Longcovid und Postcovid

Der Unterschied zwischen Post und Long-Covid ist rein zeitlich: Man spricht von Long-Covid, wenn Covid-19-typische Symptome über einen Zeitraum von vier Wochen nach der Infektion auftreten. Haben Patientinnen und Patienten drei Monate nach ihrer Erkrankung immer noch Beschwerden, spricht man von einem Post-Covid-Syndrom.

Post-Covid ist nicht selten und nicht harmlos

Eine aktuelle Metastudie von März 2022, die 81 Studien zusammenfasst, zeigt, dass 30% der Covid-Erkrankten nach 6 Monaten noch Erschöpfung verspüren und 20% an kognitiven Beeinträchtigungen leiden. Besonders bemerkenswert: Es gab kaum Unterschiede zwischen Hospitalisierten und mild Erkrankten.
Eine systematische Analyse, an der über 80 Forschungs­institute weltweit beteiligt waren, schätzt, dass etwa 6 Prozent der Infizierten drei Monate nach einer Infektion noch an Fatigue, kognitiven Störungen oder Atemwegs­problemen litten.

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In der Post-Covid-Sprechstunde des Unispitals Zürich sind 80% weiblich und zwischen 25 und 40 Jahre alt. Frauen leiden doppelt bis dreifach häufiger an Post-Covid, da wohl ihr Immunsystem stärker reagiert als das der Männer.

Durch die Impfungen und die etwas weniger krankmachende Variante Omikron konnte das Risiko zwar deutlich gesenkt werden, wie jüngst eine Schweizer Studie herausfand. Spätfolgen sind aber nach wie vor relativ häufig. Sechs Monate nach einer Infektion mit Omikron leiden noch rund 11 Prozent der Geimpften an Symptomen. Bei der Wildtyp-Variante waren noch 25 Prozent betroffen. Dementsprechend haben sich 2022 die Wartezeiten in den zahlreichen Post-Covid-Sprechstunden kaum verändert, und Kranke müssen weiterhin monatelang auf einen Termin warten.

Das Risiko für Post-Covid ist während der Pandemie gesunken, bleibt aber hoch

Ob sich das Risiko von Post-Covid im Verlauf der Pandemie verändert haben, war bis dato unklar. Eine neue Studie zeigt, dass sich die kumulative Inzidenz solcher Beschwerden im Verlauf der Pandemie verringert hat. Doch absolut betrachtet ist das Risiko in Omikron-Phasen hoch, selbst für geimpften Personen.

Bei ungeimpften Personen lag die Häufigkeit für Post-Covid im 1. Jahr nach der Infektion bei 10,42 Ereignissen pro 100 Personen in der Prä-Delta-Ära, bei 9,51 Ereignissen pro 100 Personen in der Delta-Ära und bei 7,76 Ereignissen pro 100 Personen in der Omikron-Ära.

Bei geimpften Personen betrug die Häufigkeit 5,34 Ereignisse pro 100 Personen während der Delta-Ära und 3,50 Ereignisse pro 100 Personen während der Omikron-Ära. Sie hatten eine niedrigere Häufigkeit nach 1 Jahr als ungeimpfte Personen. Also während der Delta-Ära -4,18 Ereignisse pro 100 Personen und während der Omikron-Ära -4,26 Ereignisse pro 100 Personen.

Brain Fog, Erschöpfung und mehr…

6 bis 30% aller Covid-Kranken erleiden ein „Long Covid“ oder „Post Covid Syndrom“, was bedeutet, dass sie während 8–10 Monaten an Hirnfunktionsstörungen (Brain Fog) leiden. Viele davon sind nicht mehr in der Lage, zu lesen oder E-Mails zu beantworten. Laut der WHO liegt Long Covid vor, wenn die Beschwerden innert dreier Monate nach einer Infektion mit dem Coronavirus auftreten, mindestens zwei Monate andauern und nicht mit anderen Ursachen erklärt werden können. Einen monatelangen Verlust des Geruchssinns beklagen fast alle. Sehr typisch sind auch Depression und Angst, was vorher ein unbekanntes Problem für sie war. Vereinzelt kamen Wortfindungsstörungen vor oder die Unfähigkeit, einem Gespräch zu folgen. Beim Versuch einer körperlichen Aktivität erleben Betroffene anschliessend eine massive Verschlechterung der Erschöpfung, waren noch knapp in der Lage, den Briefkasten zu leeren. Sie konnten nur noch liegen und beim Aufstehen treten Pulsrasen und Ohnmachtsanfälle, ein sogenanntes POTS (Posturales orthostatisches Tachykardiesyndrom), auf. Häufig leiden sie unter schweren Schlafstörungen, seltener unter andauernder Atemnot.

Eine Studie der Universität Oxford zeigte kürzlich, dass sogar Menschen, die sich nach ihrer Covid-Erkrankung wieder gesund fühlten, in kognitiven Tests schlechter abschnitten als Nichterkrankte. Vor allem das Gedächtnis und die Fähigkeit, sich über eine gewisse Zeit zu konzentrieren, litten nach Covid-19 während mindestens sechs Monaten. Schon letzten Sommer hatte eine britische Untersuchung Ähnliches gezeigt.

