Stress, Spannung, nervös…

Für uns Westler – im Dauerstress und ohne Ruhe lebend – ist die Stärkung der parasympathischen Seite des Vegetativen Nervensystems meist der wichtigere Teil.
Stress ist das subjektive Empfinden, dass die eigenen Ressourcen nicht ausreichen, um eine Situation zu bewältigen. Durch diese Schwäche der Ressourcen und das spannungsvolle Leben ist unser Sympathikus meist viel zu stark aktiviert (= grosser Sympathikotonus).
Natürlich existieren aber auch Menschen, deren Sympathikus zu schwach aktiviert ist (sog. Vagotoniker, da der Vagus der wichtigste Nerv des Parasympathikus ist).
Hier unterscheide ich gewisse Krankheiten und Zustände nach Übergewicht oder Schwäche einer dieser Seiten des Vegetativums – und bespreche auch Lösungsansätze, die sich daraus ergeben.

SOS-Übungen gegen den Stress

Die Anspannung steigt. Sie werden hektisch. Der Rücken schmerzt.
Diese Übungen helfen, Körper und Geist zu entspannen:

  • Erdung: Sich barfuss hinstellen. Füsse beckenbreit und parallel. Augen schliessen. Becken ganz sanft wie eine Schublade leicht nach hinten gleiten lassen – ohne Bauch- und Gesässmuskeln – nicht kippen. