Autor: Dr. med. Thomas Walser

  • Durchfall auf Reisen

    Prophylaxe der Reisediarrhoe

    • Zuerst mal ist die Inzidenz rückläufig wegen verbesserter Hygiene an den touristischen Destinationen.

    • «Boil it, cook it, peel it or forget it!” ist anscheinend ohne Evidenzbasis (2020)!

    • Immer vor dem Essen und beim „Heimkommen“ Hände gut waschen.

    • Man sollte sich im Restaurant ausschliesslich an ortsübliche Speisen halten. Gerade wenn aus Zurückhaltung vor dem Neuen auf Vertrautes aus dem eigenen Land zurückgegriffen wird, können damit Risiken verbunden sein, da die technologischen oder klimatischen Begebenheiten eine korrekte Herstellung nicht gewährleisten.
    • Auf den Genuss roher Lebensmittel tierischer Herkunft (Milch, Rahm, Eier, Fleisch, Meerestiere) muss verzichtet werden – eine Regel, die mit wenigen Ausnahmen übrigens auch in Ländern mit hohem Hygienestandard gilt.
    • Flüchtig erhitztes Fleisch und insbesondere Geflügelfleisch und -leber vermeiden.
    • Gekochte und heiss servierte Speisen sind in hohem Masse sicher.
    • Früchte, die sich schälen lassen und frischgepresste saure Fruchtsäfte können ohne weiteres genossen werden.
    • Auf leicht verderbliche Zubereitungen (Mayonnaise, kalte Saucen, Speiseeis, Schlagrahm, Cremen, Patisserie Waren mit cremehaltigen Füllungen) soll verzichtet werden.
    • Auf Eis in Getränken ist konsequent zu verzichten. Bedenkenlos getrunken werden können Markengetränke, Mineralwasser in Originalflaschen und alle heiss angerichteten Getränke wie Tee und Kaffee. Leitungswasser oder Wasser aus Flüssen oder Seen (Reisen in unerschlossenen Gebiete) ist abzukochen. Falls keine Kochgelegenheit besteht, ist eine chemische Entkeimung vorzunehmen oder ein geprüftes Filtrationsgerät einzusetzen.
    • Auf Frisch- und Weichkäse sowie kalte Fleischwaren verzichten.
    • Falls eine Speise vom Geruch her oder geschmacklich einen zweifelhaften Eindruck macht, so ist sie grundsätzlich nicht zu verzehren.
    • Prophylaktisch kann auch mit Probiotika behandelt werden: 5 Tage vor Reisebeginn und während des gesamten Aufenthalts Bierhefe (Saccharomyces boulardii), z.B. als Perenterol 250®, 1 Kapsel morgens und eine abends, täglich eingenommen werden.
      Auch Enterococcus faecium (Bioflorin®) oder Lactobacillus (LGG als Aktifit® oder Lact.casei) sind präventiv wirksam.
    • Bismuthsubsalicylat (PeptoBismol™, in England bestellen lassen), Antibiotika nur für wichtige Missionen (z.B. Bundesrätin für Vertragsabschluss in Ägypten), dann Antibiotikum Rifaximin (Xifaxan®) und nicht mehr Fluoroquinolone.

    Therapie

    Diät

    Jede 5 bis 10 Minuten 5 bis 10 ml Apfelsaft (oder Colagetränk -nicht light!) – halb mit Wasser verdünnt und mit Salzstangen – 2 bis 4 Liter täglich. Bei Kindern ist dies (Apfelsaft, halb mit Wasser verdünnt) besser wirksam als die teuren Elektrolytlösungen (Freedman SB, et al. JAMA. 2016;315:1966-74)!
    oder Saft einer Orange in 1 Liter Wasser mit halbem Teelöffel Salz und 8-10 Teelöffel Zucker (ev. + halber TL Backpulver)
    oder 1 Beutel Elotrans® in 2 dl abgekochtes Wasser (Mineralwasser) und davon bis 4 Liter pro Tag (wirkt aber in grossen Studien schlechter als verdünnter Apfelsaft!).

    Nach 12 Std. dazu noch Reisschleim und durch Mixer und Tuch passierte Rüebli-Suppe. Salzen und Würzen nach Belieben. Wenn der Durchfall während 12 Std. aufgehört hat, Reis durch Hafer ersetzen (Reis bremst, Hafer zieht).

    Behandlungsalgorithmus des Reisedurchfalls (Antibiotikum? )

    Falls

    • OHNE FIEBER
    • OHNE BLUT
    • OHNE BAUCHWEH

    muss man in ERSTEN DREI TAGEN kein Antibiotikum nehmen.
    Eventuell Bismuth (Bismuthsubsalicylat (PeptoBismol™, in England)  oder Loperamid (Imodium) nach jedem dünnen Stuhl, aber nie länger als zwei Tage lang.

    LÄNGERDAUERND ALS DREI TAGE + WÄSSRIG:
    Antibiotikum ohne Stuhluntersuch!
    Rifaximin (Xifaxan®), ein Derivat des in der Schweiz nicht erhältlichen Rifamycins (beide wirken intestinal und sind nicht wesentlich absorbierbar), bei invasiven Infekten deshalb Azithromycin.

    Dies auch, falls Fieber dazukommt  und der Stuhl stark stinkt und ev. auch noch blutig ist – und kein Arzt erreichbar ist: das jeweilige Antibiotikum.

    Dies nicht bei Kindern, da hier Fieber und Durchfall auch eine Malaria mit Durchfall sein kann!

    7-10 TAGE LANG IMMER NOCH (3 – 5 x täglich) DURCHFALL:
    Jetzt zum Arzt zur genauen Stuhl- und Blutuntersuchung!

    Dies immer auch bei Durchfall und Fieber, blutige Durchfälle und Durchfall mit Bauchweh!

    Nachher

    Nach einer Darmentzündung mit Durchfall sollte auf jeden Fall mindestens eine Woche lang auf lactosehaltige Nahrungsmittel (v.a. Milch) verzichtet werden. Die Schädigung der Dünndarmzotten durch die Infektion verhindert die Aufnahme der Lactose, die dann in den Dickdarm gelangen würde und dort wiederum zu weiterem Durchfall und Blähungen führt!

    pfffffffff

    Update 2021 durch Medicalforum
    Quelle: Gastroenterology and Heptatology, volume 14, issue 12, Suppl. 8.

    Veröffentlicht am 17. Juni 2017 von Dr. med. Thomas Walser
    Letzte Aktualisierung:
    30. Dezember 2024

  • Erkältung / Grippe

    Erkältung / Grippe

    Vorbeugung/Prophylaxe

    • Die beste Vorbeugung einer Erkältung oder der Grippe ist neben der Impfung frei sein von Nikotininhalationen und das Meiden von hustenden Menschenansammlungen. Nach dieser Covid-Pandemie  sollte es auch bei uns, neben vielem Händewaschen, zur Gewohnheit werden, dass man/frau in der ÖV und in den Einkaufsläden in den kalten Jahreszeiten eine Maske trägt – am besten dann gleich eine hochwirksame FFP-2! Und dies vor allem, falls man selbst Erkältungssymptome aufweist! Auch Husten und Niesen in den Ellbogen (nicht in die Hand!)…
      und überhaupt der liebevolle, genüssliche Rückzug in die Wintersaison. Wenn wir schon auf den Winterschlaf verzichten müssen, heisst das nicht, dass wir gerade in dieser Zeit nicht etwas zurücklehnen können. Würden wir uns dies als ganze Gesellschaft etwas mehr gestatten, wären vielleicht Winterdepressionen, die lange sich hinziehenden Müdigkeitsphasen, Erschöpfungszustände, das übertriebene ultimative Ferienbedürfnis seltener.
      Ein Schlafmangel erhöht das Erkältungsrisiko: Weniger als 7 Stunden Schlaf pro Nacht erhöht gemäss Studien das Risiko auf das Dreifache verglichen mit 8 Stunden oder mehr Schlaf (Archives of Internal Medecine, Carnegie Mellon University Pittsburg.2008).