Weiterlesen über Brain-Fog: piqd.de/gesundheit/brain-fog-das-am-meisten-missverstandene-covid-symptom

Was ist nun bereits eine „krankhafte Erschöpfung“?

Hören Sie diesen Podcast von Radio Atlantic. Er zeigt Ihnen, dass krankhafte Erschöpfung einer normalen Erschöpfung so ähnlich ist wie ein leichter Regenschauer einem Tsunami, der alles niederreisst. Das ist nicht übertrieben. Der Wissenschaftsjournalist Ed Yong, der dazu intensiv recherchiert hat, sprach mit Menschen, die ernsthaft abwägen mussten, ob sie es sich leisten konnten, ein Glas Wasser zu trinken – weil sie später dann die Kraft aufbringen mussten, um zur Toilette zu gehen.

Neben der Tatsache, dass Yong die körperlichen Mechanismen hinter krankhafter Erschöpfung beschreibt, wie sie auch bei Long Covid auftreten kann, ist auch absolut wichtig, dass Menschen, die darunter leiden, genau die Dinge nicht helfen, die bei „normaler“ Erschöpfung gut tun: Schlafen, Ausruhen, Bewegung. Beziehungsweise: Schlafen und Ausruhen müssen sie sich, aber sie erfahren dabei längst nicht die gleiche Erholung wie Menschen, die sich einfach nur im Fitnessstudio überanstrengt haben oder überarbeitet sind. Ihre Körper sind zu dieser Erholung gar nicht fähig, manche sind sogar gleichzeitig total erschöpft und extrem angespannt.
Bewegung wiederum, das Mittel, zu dem selbst Ärzt:innen diesen Menschen raten, verschlimmert das Problem.
Was den Menschen am besten hilft, ist eine mühsam erarbeitete Mässigung, bei der sie genau wissen, wie viel Energie sie aufwenden können, bevor es zu viel ist.

Eine grosse Schwierigkeit dabei ist die fehlende Anerkennung einer Gesellschaft, die meint, Durchhalten, Durchbeissen und Überwindung sei das beste Mittel gegen Müdigkeit.

Post-Covid-Symptome sind vielfältig

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Quelle: More than 50 long-term effects of COVID-19: a systematic review and meta-analysis

Wie lange muss ich bei einer Erkrankung mit Symptomen rechnen?

Die gute Nachricht: Bei den meisten Patienten tritt innerhalb von sechs bis zwölf Monaten eine Besserung ein. Nur ein kleiner Prozent­anteil wird chronische Beschwerden entwickeln, die Jahre andauern könnten und die dem sogenannten Chronic-Fatigue-Syndrom ähnelten.
Eine globale Analyse kommt zum Schluss: War die Covid-19-Erkrankung mild, so dauerte Long Covid bei der Hälfte der Patientinnen etwa vier Monate. Nach einem Jahr hatte nur eine von sieben Betroffenen noch Beschwerden.
Allerdings muss die Besserung nicht geradlinig verlaufen. Symptome können kommen und gehen. Nach einer Zeit der Besserung kann wieder eine Verschlechterung eintreten. «Corona-Coaster» nennen das Expertinnen und Betroffene – eine Corona-Achterbahn.

Gehören meine Symptome zu Post-Covid – und wie gross ist mein Risiko LC zu entwickeln?

Das Modell zur Einschätzung des Post-COVID-Risikos, Unispital Zürich USZ-Immunologie:
Sie (und auch Ärzt*innen) können mit Hilfe eines standardisierten Fragebogens das Long-COVID-Risiko besser vorhersagen: pacs-score.com

Vorbedingungen, die eher zu Post-Covid führen

Diabetes mellitus & der Epstein-Barr-Virus. Sars-CoV-2 ist fähig, einen altbekannten Übeltäter zu reaktivieren, der untätig in uns schlummert: das Epstein-Barr-Virus. Der Auslöser des Pfeifferschen Drüsenfiebers wird mit zahlreichen Autoimmun­erkrankungen wie etwa der Multiplen Sklerose in Verbindung gebracht und gilt als mögliche Ursache für das chronische Erschöpfungs­syndrom (CFS).

Ursachen von Long- oder Post- Covid

Eine Hypothese ist, dass Post-Covid eine gesteigerte pathologische Immunreaktion zu sein scheint, bei der auch, wie bei vielen anderen Krankheiten, eine chronische Entzündung ein zentraler Mechanismus ist. Dieser Zustand ist durch Müdigkeit (Brain Fog), Überempfindlichkeit und Übererregbarkeit gekennzeichnet (siehe auch die Ähnlichkeit zur Neuroinflammation).

Daraus ergibt sich auch ein Lebensstil als Therapie, der entzündungswidrig ist – und eigentliche Resets für unseren Körper beinhaltet (siehe unten).

5 Hypothesen, was hinter Long Covid stecken könnte

Eine Möglichkeit ist, dass es sich bei Long Covid um eine anhaltende Virusinfektion handelt. Es gibt mehr als hundert Veröffentlichungen, in denen Forscher Teile des Virus oder seines Erbguts noch Monate nach der Infektion in verschiedenen Organen nachgewiesen haben.

