kilo abspeckt, ebenso gesund ist, wie eine Person, die schon immer zehn Kilo leichter war», schreiben die amerikanischen Ärzte Angell und Kassirer. «Einige Studien lassen sogar vermuten, dass Abnehmen das Sterberisiko erhöht.»

    Schlank ist im Alter nicht ideal: In der Studie von Wassertheil-Smoller, Fann und Allman (Relation of low body mass to death…. Arch.Intern Med 2000, 28.02.; 160: 494-500) lag der BMI mit dem geringsten Mortalitätsrisiko bei Männern bei 25,8 und bei Frauen sogar bei 29,6! Bei älteren Personen mit einer leichten Adipositas ist deshalb eine Intervention bezüglich Gewicht wahrscheinlich nur dann sinnvoll, wenn relevante Auswirkungen des Übergewichts wie z.B. ein Diabetes, ein hohes Cholesterin oder Rücken- bzw. Hüft- und Kniebeschwerden vorhanden sind.

    Wer sich schon einer Diät unterzogen hat, hat wahrscheinlich Bekanntschaft mit dem Jo-Jo-Effekt gemacht: Die verlorenen Pfunde sind schnell wieder da.
    Noch schlimmer: Nach einer Abspeck-Kur ist man in der Regel noch dicker als vor der Kur. Der Jo-Jo-Effekt könnte überdies gefährlicher sein als das Übergewicht: Diese Leute haben ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten.

    Eine Abspeck-Kur kann jemanden auch seelisch stressen. Man ist  während und nach einer Diät immer auch frustriert. So wenig Essen macht müde und nervös. Man hat während einer Diät auch immer zuwenig Antrieb.

    Abspeck-Kuren oder Anti-Fett-Pillen verlagern das Problem. Besser wäre, gar nicht erst dick zu werden. Das heisst: Vor allem auch Kindern und Jugendlichen die zwei Grundregeln gegen das Dickwerden einbleuen: Sich regelmässig Bewegen und gesund Essen.
    «Auf diese Weise habe ich in acht Monaten 15 Kilo abgenommen,» erzählt eine meiner Patientin. «Ich habe Wurstwaren, fettes Fleisch und Süssigkeiten gemieden – bin deshalb aber nicht Vegetarierin geworden. Ich habe auch nicht gross auf Light-Produkte umgestellt. Poulet, Fisch und Trutenfleisch esse ich trotzdem noch. Mindestens drei bis fünf Früchte am Tag, Teigwaren, Brot und Kartoffeln. Aber ohne Sosse».
    Als Übergewichtige sei sie in einem Teufelskreis gefangen: Wer zu schwer ist, bewegt sich weniger; und wer sich weniger bewegt, isst mehr. «Ich bewege mich jetzt auch mehr. Das muss nicht extrem sein, und ich muss nicht ins Fitness-Studio. Ich fahre täglich mit dem Velo zur Arbeit. Im Sommer schwimme ich regelmässig meinen Kilometer. Und einmal pro Woche gehe ich ins Step-Aerobic. Und ich gehe regelmässig Spazieren – also schon so, dass ich richtig ausziehen muss.»
    Präventiv-Mediziner bestätigen schon lange: Es bringt mehr, sich auf tiefem Niveau regelmässig zu bewegen, als einmal pro Woche lange, dafür intensiv. Das gilt vor allem für Pultknechte im Büro.

    Unsere Gesellschaft und „Fettsein“

    Und zum Schluss noch eine gesellschaftliche Sicht auf das „Fettsein“. Oder, da Sie vermutlich gerade über diesen Ausdruck, der eine der schlimmsten Beleidigungen darstellt, gestolpert sind: Über­gewicht, beziehungs­weise das Nicht­erfüllen von Body-Mass-Index-Vorgaben, ist schambesetzt und belastend. Weshalb ist das so? Medizinische Erklärungen allein liefern darauf keine befriedigende Antwort.
    Vielleicht schon eher politische: Wie Dickenfeindlichkeit und Rassismus zusammengehören.
    Sicherlich: Übergewicht ist schädlich und verkürzt potenziell die Lebens­erwartung. Doch wie sich eine Gesellschaft zu Völlerei und Essverhalten stellt, geht über das Gesundheitliche hinaus: Der dicke Körper ist auch ein Ort des Wider­stands, der Selbst­bestimmtheit, der ungehemmten Lust. Was verlieren wir beim panischen Bemühen, den eigenen Leib zu trimmen? Der Philosoph Daniel Strassberg entwirft in seiner Republik-Kolumne eine knappe Kultur­geschichte der Dickleibigkeit. Historisch waren die Dicken die Helden der Satire, des befreienden Lachens, des Karnevals. Sie waren die Agenten eines antireligiösen Wider­stands, der Diesseits­bejahung, der antiautoritären Subversion. Schon immer war Dicksein hochpolitisch.

    Warum haben wir den Sinn dafür verloren?

    Veröffentlicht am 17. Juni 2017 von Dr. med. Thomas Walser
    Letzte Aktualisierung:
    20. Oktober 2024