    >>> Anregungen im Blog und in „Entspannung“ >>>

    • Eine wirksame Vorbeugung gegen häufige Erkältungen ist auch ein Reinigen der Zunge bis weit nach hinten in den Rachen jeweils mit dem Zähneputzen (der gute Mundgeruch ist auch gleich garantiert!). Dort sitzt ein grosses Erreger-Reservoir, aus dem jeweils auch wieder Infektionen entstehen.

    Bei akuter Entzündung der oberen Luftwege und Nasennebenhöhlen kann man/frau auf Antibiotika oft, auf Röntgen oder CT meist verzichten! (siehe auch „Choosing wisely“)

    Allgemeines zur Behandlung

    • Durch Zink 12.5 bis 15 mg alle 2 bis 3 Stunden (Beginn innert 24 Std.! während der ganzen Zeit mit Symptomen – nicht länger als 7 Tage!) kann, falls frühzeitig eingesetzt, die Viruserkrankung etwa um 3 1/2 Tage abkürzen (von 8 auf 4.5 Tage, den Husten von 6 auf 3 Tage und die Schnupfensymptome von 6 auf 4 Tage!).
      Studien dazu >>>
    • Echinacea-Tropfen in den ersten vier Tagen der Erkältung alle 2 Stunden 10 (Kinder 5) Tr. pro Tag. Zur Vorbeugung jeweils in den den Monaten mit R (September bis April): intervallmässig vier Tage je einmal 20 Tropfen, dann drei Tage Pause (z.B. Freitag bis Sonntag) einnehmen.
    • Vitamin C (Prophylaxe wohl ein Mythos! Aber wenn bereits erkältet: 500 bis 1000 Milligramm täglich.)
    • Geben Sie Kindern unter 4 Jahren nie „Mittel gegen Erkältung“, d.h. Medikamente! Sondern Folgendes: (siehe auch „Choosing wisely“)
    • Trinken Sie soviel wie möglich. Hagebutten- und Lindenblütentee, Fruchtsäfte, Sanddorn, vier Gläser Holundersaft täglich.
      Heisse Suppen sind grundsätzlich gut bei Erkältungen. Sie sind leicht und belasten den Körper nicht. Der Dampf befeuchtet die Schleimhäute und bringt eine verstopfte Nase zum Laufen. Gibt man Chili dazu, wird dieser Effekt noch verstärkt.
      Alt bewährt ist die Hühnersuppe:
      1 Poulet oder Suppenhuhn
      200 g Knollensellerie
      3 Rüebli, ev. auch noch Lauch
      3 Knoblauchzehen
      1 ½ Zwiebeln
      1 Bund Peterli
      5 Nägeli
      Pfeffer, frisch gemahlen: 1 gehäufter Teelöffel
      2 Lorbeerblätter
      Kümmel, 1 gestrichener Teelöffel
      Chili und Salz, Bouillon nach Belieben
      Zusätzlich eventuell ein wenig Weisswein, eine ½ Zitrone oder ein bisschen Ingwer.
      Waschen Sie das Poulet kalt ab und legen es in eine grosse Pfanne. Schneiden Sie den Knollensellerie und die Rüebli in Stücke. Stecken Sie in die halbe Zwiebel 5 Nägeli. Geben Sie dies und die übrigen Zutaten in eine grosse Pfanne. Bedecken Sie das Ganze mit Wasser. Aufkochen und eine Minute sprudelnd kochen lassen. Danach die Suppe 2 ½ bis 4 Stunden leicht köcheln lassen. Am Ende die Pouletknochen und Fettaugen abschöpfen – diese Menge reicht für 3 bis 4 Tage (Kann als Fond für andere Suppen bis 10 Tage im Kühlschrank aufbewahrt werden.).
    • Was essen?
      Bei jedem Krankheitszustand empfehlen sich leichte, fettarme Speisen. Neben heissen Suppen (siehe oben) und falls der Geschmack nicht aneckt, sind Salate mit Zwiebel, Knoblauch, Essig, und Olivenöl abwehrsteigernd. Auch Milchreis mit viel Zimt lässt an gute alte Kinderzeiten zurückdenken, Zimt hat eine wunderbare desinfizierende Wirkung. Curry-Liebhaber liegen auch damit richtig.
    • Dampfinhalationen
    • Regelmässige Nasenspülungen mit physiologischer Kochsalzlösung reinigen die Nase und die Nasennebenhöhlen vom Schleim und verhindern Komplikationen: genaue Anwendungserläuterungen hier: www.dr-walser.ch/schnupfen/
    • Ein bis zwei Tage Bettruhe und gleichmässige Wärme wirken Wunder, der Körper kann so leichter selbst mit der Erkältung fertig werden.
    • Bei kreislaufstabilen Menschen, die kein Fieber haben: Eine abendliche Schwitzkur: trinken Sie eins bis zwei Liter schweisstreibenden Tee, zum Beispiel aus Holunder- oder Lindenblüten. oder heissen verdünnten Holundersaft. Ein anschliessendes heisses Bad kann die Wirkung noch unterstützen. Dann geht’s dick eingepackt ins Bett! nach etwa zwei Stunden Wäsche und, falls nötig, Bettzeug wechseln, den Körper mit einem Frottiertuch trockenreiben. Trinken Sie noch etwas und legen Sie sich dann sofort wieder ins Bett.
    • Kontaktlinsenträger sollten vorsorglich auf die Brille zurückgreifen. Denn mit der Infektion verändert sich häufig auch die Zusammensetzung der Tränenflüssigkeit. Der Tränenfilm wird dünner und die Augen somit trockener. Die zusätzliche Belastung durch Kontaktlinsen reizt dann die Bindehaut, die Augen werden rot und der Fremdkörper im Auge juckt und kratzt. Zudem verlieren vor allem weiche Kontaktlinsen Flüssigkeit und rehydrieren nicht mehr schnell genug. Die trockene Luft in beheizten Räumen in der kalten Jahreszeit verschärft das Problem noch weiter.

    Bäder

    • Fichtennadel- oder Heublumenbad
    • Aufsteigendes Bad: Das Bad dauert ungefähr 1 Std. Sie beginnen mit einer Anfangswärme in Fieberhöhe (oder 37,6 Grad, falls kein Fieber), dann steigern Sie innerhalb der ersten Viertelstunde auf 38,5, anschliessend langsam auf 39 Grad. Ohne Abtrocknen ins Bett, 1 Std. nachschwitzen; nachher mit lauwarmem Wasser oder Essigwasser abwaschen und abtrocknen.

    Achtung: Bei Kreislaufschwierigkeiten, z.B. Neigung zu Blutdruckabfall, soll jemand in der Nähe sein, oder Sie machen nur ein aufsteigendes Fussbad.

    Halsentzündung

    • Seidenschal
    • Gurgeln: Salbeitee mit 2 Tr. Glycerin oder Calendula-Tinktur: 1 Tr. auf ein halbes Glas Wasser oder Zitronenwasser 1:3
    • Wickel: Heisser Kartoffelwickel
      Zwiebelpäckchen um den Hals legen, mit Schal befestigen; Heilerde oder AION-A mit kaltgepresstem Olivenöl 8 Std. über Nacht aufgelegt lassen;
      Quark (falls kühl lindert)
    • Für Erwachsene: «Grappa latte con miele»: Milch (2/3) erhitzen, mit Grappa (1/3) aufwerten, versüssen mit möglichst viel Honig, nachher mit entspannender Lektüre ins Bett.
    • Kauen von Ingwer-Scheibchen oder Raspeln mit den Zähnen an einer Ingwerwurzel
    • Grossmutters Apfelessig -Trick: 1 Teil Apfel- oder Balsamico-Essig, 2 Teelöffel Honig, 4-5 Teile warmes Wasser, dann gut umrühren. Anfänglich stündlich Gurgeln und Wasser ausspucken. Bei der letzten Gurgelportion jedoch 2 Schlücke des verdünnten süssen Essigs trinken . Nur so können die unteren Teile der Speiseröhre erreicht werden.
    • Von Lutschtabletten, Emser-Patillen, Isländisch-Moos-Patillen, Blackcurrent- oder Cassispastillen oder Dallmann-Salbeipastillen ausgenommen, rate ich vollständig ab. Sie zerstören mehr, als sie nützen.