Die zweite Hypothese ist die sogenannte Autoimmunität. Es ist bekannt, dass verschiedene Viren eine Immunreaktion auslösen können, die sich gegen den eigenen Körper richtet. Dazu scheint auch Sars-CoV-2 zu gehören.

Die dritte Möglichkeit ist, dass im Körper schlummernde Viren wie Epstein-Barr-Viren oder andere Herpesviren reaktiviert werden. Das ist bei einer Untergruppe von Long-Covid-Patienten definitiv der Fall.

Und die vierte Theorie ist, dass die akute Corona-Infektion zu chronischen Veränderungen und Schäden in verschiedenen Organen führt. Dazu gehört auch eine pathologische Veränderung unseres Pilz-Mikrobioms im Dickdarm.

Und last but not least:
Das sogenannte Komplementsystem. Dieses besteht aus mehr als 30 Proteinen und ist Teil des angeborenen Immunsystems. Es wird aktiviert, sobald eindringende Viren oder Bakterien bekämpft werden müssen, es sorgt auch dafür, dass beschädigte oder infizierte Körperzellen beseitigt werden. Normalerweise kehrt das Komplementsystem nach getaner Arbeit schnell wieder in den Ruhezustand zurück.
Nicht so bei den Long-Covid-Patienten. Bei ihnen bleibt das Komplementsystem überaktiv – und richtet dabei grosse Schäden an: Es aktiviert die Blutplättchen und begünstigt sogenannte Mikrogerinnsel, es schädigt die Innenwand der Blutgefässe, das sogenannte Endothel, es zerstört auch rote Blutkörperchen, die Sauerstoff transportieren. Ein weiterer interessanter Befund: Bei anfänglichen Long-Covid-Patienten, die nach sechs Monaten aber keine Symptome mehr hatten, war das Komplementsystem zum zweiten Zeitpunkt wieder zur Ruhe gekommen.
Die Zürcher Forschenden haben auch Hinweise darauf gefunden, was das Komplementsystem auf Trab hält: einerseits Antikörper gegen körpereigene Strukturen, sogenannte Autoantikörper, andererseits vermehrt zirkulierende Antikörper gegen schlummernde Viren wie das Epstein-Barr-Virus (EBV) oder das Cytomegalovirus (CMV).
Diese Erkenntnisse passen sehr gut zu den beschriebenen Symptomen von Long-Covid-Patienten: zur erhöhten Gerinnungsneigung, zur beobachteten Immunaktivierung, zur Unfähigkeit, Anstrengung zu tolerieren, oder auch zur Schädigung verschiedenster Zellen und Organe. 

ME/CFS

Die schwerste Form von Post-Covid ist eine bekannte, jedoch verdrängte Krankheit. Die Weltgesundheitsorganisation nahm sie schon 1969 in ihren internationalen Klassifizierungs-Katalog auf. Die ersten Fälle traten in den Fünfziger nach einer Polio-Epidemie in London auf. Viele Menschen, vor allem Frauen, wurden nach ihrer Polio-Infektion bettlägerig, litten unter unerklärlichen Schmerzen an unterschiedlichen Stelle und konnten nicht mehr aufstehen. Die Ärzte vermuteten damals, es sei eine Art »Pandemie-Hysterie«. Der Grund sei eine schwache Psyche.

Wir gehen davon aus, dass die sogenannten postakuten Infektionssyndrome, zu denen auch ME/CFS gehört, die Folge verschiedener Infektionen sein können. ME/CFS, das wussten wir schon vor Korona, kann von verschiedenen Viren, Bakterien und Parasiten getriggert werden, zum Beispiel von EBV und Grippe, nach Chlamydien, aber auch von Borrelien, die von Zecken übertragen werden. Korona ist nun ein weiteres Mitglied dieser Gruppe. Das zeigt, dass wahrscheinlich nicht ein einzelnes Oberflächenmolekül oder etwas Ähnliches für diese Infektionssyndrome verantwortlich sein kann. Die Infektionen sind nur eine Art Trigger.

Heute weiss man noch etwas zweites, dass ein Frauenüberschuss (Frauen erkranken doppelt bis dreimal so häufig wie Männer!) darauf hindeutet, dass es sich um eine übertriebene Reaktion des Immunsystems handeln muss. Denn Östrogene, von denen Frauen logischerweise mehr haben als Männer, stimulieren das Immunsystem; das weibliche Immunsystem ist also aktiver. Die Betroffenen haben Schmerzen, in Gliedern, Kopf und sonst wo. Viele können sich nicht konzentrieren, sind chronisch müde, haben Herzrasen oder Atembeschwerden, ertragen Licht nicht. Einhergehend mit dem Umstand, dass sich ihr Zustand verschlechtert, wenn sie sich anstrengen.

60% der Erkrankten sind arbeitsunfähig.

Die Erschöpfungskrankheit trägt den Namen ME/CFS, Myalgische Enzephalomyelitis mit Chronischem Fatigue-Syndrom.