    Angina (Tonsillen- oder Mandelentzündungen)

    • Therapien wie oben unter Halsentzündung.
    • Die Mandeln täglich mit dem Zeigefinger leicht massieren. Anfangs löst dies schnell Brechreiz aus. Dann kurz aufhören und danach weiter massieren. Mit der Zeit gibt es keinen Brechreiz mehr. Bei immer wiederkehrenden Anginen am besten Mandeln jeden Tag für einige Sekunden weitermassieren.
    • Bei Fieber, fehlendem Husten, vordere geschwollenen Halslymphknoten und sichtbare Beläge auf den Mandeln muss man eine Bakterieninfektionen annehmen und unbedingt einen Abstrich vom Hausarzt machen lassen (Penicillintherapie bei Streptokokken Gruppe A).

    Husten

    • «Husten Sie zärtlich»: Wenn man einfach drauflos hustet, prallen die Wände der Bronchien aufeinander. Das führt zu kleinsten Verletzungen und damit zu neuem Husten. Ich empfehle, mit aufgeblasenen Backen in die Faust zu husten. Das schafft Luftpolster in den Atemwegen und verhindert so Verletzungen.
    • Atemübungen
    • Inhalieren mit Zusatz von Thymian mit Lavendel und/oder Salbei. (Wegen Verbrennungsgefahr Kinder beaufsichtigen!)
      Alternative: Thymianessenzen in Heissluftverdampfer
    • Massage: Die obere Rückenpartie beklopfen (besonders zwischen den Schulterblättern)
    • Tee:
      Thymiantee, Schlüsselblumentee, Holunderblütentee;
      Teemischung aus Salbeiblättern, Huflattichblüten und Spitzwegerichblättern, zu gleichen Teilen, aufgiessen und so heiss wie möglich trinken (evt. mit Zitrone und Honig)
    • Holundersaft
    • Heisse Honigmilch
    • Wickel:
      Meerrettich oder Priessnitzwickel
      Für kleine Kinder: Auflage mit roher Schafwolle
      Bienenwachs-, Leinsamen- oder Kartoffelwickel

    Zäher Schleim
    Haferstrohtee, isländisch Moos (Pastillen oder Tabletten), Honig

    Hatten die Grossmütter recht?

    In Vorbereitung auf die kältere Jahreszeit findet eine Metaanalyse/systematische Review, dass Honig sowohl die Hustendauer als auch die Hustenintensität bei oberen Atemwegsinfekten reduziert.
    14 kontrollierte, randomisierte Studien konnten ausgewertet werden, 9 davon bei Kindern. Die verwendeten Honigmittel (reiner Honig, dominante pflanzliche Herkunft des Honigs, Honig enthaltende Präparate) waren heterogen [1].
    Angesichts der seltenen Nebenwirkungen sei methodisch nicht zu streng geurteilt. Zu hoffen, dass eine gut propagierte Honigverschreibung durch die Ärztinnen und Ärzte die Angehörigen/Patient(inn)en überzeugt, dass kein – bei dieser Krankheit sowieso fast nie indiziertes – Antibiotikum verschrieben werden muss. Eine Analyse der Cochrane-Datenbasis ist zu vergleichbaren Schlussfolgerungen gekommen [2].
    1 BMI Evid Based Med. 2020, dx.doi.org/10.1136/bmjebm-2020-111336.
    2 Cochrane Database Syst Rev. 2014, doi.org/10.1002/14651858.CD007094.pub4.

    Fieber

    Allgemeines
    Fieber ist eine Abwehrmassnahme des eigenen Körpers und soll nicht unterdrückt werden.
    Bettruhe!
    Achten Sie auf ausreichendes Trinken (Bouillon wegen Salzverlust bei Schwitzen) sowie auf guten Stuhlgang (ev. Einlauf).
    Lindenblüten- oder Holunderblütentee wirken schweisstreibend und damit fiebersenkend.

    Essigwickel
    Nur anlegen, wenn Füsse und Beine warm sind.
    Auf 1 l kaltes Wasser ca. 3 Essl. Speiseessig geben, 2 Tücher darin nässen, um Füsse und Waden legen, Socken darüberziehen; wechseln, wenn die Tücher warm sind oder spätestens nach zehn Minuten. Legen Sie nach 3-4 Anwendungen eine Pause ein und wiederholen Sie nur, wenn das Fieber wieder steigt.

    Priessnitzwickel
    Absteigendes Bad
    Erst wenn das Fieber in den letzten 3 Std. konstant hoch war und obige Massnahmen ungenügend linderten:
    Die Badewassertemperatur soll ein Grad unter der gemessenen Darmtemperatur liegen. Dann lassen Sie während 10 Min. langsam kaltes Wasser zulaufen bis zu einer Temperatur von 32 Grad; Gesamtbadezeit 25 Min. Bei Unbehagen oder bei Gänsehaut mit dem Bad aufhören!

    Absteigendes Fussbad
    Zur Fiebersenkung bei Kleinkindern können Sie ein Fuss- oder Wadenbad im Lavabo mit abfallenden Temperaturen anwenden. Massieren Sie während der Badedauer Füsschen und Beinchen leicht.

    Bei drohenden Fieberkrämpfen:
    Mit Fingernagel Punkt zwischen Nase und Oberlippe drücken (im Übergang vom oberen zum mittleren Drittel zwischen Nase und Lippe).
    Bitte nehmen Sie sofort mit Ihrer medizinischen Vertrauensperson Kontakt auf!

    Ohrenschmerzen

    • Zwiebelwickel (warm oder kalt) oder kalter Quarkwickel hinter und unter das Ohr auflegen.
    • 1 Tr. Zitronensaft (zimmerwarm) ins Ohr tropfen. Dies jedoch bitte nur, wenn Sie sicher sind, dass das Trommelfell heil ist!
    • Bei Ohrenweh sollte man nicht auf Federkissen schlafen. Liegt man mit dem kranken Ohr darauf, kann es stark erwärmen und sich noch mehr entzünden. Besser ist ein Kissen mit Füllung aus Wolle, Hirse oder Synthetik.

    Schnupfen

    Fliessen lassen, nicht mit abschwellenden Tropfen unterdrücken.

    • Zwiebelringe in Kopfnähe legen oder aufhängen
    • Regelmässige Nasenspülungen mit physiologischer Kochsalzlösung reinigen nicht nur die Nase und die Nasennebenhöhlen vom Schleim, sondern verhindern auch Komplikationen: genaue Anwendungserläuterungen hier: www.dr-walser.ch/schnupfen/
    • Inhalation: mit Thymian
    • Wenn es wirklich nötig ist, können Sie bei trockenen Nasenschleimhäuten Mandelöl oder Vaseline mit einem Wattestäbchen auftragen.

    Stirn- und Kieferhöhlenentzündung

    Behandlung wie bei Schnupfen. Nach der Nasenspülung inhalieren Sie mit Salbei und/oder Thymian

    Ebenfalls schmerzlindernd und zur Akuttherapie geeignet ist 10%iges Pfefferminzöl, auf Stirn und Schläfen.

    Wickel

    • Leinsamenwickel: warme Päckchen auf Stirn, Nasenwurzel und Wangen auflegen
    • Quarkwickel: wenn Kälte bessert

    Links zur Grippe:

    Wo wütet die Krankheit?
    Welche Länder sollten Sie besser meiden, weil dort die Grippe besonders stark wütet? Ein Blick auf FluNet, eine Homepage der Weltgesundheitsorganisation, hilft Ihnen weiter. Sie können sich die Grippeaktivität in verschiedenen Gebieten und über unterschiedliche Zeiträume anzeigen lassen. Über die aktuelle Situation in der Schweiz informieren Sie sich über Sentinella, das Schweizer Grippeüberwachungssystem.
    Was ist eine Grippe?
    Eine Grippe ist eine akut auftretende, fieberhafte, durch Viren hervorgerufene schwere Infektionskrankheit. Auf dem unabhängigen Medizinportal Onmeda ist die Krankheit nicht nur definiert: In einer für Laien verständlichen Form werden Infektionsweg, Symptome, Diagnose, aber auch die Wirkungsweise von Medikamenten erklärt.