Im Vergleich zu Krankheiten, die ähnlich häufig sind, ist ME/CFS wenig erforscht:

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Fortbildung USZ vom 19.03.2024

Das Chronische Fatigue-Syndrom trifft Millionen von Menschen, und es ist lange bekannt. Doch Patientinnen wurden psychologisiert, stigmatisiert und falsch behandelt. Erst Long Covid brachte ein Umdenken > super recherchierte Arbeit der Wissenschaftsjournalistin Theres Lüthi (Republik, 08.01.25)

Therapieansätze

Es gibt ein Vorbild für die Therapie bei Post-Covid, nämlich die Schmerztherapie. Früher wurden unerklärliche chronische Schmerzen mit immer stärkeren Medikamenten behandelt. Dem lag das einfache Modell zugrunde, dass Schmerzen einfach organisch abgestellt werden müssten. Heute geht man davon aus, dass im chronischen Schmerz sowohl die organischen Ursachen als auch die sozialen und psychischen Umstände mitberücksichtigt werden sollten. Bei dem einen mehr diese, bei der anderen mehr jene Komponente. In einer multimodalen Schmerztherapie werden Schmerzmedikamente, Physiotherapie und Psychotherapie also gemeinsam eingesetzt. Für die Patientinnen und Patienten ist genau dies womöglich der entscheidende Schritt, um mit Post-Covid besser leben zu können.

Mässige, aber regelmässige Bewegung hilft beim Post-Covid. Diese Muskelaktivität führt über diverse komplizierte Vorgänge (siehe folgende Abbildung, die sich auf die verwandte Neuroinflammation bezieht) zu einer starken Verbesserung.
Die übermässige, leistungsbetonte Bewegung (Leistungssport) verstärkt hingegen die Long- oder Post-Covid-Symptome durch Ausschüttung der Hormone Cortisol, Adrenalin und Entzündungsstoffe, wie die Zytokine! Deshalb spricht man bei der Bewegungsaufnahme bei Fatigue von Pacing:
Diese Tipps gegen die krankhafte Müdigkeit/Fatigue bringen Sie weiter:
altea-network.com/long-covid/ratgeber/fatigue/

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(Copyright Prof. Jürgen Sandkühler, Zentrum für Hirnforschung, Medizinische Universität, Wien; http://cbr.meduniwien.ac.at)

Auch eine spezielle entzündungswidrige Ernährung, d.h. viele Pflanzen, wenig Alkohol und wenig Fleisch, viele Bitterstoffe (Polyphenole, wie schwarze Schokolade, Kaffee, bittere Öle (Lein-, Raps-, Olivenöl) verbessert die Post-Covid-Überreaktion. Dies entspricht in etwa der „mediterranen Ernährung“.
Die vegetarische (oder sorgfältig vegane) Ernährung ist hier optimal, auch dass unsere Darmflora besser wird.
Die Darmflora – das Mikrobiom – besteht aus Bakterien, aber auch aus Pilzen. Ein Ungleichgewicht dieser Darmpilze könnte für die überschiessenden Entzündungs­reaktionen bei Patienten mit schwerem Covid-19 oder Long Covid verantwortlich sein, wie Forscherinnen 10/23 im Fachblatt «Nature Immunology» berichteten. Sie beobachteten, dass Individuen mit schwerem Krankheits­verlauf eine erhöhte Konzentration von Darm­pilzen aufwiesen, was zu einer Aktivierung des Immun­systems führen kann. Besonders der Hefepilz Candida albicans spielt hier eine Rolle. Die Ergebnisse passen zu früheren Studien, die zeigen, dass ein verändertes Mikrobiom bei Covid-19 eine Rolle spielt, indem es die Schutzschicht des Darms durchlässiger für Pathogene macht.

Weiter verweise ich auch auf das 16:8-Kurzfasten, welches enorm entzündungshemmend ist und so auch gegen Post-Covid wirkt!

Retraining unseres Hirns – Neuroplastizität erhöhen

>>> Link: https://www.luks.ch/sites/default/files/2022-05/therapiemassnahmen_physio.pdf

Pacing
Im Allgemeinen geht es bei Betroffenen aber darum, ihren Alltag so zu gestalten, dass sie ihr eigenes Energie­niveau respektieren lernen. Das heisst: sich nicht zu einer Aktivität zwingen. Man spricht da von «Pacing». Wenn man sich schlecht fühlt, geht man normaler­weise vielleicht spazieren und fühlt sich danach besser. Bei Long Covid funktioniert das jedoch nicht. Wer sich zwingt, «etwas zu tun», dem kann es danach sogar noch schlechter gehen, und die Genesung dauert länger. Die so wichtige Rhythmisierung des Lebens wird hier noch wichtiger.

Pacing, aus dem Englischen für „sich selbst das richtige Tempo vorgeben“, ist keine heilende Therapie, sondern eine Technik. Sie lehrt Patienten, eigenständig mit ihrer begrenzten Energie und anderen Symptomen umzugehen. 
Pacing hilft, die eigenen Belastungsgrenzen zu erkennen, zu akzeptieren und im Alltag zu berücksichtigen. Dies erfordert Ausdauer, Geduld bei Rückschlägen und die oft mühevolle Akzeptanz der eigenen Grenzen. Trauer, Wut und Aggression gilt es anzunehmen. 
Ein Symptomtagebuch verdeutlicht die energetische Komplexität unserer Tätigkeiten. Die „Symptomampel“ und das Aktivitätsprotokoll zeigen, wie diffizil das Zusammenspiel von Tätigkeiten – auch Denken, Lesen, Schauen – und autonomem Nervensystem ist.