    Studien zur Zinktherapie:
    Cochrane Database of Systematic Reviews, Issue 2, Art.N. CD001364 (2011) – Hulisz D., Efficacy of zinc against common cold viruses: an overview, J Am Pharm Assoc, 2004 Sep-Oct;44(5):594-603) (Prasad AS, Fitzgerald JT, Bao B, Beck FW, Chandrasekar PH, Duration of symptoms and plasma cytokine levels in patients with the common cold treated with zinc acetate. A randomized, double-blind, placebo-controlled trial, Ann Intern Med 2000 Aug 15;133(4):245-52)
    Systematisches Review und Metaanalyse von Doppelblindstudien (2012)

    Weiterlesen:
    Long Covid
    Long Colds


    Schönes Buch über Hausmitteli:
    Karin Berndl und Nici Hofer: „Zwiebelwickel, Essigsocken & Co.“, Eden Books

    Veröffentlicht am 17. Juni 2017 von Dr. med. Thomas Walser
    Letzte Aktualisierung:
    05. Januar 2025

  • Diätlos glücklich

    Diätlos glücklich

    „Mir gefallen Körper, die nicht von Zwängen, sondern von Leidenschaften geformt sind!“ Theresa Lachner

    Wie man geniesst und diätlos glücklich wird

    Das Gute steckt im Müesli, das Schlechte im Schwein.
    Oder: Was dick macht, ist des Teufels Werk. So predigen es Heerscharen von Ernährungsexperten. Doch ein Spezialist widerspricht ihnen allen. Er will beweisen, dass Diäten nichts nützen und Abnehmen sogar die Lebenserwartung verkürzen kann.

    Dr. Nicolai Worin greift in seinem Buch Diätlos glücklich so viele Ernährungsthesen an, dass einem beim Lesen der Appetit kommt.
    Der Autor fährt schweres Geschütz auf, etwa wenn er die japanischen Sumo-Ringer ins Feld führt. Die sind wahrlich dick. Um ihre Kolossfigur zu erreichen und zu halten, müssen sie täglich mindestens 7000 Kilokalorien verdrücken. Ihr Geheimnis? Sie trainieren stundenlang, sie bewegen sich unaufhörlich.

    „Fett macht fett. “ Diese Botschaft, schreibt Worin, dringe täglich in unser Bewusstsein, infiltriert vom bösen Zeitgeist. Fett sei Sünde. Wer ein fettes Hängebauchschwein verspeist und sich selbst einen Hängebauch zulegt, schade nicht nur sich, sondern belaste auch die Gesellschaft mit vermeidbaren Kosten.

    „Karg, grün, ballaststoffreich und fettarm – das macht nicht nur schlank, sondern bringt uns auch der ewigen Gesundheit näher. Die Kost muss einen Hauch vorindustrieller Armseligkeit haben, um wirklich gesund zu sein – wie das Essen eines italienischen Bauern oder eines japanischen Fischers vor hundert Jahren! “

    Doch keine einzige, noch so seriös wirkende Studie habe je bewiesen, dass fettarme Ernährung die dicken Probleme löst. Besorgniserregend sei, dass diese Falschbotschaft „mit kommerziellem Schwung und grossem Erfolg in die Ernährungsgemeinden getragen“ werde.

    Mit einleuchtenden Beispielen zeigt der Kollegen-Kritiker Worin, dass der Fettanteil in Speisen völlig egal ist: „Zunehmen kann man nur, wenn die Kalorienzufuhr den Energieverbrauch übersteigt. Alles macht auf Dauer gleich dick – egal, ob fett- oder kohlenhydratreich –, solange ein Kalorienüberschuss entsteht, also eine positive Energiebilanz. “

    Fett Fett sein lassen

    Die afrikanischen Massai, die ständig in Bewegung sind und mehr als die Hälfte ihrer Kalorien aus Fett beziehen, bleiben meist schlank. Ebenso muss ein Büroangestellter, der täglich über 3000 Kalorien zu sich nimmt, keinen Bauch fürchten – vorausgesetzt, er läuft vor oder nach der Arbeit die nötigen Kilometer.

    Der Autor lobt die Südländer, die trotz fettiger Speisen schlanker bleiben als Deutsche oder Amerikaner. Der Grund: Wasser und Brot zu den Mahlzeiten sättigen besser. Auch langsames Essen, Gespräche zwischendurch und bewusstes Geniessen helfen. Kein Italiener käme auf die Idee, Süssstoff in seinen Espresso zu rühren, kein vernünftiger Franzose würde eine kalorienreduzierte Mousse bestellen.

    Geradezu „pervers“ nennt der Autor die Dämonisierung von Fett. Seit Urzeiten essen Menschen Fett besonders gern – wegen seines Aromas, seines Geschmacks, seiner Konsistenz. Es sättigt, liefert lebenswichtige Fettsäuren. „Hätte die Natur uns so auf Fett programmiert, wenn es Gift für uns wäre? Hat die Evolution hier versagt? Ein Fehler im System? Warum reagieren wir auf andere Gefahren in der Nahrung mit Abneigung, aber nicht auf Fett? “ Lassen wir Fett also Fett sein. Doch bleiben wir beim Thema Übergewicht. Massives Übergewicht gehört in ärztliche Hände. Aber was ist „massiv“? Ein paar Kilo zu viel?

    Wer sich einer vermeintlich logischen Diät unterzieht, sollte die Ironie erkennen: „Was sind schon Gallensteine, die sich bei Reduktionsdiäten gern bilden? Wen stört die Entkalkung der Knochen, die Osteoporose und Brüche begünstigt? Wer kümmert sich um erhöhte Harnsäure, die mitten im Abnehmprozess einen Gichtanfall auslöst? “

    Es geht noch weiter: „Ein bisschen Leberprobleme, eine kleine Krise im Wasser- und Elektrolythaushalt, der Verlust von Muskelmasse – das alles ist doch zu verkraften, wenn man endlich das lästige Übergewicht loswird. “

    Nicolai Worin ist nicht der Einzige, der vor radikalem Abnehmen warnt und stattdessen Genuss empfiehlt. Auch der Arzt Hans Balzli, Autor von Büchern wie „Körperschönheit trotz Mutterschaft“ und „Nütze die Arbeitspause“, war ein Geniesser. Bereits 1931 veröffentlichte er „Gastrosophie, ein Brevier für Gaumen und Geist“. Darin schrieb er: „Ich will die Bejammernswerten nicht beeinflussen oder gar verführen, die – gefangen in Vorurteilen – verkünden, Ernährung sei etwas Niedriges, Tierisches, Materielles. Sie verschreien jede Freude am Essen als Sünde und verweigern selbst den bescheidensten Genuss. Ihnen ist nicht zu helfen. Ich will sie ihrem grässlichen Frass nicht abspenstig machen. “ Balzli schliesst mit dem Satz: „Denn böse sind nur hungrige und unbefriedigte Menschen. “ Ein Gedanke, über den man nachdenken sollte.

    Worin vergleicht Marilyn Monroe in „Some Like It Hot“ mit Kate Moss. Monroe galt einst als Traumfrau mit Traumfigur. „Heute würde sie als Model für Übergrössen gelten. “ Doch Worin sieht Hoffnung: „Schlimmer kann es nicht mehr werden. Der geordnete Rückweg ist der einzige Weg. “

    Das bedeutet: Keine Lebensmittel sind verboten. Jedes Essen soll zufrieden machen. Geniessen Sie mit gutem Gewissen – Ihr Wohlbefinden wird es Ihnen danken. Und lassen Sie sich von niemandem terrorisieren, weder von Ernährungsberatern noch von fragwürdigen Langzeitstudien.