Pacing verspricht keine Wunder, sondern ermutigt die Erkrankten, sich konsequent ernst zu nehmen. Ideen zur mentalen Krankheitsbewältigung und seelischen Stärkung sind zentral.
(Wunderbare Anleitung: Andrea Brackmann, Katharina Jänicke: Long Covid und Chronisches Erschöpfungssyndrom lindern. Das Pacing-Selbsthilfebuch.)

Vorsicht: zu früh und zu viel Sport nach Covid kann auch Post-Covid fördern!

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Copyright Sonntagszeitung

Medikamente gegen Post-Covid gibt es bisher nicht.

ZUSAMMENFASSUNG:

  • Ernährung entzündungssenkend: mediterran; auch vegetarisch oder (sorgfältig) vegan (bessere Darmflora!); Kurzfasten, wie 16:8.
  • Mehr Bewegung – mässig und regelmässig.
  • Soziale Isolation vermeiden…(Metastudie)
  • Was den Menschen am besten hilft, ist eine mühsam erarbeitete Mässigung, bei der sie genau wissen, wie viel Energie sie aufwenden können, bevor es zu viel ist (Pacing).
  • Mehr Beruhigung, Entspannung, Innerer Frieden…
  • Meditieren… Sie sind dadurch weniger gestresst und gereizt.

Was hat Ärztin und Spitzenradfahrerin Marlene Reusser bei ihrem Post-Covid geholfen?

Macht Covid ganze Gesellschaften dauerhaft kränker?

Es gibt beunruhigende Hinweise, dass Covid diverse Folgeerkrankungen nach sich zieht.
Expert*innen aus verschiedenen Teilen der Welt sind aber auch fast durchwegs der Meinung, dass die Pandemie wichtige und längst fällige Veränderungen im Gesundheitssektor angestossen hat.
Hat man vor der Pandemie Infektionskrankheiten getrennt von Zivilisationskrankheiten betrachtet, ist das nun anders. Inzwischen setzt sich die Meinung durch, dass die Trennlinien nicht so scharf gezogen werden können. Menschen, die Krankheiten haben, die mit dem Lebensstil assoziiert sind, wie zum Beispiel starkes Übergewicht oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, haben auch ein höheres Risiko, an Infektionskrankheiten zu sterben oder dauerhaft noch kränker zu sein. Das hat die Covid-Pandemie deutlich gezeigt. 
(Quelle: piqd.de/gesundheit/macht-covid-ganze-gesellschaften-dauerhaft-kranker)

Und Post-Vac? Also Long Covid nach der Impfung?

Hier muss zuerst einer der stärksten Denkfehler in der Medizin in Westeuropa erwähnt werden. Es ist die Kernüberzeugung, dass alles „Natürliche“ (eben auch eine Covid-Erkrankung) immer besser ist, als etwas „Wissenschaftlich-Technisches“ (die Impfung dagegen…): „Post-Vac“, also Long-Covid-Verläufe nach Impfungen kommen 500mal weniger häufig vor, als nach einer Covid-Erkrankung!

Long Colds

Von Long Covid hat mittlerweile fast jeder gehört. Aber wusstest du, dass es offenbar auch „Long Colds“ gibt? Das ist kein Corona, sondern „akute Atemwegsinfektionen mit Langzeitsymptomen“, wie Forschende festgestellt haben. Anders gesagt: Du hast eine Erkältung, Grippe oder Lungenentzündung  – und vier Wochen nach Beginn der Symptome sind sie immer noch nicht ganz weg.
Weiterlesen >>>

Letzte Aktualisierung durch Dr.med. Thomas Walser:
02. Februar 2025

Chronische Entzündungen als zentraler Motor vieler Krankheiten und der Fatigue

Chronische Müdigkeit – die Fatigue

Leonardo da Vinci litt grosse Teile seines Lebens an Schlaffheit und Antriebslosigkeit. An schöpferischer und rastloser Motivation schien es ihm nicht zu fehlen. In einem Brief an den Herzog von Mailand schrieb er 1480, er könne mobile Brücken bauen, alle Arten von Kanonen herstellen und auch Skulpturen aus Ton, Bronze sowie Marmor erschaffen. (Quelle).

Allermeist nicht körperlich…

Zu viel Sport, Konflikte, Depression… – in den allermeisten Fällen ist Müdigkeit nicht auf eine körperliche Erkrankung zurückzuführen…

Zuerst mal der Weltschmerz…

„Müde. Alle sind ständig müde, und die Müdigkeit nimmt immer neue Formen an: Es gibt die »Ukraine-Müdigkeit« (nicht schon wieder Waffenlieferungsdebatten), die »Klimamüdigkeit« (ist doch eh alles zu spät), die »Mitleidsmüdigkeit« (nach den Opfern Putins jetzt auch noch die im Nahen Osten). Die »Demokratiemüdigkeit« hat ohnehin Dauerkonjunktur (weil Aushandeln anstrengender ist als blindlings folgen). Und wer diesen Begriffen nicht in den Medien begegnet, weil er nichts hört, sieht, liest? Der ist nachrichtenmüde. Das Zeitalter der Polykrise ist auch eines der Polymüdigkeit, der Polyerschöpfung.“
(Aufwachen von A. Agarwala und  M. Probst aus DIE ZEIT, 08/2024)