    Klinische Studien zu Diäten

    Dazu drei Studien an fast 50’000 Frauen im Alter von 50 bis 80 Jahren, die während acht Jahren den Einfluss einer Diät mit geringem Fettgehalt (low fat diet) auf die Inzidenz von Brustkrebs (sollte das Risiko vermindern!), Kolonkarzinom (dito!) und auf das kardiovaskuläre Risiko (auch das sollte abnehmen!). Und was kam dabei heraus? Die Diät reduzierte keines der geprüften Risiken – weder das für Karzinome noch jenes für Herz-Kreislauf-Vorfälle! Ob dieses Ergebnis den Eindruck verstärkt, dass mit Diäten wenig bis nichts zu ereeichen ist, und dass man zwar mit Exzessen das Leben verkürzen, es mit Restriktionen aber kaum verlängern kann?! (Prentice RL, et al. / Beresford SA, et al. / Howard BV, et al. Low-fat dietary pattern and risk of invasive breast cancer / colorectal cancer / cardiovascular disease. The Women’s Health Initiative randomised controlled dietary modification trial. JAMA 2006;295:629-42 / 643-54 / 655-66).

    Fuck it, bitch. Stay fat!

    Dieses Buch von Samantha Irby „We never meet in real life“ war mal dringend nötig. Das Thema ist nicht neu – ein Rant gegen Diäten – aber wie sie’s aufschreibt lässt den Leser auf diese tiefe, behäbige Weise lachen, die Alltagsweisheit signalisiert. Kostprobe:
    „Do you really need another article about how important it is to eat a big breakfast full of healthy fats and whole grains to curb afternoon snacking? NO, YOU DO NOT. You need bitches to write about how comfortable maternity jeans are for women who aren’t really pregnant. And sexy ways to remove a bra that has four hooks. I’m always amused when they encourage you to eat “instead” foods, like eating an apple when you really want to rub a bacon cheese­burger all over your boobs is a fair substitute.“ 

    Lesen Sie auch diese verwandte Seite über die W/R-Ratio oder den BMI + über Abnehmen!

    Veröffentlicht am 17. Juni 2017 von Dr. med. Thomas Walser
    Letzte Aktualisierung:
    23. November 2024

  • „Frauenbeschwerden“ – Frauengesundheit

    „Frauenbeschwerden“ – Frauengesundheit

    Zuerst lesen: von der männlichen Gewinnmaximierung durch Misstrauen, Konkurrenz und Wettbewerb zur weiblichen Kooperation mit Vertrauen und Grosszügigkeit… Für mehr Lebensqualität: Frauen an die Macht.

    Menstruationsbeschwerden (Dysmenorrhoe)

    • Massage (beidseitig): hinter und 4 Querfinger oberhalb Innenknöchel; kräftige Massage des Kreuzbeins mit den Fingerknöcheln, bis sich eine deutliche Wärme entwickelt
    • mehr körperliche Aktivität.
    • weniger Fett, mehr Fisch essen.
    • Gamolensäure in Nachtkerzensamen: 3 bis 6 Gramm täglich prämenstruell über 10 Tage (3 – 6 Kapseln Epogam). Sehr starke Schmerzen erfordern gelegentlich 3 bis 6 Gramm über 3 Monate
    • Vitamin B6: 2 bis 4 Monatszyklen lang täglich 50 (-100)mg und zusätzlich ein Esslöffel Distelöl, später reicht dann täglich etwas Distelöl z.B. in Salatsauce. (The British Medical Journal 318, 1375-1381 (1999))
    • Entspannungsbad mit Frauenmänteli, Schafgarbe, Gänsefingerkraut 3 Tage vor Menstruationsbeginn jeweils abends 20 Min.
    • Tee: Die obgenannten Kräuter können auch als Tee 5 Tage vor Menstruationsbeginn getrunken werden
    •  Ingwer: Bei Frauen, die in den ersten drei bis vier Tagen der Menstruation 750 bis 2000 Milligramm Ingwerpulver einnahmen, gingen die Schmerzen deutlich zurück. (Pain Medicine, Metastudie über 29 Studien)
    • Wickel: Kartoffel-, Weizenkörner- oder Heublurnenwickel auf Bauch und unteren Rücken
    • Mönchspfeffer (gleich unten beim PMS).
    • Dysmenorrhoe kann auch als begleitende Missempfindung von ausstrahlenden Schmerzen aus sog. Triggerpunkten in umliegenden Muskeln entstehen. Dabei wäre v.a. der M. Rectus abdominis abzuklären und zu therapieren (mittels myofaszialer Triggerpunkttherapie).

    PMS = Prämenstruelles Syndrom

    Die erste wichtigste therapeutische Intervention ist die einfache Aufklärung über das Zyklusgeschehen, denn damit lösen sich schon oft die Probleme von selbst.
    Die Symptome eines Prämenstruellen Syndroms sind Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, depressiver Verstimmung, Energiemangel, Schlaf- und Appetitstörungen, Wasseransammlung im Gewebe, Spannungsgefühl der Brüste, etc. vor oder zu Beginn der Monatsblutung. Im jugendlichen Alter sind Stimmungsschwankungen, Stress und Nervosität am häufigsten. Speziell im Alter zwischen 13 und 18 Jahren werden Heisshungerattacken, Stimmungsschwankungen, abdominale Beschwerden sowie Unzufriedenheit mit dem Aussehen genannt. Im Alter zwischen 16 und 18 Jahren ist die Intensität der Symptome am stärksten.

    Lebensstilveränderungen wie Stressmanagement, Erlernen von Entspannungstechniken, regelmässiger Schlafrhythmus sind sehr wichtig. Auch eine Ernährungsumstellung (kohlehydratreiche Ernährung, weniger Salz und raffinierter, weisser Zucker, kleinere häufigere Mahlzeiten, Verzicht auf tierische Fette, Kaffee, Alkohol und Nikotin) kann viel bewirken: Symptome wie Ödeme, Mastodynien (Brustspannen), Aufgedunsensein, Gewichtszunahme, Reizbarkeit, Schlaflosigkeit bessern sich stark. Sehr effizient beim PMS ist auch die regelmässige Ausübung eines Sports. Ausserdem sollte Zigarettenrauchen, welches die Symptomatik des PMS verstärken kann, aufgegeben werden.

    Literatur: Back to the roots – zyklisch leben mit immenser Freude von Josianne Hosner, Quittenduft-Verlag.

    Agnus-castus-Früchte (Mönchspfeffer) erweist sich auch in grossen Studien beim PMS als sehr wirksam und dabei gut verträglich  (www.bmj.com/cgi/content/full/322/7279/134):

    • 40 mg Mönchspfeffer Trockenextrakt täglich (z.B. PreMens®, Agnolyt®, Emoton®)) über 3 Monate, dann Behandlungspause. Bei erneuten oder wieder zunehmenden Beschwerden erneuter Therapiezyklus mit Medikation nur in der 2. Zyklushälfte oder eine Woche prämenstruell in angepasster Dosierung (bis 2 x 40mg). Bei einigen Frauen reicht auch die Einnahme an den Tagen mit Beschwerden.
    • 1200 mg Kalziumkarbonat pro Tag (oder erhöhte Milcheinnahme) bewirkt weniger Aufgedunsensein des Bauches, weniger Krämpfe und Essattacken, sowie weniger Appetitanstieg.
    • Vitamin B6: 2 bis 4 Monatszyklen lang täglich 50 (-100)mg und zusätzlich ein Esslöffel Distelöl, später reicht dann täglich etwas Distelöl z.B. in Salatsauce.(The British Medical Journal 318, 1375-1381 (1999))
    • Distelöl enthält wenig von der essentiellen Fettsäure Linolsäure (viel in Borretschöl (z.B. Glandol® 3 bis 4 Kapseln für 6 Wochen, danach 3 bis 6 Monate 1 Kaps.tgl), Nachtkerzenöl, Kerne der schwarzen Johannisbeere)

    Schmerzhafte Brustschwellung vor der Menstruation

    • zuerst die obigen Lebensstilveränderungen.
    • Brokkoli: Jedoch weiss frau/man es nicht genau. Es gibt Studien mit 25 mg Sulforaphan (=sekundärer Pflanzenstoff aus Brokkoli) pro 70 kg Körpergewicht pro Tag. In anderen erhielten Patienten eine Dosis von 90 mg. Am besten ist vielleicht, Sulforaphan in Kapseln als Nahrungsergänzung einzunehmen. Verschiedene Hersteller bieten Sulforaphan als Nahrungsergänzungsmittel in Kapseln an. Damit ist die Dosierung am leichtesten.
    • Wickel mit Heilerde oder Ringelblumentinktur 1:3 oder stärker verdünnt, maximal 30 Min. aufgelegt lassen. Sie können diesen Wickel vor der Menstruation täglich anwenden.
    • Mit Geraniumöl die Brüste sanft massieren und gegen die Achselhöhle ausstreichen.

    Wasseransammlungen vor der Menstruation

    • zuerst die obigen Lebensstilveränderungen!
    • Goldruten-, Ackerschachtelhalm-, Birkenblättertee: während einer Woche
    • Kürbissamen ungesalzen essen
    • Löwenzahn als Salat

    Scheidenentzündungen

    Allgemeines: Verwenden Sie Naturbinden, z.B. Flawa, Margherita; Unterwäsche aus Naturfasern

    Bei häufigen Problemen mit der Scheide auch nach weiteren Ursachen zu forschen. Stress, Medikamente und eine ungesunde Ernährung können das Scheidenmilieu aus dem Gleichgewicht bringen.
    Zudem ist für eine gesunde Scheide wichtig, dass man sich in der Beziehung und mit der Sexualität wohl fühlt.

    Therapiekonzept AAA (nach Regina Widmer):

    • Antiseptika (mit ätherischen Ölen und Gerbstoffe)
    • Ansäuern (mit Essig, Milchsäure, Jogurt)
    • Anogenitale Grundpflege (d.h. vor allem die betroffenen Stellen fetten (Salben siehe gleich unten). Der After ist noch vernachlässigter als die Vulva – wenig Papier >> keine Geschmiere, kein Waschlappen, keine Seife!)
      Analhygiene verändern:
      Kein Stuhl mehr rumschmieren mit Toilettenpapier, sondern nur mit viel Wasser den Anus nach dem Stuhlgang duschen (in der Dusche – oder noch komfortabler mit einem WC-Aufsatz (z.B. Geberit). Dann nur noch mit etwas Papier trocken tupfen.

    Ansäuern

    Die Ansäuerung ist nach den Wechseljahren und vor der Pubertät sinnlos, da dann das natürliche Scheidenmilieu anders und nicht sauer ist.

    • Essigspülung: 2 Essl. Obstessig auf 1/2 l Wasser; 2mal täglich spülen, dabei Becken flach lagern, sodass das Wasser bis zum Gebärmutterhals kommt; während 3 – 6 Tagen. (Zuerst ausprobieren, ob es hilft, denn bestimmte Infektionserreger fühlen sich bei Essig wohl!)
      Eine Hilfe für Spülungen ist die 60-ml-Spritze und dem weichen Aufsatz eines Einmalkatheters oder mit einer Rektalsonde beziehungsweise mit einem Darmrohr für Fr. 1.-. Luxus ist eine «Sanor irrigateur plastique mit Deckel» (Lamprecht); auch in Reiseform erhältlich – ich verschreibe auch häufig die Spülflasche von Betadine (ohne die Spüllösung).
      Wenn’s schnell gehen muss, kann man auch ein Essigwassersitzbad machen (auch Zitronensaft in Wasser passt gut). Viele Frauen setzen sich auch nur drüber und waschen sich ein bisschen ab. Bei milden Beschwerden genügt dies.
      Für die schnelle Version eines Sitzbads lässt man die Flüssigkeit einfach aus einer Plastikflasche über den Intimbereich laufen und spreizt dabei den Scheideneingang etwas mit den Fingern.
    • Ansäuerung geht auch mit einem Joghurttampon: Einen Minitampon in normales ungesüsstes Naturejoghurt tauchen und vollsaugen lassen. In die Scheide einführen und über Nacht belassen. Etwa drei Nächte.
    • Milchsäure-Ovula:
      Rp. Milchsäure   5%
      Witepsol ad 3,0 g
      10 Ovula
    • Bei rezidivierenden Scheidenentzündungen lohnt sich auch ein Versuch mit lokal angewendetem Vitamin C (= eine Säure, Ascorbinsäure!):
      Redoxon®-Lutschtabletten (aber nicht lutschen, sondern vor dem Schlafengehen eine tief in die Scheide einführen), langzeitig

    Salben und ätherische Öle/Gerbstoffe

    • Salben: Aloe vera-Gel oder Calendulacreme, Eichenrindenlotion (20%). Geben Sie 1 Tr. Teebaumtinktur (Achtung: zuviel davon brennt) in obige Salben.
    • bei Juckreiz und empfindlicher Haut:
      vaginale Kräutercreme (Rezept nach Rina Nissim):
      Ricini oleum   2,5 g
      Niaouli aeth.   0,25 g
      Cypressi aeth.   0,5 g
      Salviae aeth.   0,5 g
      Matricariae ol. coct.   1,25 g
      Ung. Hydrophili. PM III ad 50,0 g
    • Eichenrinden-Ovula (Gerbstoffe) nützen bei Zervizitis, blutender Ektopie, Kontaktblutungen, grosser Ektopie mit viel Schleim und bei HPV der Portio.
    • Majorana/Melissa Globuli vaginales (Weleda) wirken durchwärmend und belebend.

    Dieses Therapiekonzept kommt zum Beispiel zur Anwendung falls immer wieder Scheideninfektionen auftreten nachdem frau im Hallenbad geschwommen ist. Das Chlor im Wasser verändert dabei den Säuregehalt der Scheide und macht die normalen Abwehrbakterien in der Scheide kaputt. Zur Vorbeugung fügt frau vor dem Baden einen Essigwassertampons in die Scheide und fettet zudem ihre Vulva (äusseres Genitale) um das Aufweichen der Haut zu verhindern und damit das Ein/Durchlassen von Keimen.

    Brennen

    Ein Sitzbad mit starkem Kamillenaufguss oder Schwarztee lindert  Brennen. Den heiss angefeuchteten Schwarzteebeutel kann man auch einfach für 20 Minuten auf die Schamlippen legen.

    Ursache bekannt (Hefepilz, bakterille Bakteriose, HPV-Infektion)

    Der Partner muss bei Soor (Hefepilz) und bakterieller Vaginose nicht mitbehandelt werden. Dies führt zu keiner Verminderung der Schub-Rate! Es reicht, wenn er sich regelmässig gut wäscht!

    Bei trockener Scheide und bröckligem, weissem Ausfluss, der neutral riecht – es juckt (meist Pilz) – oder bei nachgewiesenem Hefepilz:

    • Teebaumessenz-Spülungen 5 Tr. (Tropfen in 1 Kaffeerähmchen rühren = Emulgator!) auf 1/2 l Wasser (Achtung: häufige Allergien auf Teebaumöl – dann Lavendelöl!)
      oder Teebaum-Ovula (Rp Melaleuca alternifolia aeth. 3 gtts + Witepsol ad 3,0 g – 10 Ovula).
    • Regina Widmers Sathyma-Zäpfchen
    • Thymianzäpfchen oder  Majorana Vaginalgel Wala
    • äusserlich: Aloe-vera-Gel oder Calendulacreme.

    Da der Pilz meist auch im Darm vermehrt ist (er ist dort ein „normaler“ Bewohner), empfehle ich bei wiederholtem Auftreten eines Scheiden-Candidapilzes:

    1. Analhygiene verändern:
      Kein Stuhlgeschmiere mehr mit Toilettenpapier, sondern nur mit viel Wasser den Anus nach dem Stuhlgang duschen (in der Dusche – oder noch komfortabler mit einem WC-Aufsatz (z.B. Geberit). Dann nur noch mit etwas Papier trocken tupfen.
    2. Eine Diät zum Aufbau der, die Pilze verdrängenden „guten“ Darmbewohner:
      Zucker und Weissmehl reduzieren (besonders wichtig, da Hefen „süsse Mädchen“ lieben, d.h. auch süsses Milieu in der Scheide!) ; Milchprodukte weglassen, wenn der leiseste Verdacht auf eine Milchunverträglichkeit besteht; Ab 16:00 Uhr keine Rohkost und Früchte mehr, sondern gekochtes Gemüse.