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…und unser Immunsystem

Hinter solch permanenter Energielosigkeit könnte nicht etwa ein Mangel an Wille, Ideen oder Interesse stecken – sondern: unser Immunsystem!
Dies berichten Forscher um Michael Treadway von der Emory University. Sie konzentrierten sich auf die Auswirkungen von leichten, aber chronischen Entzündungsprozessen. Solche treten beispielsweise bei anhaltendem Stress, bei chronischen Schlafstörungen, Chronische Schmerzkrankheit, Übergewicht, Metabolischem Syndrom und Dysbiose, einem Ungleichgewicht der Darmflora auf. Aber natürlich auch bei Entgleisungen des Immunsystems nach akuten Infektionen, wie Post-Covid nach Covid-19, Longcolds oder ME/CFS (Chronic-Fatique-Syndrom)… Es sind eigentliche „Schwellbrände“ unseres Körpers (und Seele?).
Dies auch bei Hypertonie oder Arterienverkalkung.

Entzündungsneigung als zentraler Mechanismus

In den vergangenen Jahren hat die Medizin erkannt, dass viele Erkrankungen eine mehr oder weniger ausgeprägte Entzündungskomponente haben. Das gilt selbst für Krankheiten wie Atherosklerose, Darmkrebs oder neurologische Erkrankungen. Die Gerontologie betrachtet chronische Entzündungen inzwischen als zentralen Mechanismus des Alterns. Dieser Zusammenhang wird als Inflammaging bezeichnet. Deswegen ist eine antientzündliche Ernährung so wichtig.

Bekannt ist, dass im Rahmen des Bluthochdrucks in den Blutgefässen des Körpers eine Entzündungsreaktion auftritt, so dass der Schlüssel einer erfolgreichen Behandlung des Bluthochdrucks möglicherweise in der Abschwächung dieser Entzündungsreaktion liegt. „Seit einiger Zeit geht man davon aus, dass auch die durch Bluthochdruck geförderte Gefässverkalkung (Atherosklerose) nichts anderes als eine chronisch voranschreitende Entzündung des Gefässbettes ist.”(Quelle: Uni Mainz)

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Pathologische Aktivierung des Immunsystems

Die Entzündungsparameter im Blut (CRP, Interleukin-5, Interleukin-1 beta (IL-1 beta), Kortisol) sind zum Beispiel bei Patienten mit einem Metabolischen Syndrom erhöht. Es ist bekannt, dass Fettgewebe Entzündungsprozesse begünstigen kann. Die Theorie: Wenn Fettpolster zu schnell anwachsen, werden sie nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt (Hypoxie) und rufen die Fresszellen (Makrophagen) des Körpers auf den Plan. Das Risiko für chronische Entzündungen steigt.
Selbst der Anblick allein von Süssem kann bei einem Übergewichtigen ein Entzündung auslösen! In Erwartung eines süssen Teilchens schnellt der Insulinspiegel schon vor dem ersten Biss in die Höhe und sorgt so für einen geschmeidigen Abtransport der Kohlenhydrate nach der Mahlzeit.
Der Blick aufs Essen aktiviert im Gehirn offenbar bestimmte Immunzellen, die sogenannte Mikroglia. Diese Zellen schütten dann einen Entzündungsfaktor namens Interleukin-1 beta (IL-1 beta) aus. Normalerweise ist dieser Faktor an der Abwehr von Krankheitserregern beteiligt, im Verdauungsfall aber stimuliert IL-1 beta über einen bestimmten Nerv die Ausschüttung von Insulin. Mit Entzündungen im eigentlichen Sinne haben all diese Vorgänge nichts zu tun.
Nun gibt es aber den Verdacht, dass ein chronisch erhöhter Blutspiegel des Entzündungsfaktors IL-1 beta bei übergewichtigen Menschen Diabetes auslösen könnte.
Diese Gesamtentzündung wird heute als mitverantwortliche Ursache der Insulinresistenz, des Fehlens von Insulinsekretion bei Diabetes und auch der Arteriosklerose, sowie Krebs gesehen.
Bei einem gesunden Menschen funktioniert IL-1 beta als ganz normale Verdauungshilfe, ein nur etwa zehn Minuten andauernder Prozess: Der Kopf stupst die Bauchspeicheldrüse gleichsam nur an. Bei stark übergewichtigen Menschen aber ist die IL-1-beta-Produktion überschiessend und andauernd wie bei einer chronischen Entzündung.
Dieser Zusammenhang von Immunsystem und Stoffwechsel (auch Immuno-Metabolismus genannt) beschreibt Jacques Philippe eindrücklich im Schweiz Med Forum 2018 (aber auch die Ernüchterung einer antientzündlichen, medikamentösen Therapie dagegen).

Auch wenig Sinn im eigenen Leben zu sehen, erhöht nach neueren Studien stets (wie beim Dauerstress) etwas den Kortisolspiegel im Blut, was eine permanente Schwächung des Immunsystems nach sich zieht – und deshalb nachgewiesenermassen eine Erhöhung der Entzündungsneigung: walserblog.ch/2021/07/04/sinn-im-leben/!

Auch der Darmflora wird eine grosse Rolle zugesprochen. Die Darmwand ist bei Patienten mit Übergewicht und Diabetes weniger dicht: dadurch können bakterielle Wandprodukte, sogenannte Lipopolysaccharide, sie besser durchdringen und Entzündungen in verschiedenen Geweben verstärken. Die Zusammensetzung der Darmflora scheint dabei eine wesentliche Rolle zu spielen! Mehr zum Diabetes als Entzündung!

Aufhorchen lässt, dass neuste Studien zeigen, dass sich Mikroplastik aus unserer Umwelt in vielen Organen unseres Körpers ablagern und Entzündungen hervorrufen können. So fand man in Blutgefäss-Plaques diese Kunststoffteilchen, was auch zu Arterienverkalkung und Herzinfarkt, resp. Hirnschlag führte! Weiterlesen >>>

Einsamkeit ist ein weiterer Dauerstress und führt zu chronischer Entzündung >>>

Schwere Verläufe bei Covid-19

Ob ähnliche Prozesse bei schweren Verläufen bei Covid-19 eine Rolle spielen, wird nun vermutet. Deshalb wirken hier auch Medikamente, die das überschiessende Immunsystem, den „Zytokinsturm“ bremsen, wie Dexamethason (ein potentes Kortison) oder auch die Pestwurz (Tesalin).
Weiterlesen über ME/CFS nach Covid-19 >>>

Dopamin durch Entzündung gehemmt

Die Wissenschaftler haben vorliegende Studien zum Einfluss des Immunsystems auf die Dopaminausschüttung ausgewertet: „Can’t or Won’t? Immunometabolic Constraints on Dopaminergic Drive“.
Dopamin, ein Hauptakteur im Belohnungssystem des Gehirns, spielt eine zentrale Rolle für unsere Motivation. Sie fanden, dass unsere Aufwandsbereitschaft infolge von Entzündungsprozessen abnimmt.

Ihr Resümee: Entzündungen führen dazu, dass Botenstoffe (Zytokine) ausgeschüttet werden, die im Gehirn die Ausschüttung von Dopamin hemmen. Dadurch sinke unsere Bereitschaft, sowohl körperliche als auch geistige Mühe aufzuwenden. Diese Studie erweitert das Verständnis von Motivationsmangel bei körperlichen Erkrankungen, aber auch bei Störungen wie Depressionen.

Bei akuter Entzündung ist Müdigkeit Zeichen einer guten Immunantwort

Die motivationshemmende Funktion des Immunsystems ist eine im Prinzip hilfreiche Erfindung der Evolution. Damit ist sichergestellt worden, dass sich ein Mensch nicht überanstrengt, wenn er sich einen Infekt eingefangen hat. Denn die Genesung erfordert viel Energie: Bei Infektionen oder auch bei grossen Wunden kann der Zuckerstoffwechsel des Immunsystems um bis zu 60 Prozent steigen – und diese Energie muss anderswo abgezogen werden. Wir werden dann zu Recht träge.
Auch bei der Neuroinflammation tritt eine grosse Müdigkeit (als Beispiel während einer Grippe) akut als Zeichen einer guten Immunantwort auf.

Differentialdiagnose der Chronischen Müdigkeit oder Fatigue

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Fortbildung USZ, 19.03.2024

Therapieansätze

Diese habe ich hier bereits hier erwähnt >>>.
Sie können auch bei der Chronischen Müdigkeit so übernommen werden. Es geht häufig um ein eigentliches Herunterfahren unseres Organismus und Stoffwechsels – um einen Reset mit einer Erholungsphase.

Eine wirksame antientzündliche Ernährung hat drei Säulen:

  • Als Erstes gilt es, Über- und Untergewicht zu vermeiden.
  • Zweitens sollte die Kost möglichst viele antientzündliche Komponenten beinhalten wie Gemüse, Hülsenfrüchte, Beeren, Vollkornprodukte, Obst, Tee und hochwertige Pflanzenöle (Oliven-, Lein- und Rapsöl), auch fermentierte Milchprodukte (Joghurt, Käse).
  • Drittens sollte man wenig entzündungsfördernde Nahrungsmittel zu sich nehmen. Entzündungsfördernd sind rotes und verarbeitetes Fleisch, Alkohol, Kochsalz und Transfette, die vor allem in Lebensmitteln wie Pommes und Chips vorkommen. Ebenfalls ungünstig sind Kokosöl und verarbeitetes Palmöl, weil sie viele gesättigte Fettsäuren enthalten. Kochsalz hemmt das Wachstum antientzündlicher Darmbakterien. Gesättigte Fettsäuren wirken auf einen Rezeptor im Gehirn, wodurch mehr entzündungsfördernde Botenstoffe gebildet werden. Alkohol und das in rotem Fleisch enthaltene Häm-Eisen wiederum erhöhen den oxidativen Stress im Körper: In beiden Fällen entstehen beim Abbau hochreaktive Sauerstoffverbindungen, die mit allem reagieren, was ihnen in die Quere kommt, also auch mit zelleigenen Strukturen. Das Immunsystem reagiert auf solche Zellschäden mit einer Entzündung, weil es die beschädigten Zellen loswerden will. Außerdem enthält Fleisch viel Arachidonsäure, die eine direkte Vorstufe von Entzündungsfaktoren ist.