    Sofortiger Wechsel eines nassen Badeanzugs soll die Übertragung vom Anus zur Scheide verhindern, die sonst so schnell erfolgt.

    Auch ein eventuell vorliegender Eisenmangel und auch ein Zinkmangel begünstigen zudem eine Scheiden-Hefepilz-Entzündung.

    Prädisponierend wirken weiterhin die Antibabypille.

    Bei cremigem Ausfluss, der nach Fisch riecht (bakterielle Vaginose, ein Ökostörung mit dem Leitkeim Gardnerella vaginalis): 

    saure Anwendungen:

    • Essigspülung: (Anwendung siehe oben!)
    • Jogurt: zum Einführen Finger, Tampon (wie oben), Spritze verwenden
    • Milchsäure-Ovula (siehe oben)

    HPV-Infektionen

    Mit antiviral wirksamem Melaleuca alternifolia (Teebaum) und Melaleuca quinquinerva (Niaouli) können Ovula oder Tampons hergestellt werden (Rp Melaleuca alternifolia aeth. (oder Melaleuca quinquinerva aeth.) 3 gtts + Witepsol ad 3,0 g – 30 Ovula)
    Man muss länger behandeln, z.B. drei Zyklen während je zehn Tagen beziehungsweise Nächten ein Ovulum einführen (ohne Allergie).
    Regelmässige zytologische, kolposkopische und histologische Kontrollen sind unerlässlich. Bei höhergradigen Dysplasien ab CIN II muss unbedingt mit einer Frauenärztin zusammengearbeitet werden!

    Falls obige Anwendungen keine Besserung bringen, wenden Sie sich an Ihre medizinische Vertrauensperson!

    Schwangerschaft, Geburt und Stillen

    Schwangerschaftserbrechen

    Allgemeines

    • Häufig, aber wenig aufs Mal essen; Rhythmus einhalten.
    • Kauen Sie immer wieder Mandeln, Sonnenblumenkerne und Nüsse, bis ein geschmackloser Brei im Munde entsteht; dies bindet die Säure im Magen. Das Kauen von rohen Haferflocken hat einen ähnlichen Effekt.
    • Lavendelwickel auf den Magen (12 Tr. Lavendelöl auf 1 l Wasser)
    • Tee aus geriebener Ingwerwurzel trinken

    Schwangerschaftsstreifen

    • Wirksam ist nur die Prophylaxe: Massieren Sie die Haut, besonders der Bauchdecke während der gesamten Schwangerschaft mit Öl. Wünschen Sie einen Zusatz, dann geben Sie 20 Tr. Lavendelöl und 4-5 Tr. Neroliöl in 50 ml Pflanzenöl, oder 10 Tr. Rosenholzessenz auf 50 ml Haselnussöl.

    Geburtsvorbereitung

    • Heisse Packungen mit Calendula: Calendula-Aufguss auf einen feuchtwarmen Waschlappen geben, auf den Damm legen (oder noch besser im Schneidersitz darauf sitzen) und mit einer Bettflasche oder armem Kartoffelpack warm halten. in den letzten 5 Wochen vor der Geburt täglich 20 Min. anwenden.
    • Massieren Sie täglich den Damm mit Weizenkeimöl.
    • Himbeerblättertee: 1 Tasse täglich im 8.Monat, 2 Tassen im 9. Monat zur Lockerung des Gebärmutterhalses
    • Brustwarzen vorbereiten: abwechselnd kalt und warm abwaschen oder mit trockenem Tuch reiben; Partner soll an den Brustwarzen saugen.
    • Während der Geburt können Packungen mit heissen Tüchern über Damm und Scheide Erleichterung bringen.

    Milchbildung

    • Milchbildungstee: 20 Teile Kümmel, 20 Teile Fenchel, 20 Teile Anis, 10 Teile Brennessel, 20 Teile Geisskraut, 10 Teile Basilikum; Kräuter quetschen, 1 Teel. pro Tasse mit kochendem Wasser übergiessen, zugedeckt 5 Min. ziehen lassen. jedes mal frisch zubereiten und nicht mehr als 1/2 l pro Tag trinken, sonst wird die Milch übelriechend.
    • Punkt in der Mitte des Schulterblattes beidseits kräftig massieren.

    Brustentzündung

    • Kind häufig anlegen; Kind in «Football-Position» (Kindsbeine gegen die Achsel der Mutter) anlegen.
    • Brustwarzen mit kaltem Wasser reinigen, nach dem Stillen mit einigen Tropfen Zitronenwasser abtupfen
    • Genügend trinken – Brusttee, Ringelblumentee
    • Wickel: mit Quark, Lehm, Essigwasser. Warme Kompressen mit Malventee oder Ringelblumentinktur (1 Teel. pro Tasse).
    • vor dem Stillen etwas Warmes, nach dem Stillen etwas Kaltes auflegen.

    Brustwarzenentzündung

    • Legen Sie feuchte Schwarzteebeutel auf die Brustwarzen auf.

    Wechseljahre

    (Lesen Sie auch dies!)

    • Traubensilberkerze (Wurzelextrakt – Cimicifuga racemosa; z.B. Remifemin® 2-3 x 40 Tropfen oder 4 Tabl.) v.a. gegen vegetative Beschwerden (50% verschwinden völlig, 30-40% besser) und psychische Störungen. Eignet sich aber nicht zur Osteoporose-Prophylaxe.
    • zu Beginn der Wechseljahre, wenn Symptome ähnlich wie bei PMS: Mönchspfeffer (siehe hier)
    • Nachtkerzenöl-Kapseln
    • Teemischung: 20 Teile Frauenmänteli, 15 Teile Johanniskraut, 10Teile Zitronenmelisse, 15 Teile Schafgarben, 15 Teile Rosmarin, 15 Teile Salbei

    Wallungen

    • Salbei alleine: bis dreimal täglich 40 Tropfen einer Salbeitinktur.
    • Teemischung: je 1/4 Frauenmänteli, Salbei, Zinnkraut und Mistel: 1 Essl. auf 1/4 l Wasser aufkochen, morgens nüchtern 1 Tasse trinken
    • Traubensilberkerze oder Mönchspfeffer (siehe gleich oben).

    Trockene Scheide

    • viel eigenen Speichel benützen!
    • Schleimhautpflege: Leinsamen, -öl innerlich als Budwig-Creme und lokal Rheum rhaponticum D2 Salbe Weleda, tgl. 2 x anzuwenden, ev. mit Applikator auch vaginal einführen.

    Gebärmutterentfernung (Hysterektomie): Die Gebärmutter, ein überflüssiges Organ nach den Wechseljahren?

    Veröffentlicht am 17. Juni 2017 von Dr. med. Thomas Walser
    Letzte Aktualisierung:
    14. Februar 2025

  • Glykämischer Index / Glykämische Last

    Glykämischer Index / Glykämische Last

    GI: Glykämischer Index

    Der Glykämische Index ist ein Mass, das die blutzuckersteigernde Wirkung nach Zuckerkonsum beschreibt. Daher wird allgemeine der Verzehr sogenannter „langsamer“ Zucker empfohlen.

    Zuerst mal:
    Wer nur auf die Index-Werte achtet, wird vergeblich darauf warten, dass die Pfunde schmelzen. Alles Fett und Fleisch hat einen tiefen Wert und dürfte also bedenkenlos gegessen werden. Hingegen müsste man auf Kürbis und Rüebli verzichten. Denn diese haben einen hohen glykämischen Index zwischen 75 und 85. Doch es gibt trotzdem keinen Grund, auf diese gesunden Gemüsesorten zu verzichten. Denn diese beiden Gemüse enthalten so wenig Kohlenhydrate, dass man kiloweise davon essen müsste, damit sie den Blutzucker tatsächlich markant beeinflussen würden.
    Verschiedene Untersuchungen zeigen zudem, dass der glykämische Index nicht nur bei ganzen Mahlzeiten, sondern bereits beim einzelnen Nahrungsmittel stark schwanken kann. So haben amerikanische Forscher für Spaghetti unterschiedliche Werte zwischen 38 und 61 ermittelt – je nach Kochzeit. Es ist also unklar, ob Spaghetti den Blutzucker eher langsam oder doch ziemlich schnell ansteigen lassen.