All das erfüllt beispielsweise die mediterrane; auch vegetarische Ernährung.
(7 spezielle Lebensmittel für eine antientzündliche Ernährung)


>>> Guptaprogramm

Weiterlesen >>>

Hilft Eisen gegen diese Müdigkeit?

Bei chronischen Entzündungen entsteht manchmal eine Anämie – aber häufig auch eine Eisenüberladung. Hier wäre eine Therapie mit Eisen fatal!

Was hilft nun diagnostisch abzuklären, ob man Eisen benötigt?
Ein erhöhtes C-reaktives Protein (CRP) im Blut ist ein Zeichen, dass im Körper ein Entzündungsprozess stattfindet. In diesem Fall ist der Ferritin-Wert trügerisch, da er normal oder hoch sein kann, obwohl dem Körper zu wenig Eisen für den Stoffwechsel zur Verfügung steht. Dann liefert die Transferrinsättigung einen zuverlässigeren Hinweis auf die Verfügbarkeit von Eisen.
Die Transferrinsättigung oder TSAT im Blut zeigt an, wie sehr diese Transportproteine mit Eisen beladen sind. Eine zu niedrige Transferrinsättigung bedeutet, dass dem Körper zu wenig Eisen zur Verfügung steht. Dies kann bei erhöhten Entzündungswerten auch dann der Fall sein, wenn die Eisenspeicher gut gefüllt sind. Die Transferrinsättigung ist daher ein guter Laborwert um herauszufinden, ob ein Eisenmangel vorliegt, auch wenn entzündliche Prozesse im Körper vor sich gehen. Die höchste Aussagekraft hat die Erhebung der Transferrinsättigung, wenn das Blut für die Laboruntersuchung morgens nüchtern abgenommen wird.

Über 70jährig sind ein Drittel aller Anämien durch eine chronische Entzündung verursacht (8% davon durch chronische Niereninsuffizienz). Im hohen Alter (>80j) erhöht sich der pro-inflammatorische Zustand unserer Zellen noch mit Zunahme der entzündlichen Zytokine.

Es hilft hier nichts, Eisen zu geben (Tabletten oder Infusionen) – man muss die ursächliche Krankheit beheben!

Lichttherapie kann chronische Erschöpfung lindern

Krankheiten wie Rheuma, Krebs, Multiple Sklerose (MS), aber auch Long Covid sind oft mit einer chronischen Müdigkeit verbunden. Gegen diese «Fatigue» kann eine Lichttherapie helfen, haben Forschende in Österreich nachgewiesen. Ein Team um den Neurologen Stefan Seidel von der Medizinischen Universität Wien und dem Universitätsklinikum AKH Wien nahm sich für seine Untersuchung eine Gruppe von MS-Patientinnen und -patienten vor. Dies aus gutem Grund: Bei kaum einer anderen Krankheit ist die Wahrscheinlichkeit so gross, dass die Betroffenen begleitend auch an Fatigue leiden: Studien gehen von 75 bis 99 Prozent aus. 
Schliesslich wurden die Studienteilnehmenden in zwei Gruppen aufgeteilt: Die eine Gruppe benutzte eine Tageslichtlampe mit einer Helligkeit von 10’000 Lux, die andere eine baugleiche Lampe mit rotem Licht und lediglich 300 Lux.

Während das schwache, rote Licht keinerlei Wirkung zeigte, konnten die Forschenden bei der anderen Gruppe bereits nach 14 Tagen messbare Erfolge feststellen: Die Teilnehmenden, die täglich eine halbe Stunde ihre 10’000-Lux-Tageslichtlampe benutzten, wiesen schon nach dieser kurzen Zeitspanne eine verbesserte körperliche und geistige Leistungsfähigkeit auf. Auch litten sie weniger unter Tagesschläfrigkeit als die Kontrollgruppe mit dem schwachen Rotlicht. «Die Erkenntnisse aus unserer Studie stellen einen vielversprechenden nicht medikamentösen Therapieansatz dar», sagt Studienleiter Stefan Seidel.

Dass die Lichttherapie nun auch gegen die Fatigue helfen kann, überrascht nicht: Auch das künstliche Licht einer Lampe wirkt dem schläfrig machenden Prozess entgegen: Wenn genug helles Licht auf die Netzhaut trifft, hemmt es die Melatoninproduktion und macht dadurch aktiver, verbessert die Stimmung und auch die Hirnleistung. Eine korrekt durchgeführte Lichttherapie hilft ausserdem, die innere Uhr, also den Schlaf-Wach-Rhythmus, einzustellen. Das wiederum wirkt sich positiv auf die Schlafqualität aus.

Zum Schluss noch ein Tipp ganz ohne Kostenfolgen: Wer nur leicht unter dem «Winterblues» oder der Fatigue leidet, kann es auch mit einem täglichen Morgenspaziergang von mindestens einer Stunde versuchen. Der hat einen ähnlichen Effekt wie die Lichttherapie.

Foto von Abbie Bernet auf Unsplash

Letzte Aktualisierung von Dr.med. Thomas Walser:
02. Februar 2025