    …und dann das:
    In einer nach strengen Kriterien durchgeführten Studie mit freiwilligen adipösen Menschen wurden vier verschiedene Diäten getestet: eine mit hohem Kohlenhydratanteil (60% der Kalorien) und eine mit 40% Kohlehydraten, jeweils mit hohem oder niedrigem Glykämischen Index. Resultate: Entgegen den allgemeinen Aussagen führten die Diäten mit niedrigem GI zu einer erhöhten Insulinresistenz und verbesserten die Blutfettwerte nicht! Eines ist jedoch sicher: Die besten Resultate wurden, unabhängig vom GI, bei einer Diät mit 40% Kohlehydraten erzielt! (Sacks FS, et al. JAMA.2014;312:2531)

    Die Zusammensetzung und industrielle Bearbeitung unserer Mahlzeiten macht’s aus

    Es ist festzuhalten, dass der glykämische Index der Lebensmittel durch ihre industrielle Bearbeitung steigt (Mais 70, Cornflakes 85).
    Man kann davon ausgehen, dass bei einem glykämischen Index ab 60 der starke Anstieg des Blutzuckers einen Hyperinsulinismus begünstigt. Aus Gründen der Einfachheit sprechen wir in diesem Fall von »schlechten Kohlenhydraten«. Hingegen werden die Kohlenhydrate, deren glykämischer Index höchstens 50 beträgt, »gute Kohlenhydrate« genannt.
    Wie man sieht, ist der glykämische Index von Getreide niedriger, wenn die Ballaststoffe erhalten bleiben. Daher ist es ratsam, Vollkorn, geschrotetes Korn und eventuell noch Vollkornbrot zu essen (in denen zusätzlich die Vitamine und Spurenelemente erhalten bleiben), als allgemein gesagt: „Backwaren“!

    Die Index-Werte von einzelnen Nahrungsmitteln taugen aber meist wenig für den Alltag. Denn sie stimmen nicht mehr, sobald man die bewerteten Nahrungsmittel nicht einzeln, sondern im Rahmen einer Mahlzeit isst. Man kann dies also nur für isoliertes Essen eines Nahrungsmittel allein verwenden.

    • Wie  vermeidet man dann einen schnellen Anstieg des Blutzuckers:
      Reichern Sie Mahlzeiten auch mit Rohkost, Salat und geschrotetem Vollkorn an. Gekochtes, Püriertes, Gepresstes und Gebackenes lässt den Blutzucker schneller ansteigen. Also Pasta und Kartoffeln al dente gekocht und möglichst kalt gegessen. Denn abgekühlte Kohlenhydrate erreichen die Blutbahn langsamer.
      Ziehen Sie deshalb auch ganze Kartoffeln dem Kartoffelstock vor. Essen Sie lieber einen Apfel statt Apfelsaft zu trinken.
    • Seien Sie sparsam mit Fett. Es bremst zwar den Blutzuckeranstieg, doch es hat viele Kalorien.
    • Essen Sie eiweissreich (fettarme Milch, Quark, Joghurt, Käse oder mageres Fleisch, Fisch) – dies sättigt gut und baut Muskeln auf: Lesen Sie auch hier.
    • Bewegen Sie sich viel! Dies verstärkt die Wirkung des körpereigenes Insulins und senkt den Blutzucker.

    KH mit hohem Glykämischen Index („schlechte KH“)KH mit tiefem Glykämischem Index („gute KH“)
    Malzzucker (Maltose) > 110Misch- oder Kleiebrot > 50
    Traubenzucker (Glukose) > 100Vollreis > 50
    gezuckerte Getränke (Limo Cola > 95Grüne Erbsen > 50
    Kartoffelchips > 95Vollkornmüsli ohne Zucker > 50
    sehr weisses Brot > 95Haferflocken > 50
    Honig, Ahornsirup > 90Frischer Fruchtsaft
    (ohne Zucker) > 40
    Karoffelpüree > 90Weizenvollkornbrot
    Vollkornteigwaren > 40
    gekochte Kartoffeln >90Schrotbrot > 35
    Schnellkochreis > 85Milchprodukte (ohne Zucker) > 35
    Cornflakes, Popcorn > 85Karotten rohe > 35
    weisser Zucker (Saccharose) > 85Hülsenfrüchte:
    – Erbsen
    – Bohnen
    – Linsen
    – Kichererbsen
    – Soja > 35
    Sorbets > 75Frisches Obst > 30
    Halbweissbrot > 70Marmelade (ohne Zucker) > 30
    Müsli mit Zucker > 70Schokolade mit hohem Kakaoanteil (mind.60-70%) > 25
    Schokoriegel > 70Frisches Gemüse, Salate > 15
    Gekochte Kartoffeln > 70Tomaten, Zitronen > 15
    Zwieback, Biskuit > 70Karotten rohe < 15
    Mais > 70
    Polierter Reis > 70
    Pizza > 70
    Graubrot > 65
    Rote Beete > 65
    Alkohol > 65
    Bananen, Melonen > 60
    Dörrobst > 60
    Konfitüre > 55
    Teigwaren > 55

    GL: Glykämische Last

    Kritisiert wird am GI, dass er wenig praktikabel sei: z. B. haben Weissbrot und Wassermelonen beide einen ähnlichen GI – führen also zum gleichen Blutglukoseanstieg. Da jedoch jeweils die Menge verglichen wird, die 50 g KH enthält, vergleicht man hier etwa 100 g Brot mit 1000 g Wassermelonen Mit solchen Angaben können Arzt und Patient allerdings wenig anfangen. Daher wurde die Glykämische Last (GL) eingeführt, die auch die aufgenommene Kohlenhydratmenge, sprich die Portionengrösse berücksichtigt.

    GL = GI des Lebensmittels X Kohlenhydratmenge des Lebensmittels pro Portion /100

    Bei den meisten Ernährungsempfehlungen wird heute nicht mehr auf den GI, sondern auf die GL von Lebensmitteln Bezug genommen:

    • eine niedrige GL reicht bis 10,
    • bei Werten über 20 ist die GL hoch.

    Die Empfehlung etwa in der LOGI-Diät lautet, die GL aller über den gesamten Tag verzehrten Lebensmittel nicht über 80 steigen zu lassen.

    GI und GL einiger wichtiger Lebensmittel

    LebensmittelGlykämischer Index (GI)Glykämische Last (GL)
    pro 100 g
    Weizenbrötchen

    73

    39 (etwa 18 pro Brötchen)
    Roggen-Vollkornbrot

    58

    27 (etwa 14 pro Scheibe)
    Brezel

    83

    55 (etwa 28 pro Brezel)
    Basmatireis

    58

    16

    Cornflakes

    81

    70

    Haferflocken

    59

    36

    Bandnudeln (mit Ei)

    40

    10

    Spaghetti aus
    Hartweizengriess
    (Kochzeit 5 min.)

    38

    10

    Kartoffelbrei (instant)

    38

    11

    Kartoffelklösse

    52

    16

    Pommes frites

    75

    15

    Kartoffeln
    (geschält und gegart)

    47

    4

    Rote Bete

    64

    6

    Mais

    54

    11

    Ananas

    59

    6

    Apfel

    38

    5

    Banane

    52

    10

    Rosinen

    64

    47

    Bohnen (weiss, gegart)

    38

    8

    Linsen

    29

    3

    Eiscreme

    61

    16

    Joghurt (natur)

    36

    2

    Milch (vollfett)

    27

    1

    Milch (entrahmt)

    32

    2

    Quelle: Franca Mangiameli, Nicolai Worm, LOGI-Guide

    Kurzum: Traditionelle Mittelmeerkost und die Vollwert-Ernährung sind typische Beispiele für eine Kost mit niedrigem GI bzw. niedriger GL – ohne dass diese Werte hier explizit dokumentiert werden. Und diese Formen der Ernährung werden auch bereits heute von fast allen Forschern als empfehlenswert gegen das Metabolische Syndrom eingestuft.

    Veröffentlicht am 17. Juni 2017 von Dr. med. Thomas Walser
    Letzte Aktualisierung:
    14. Januar 2025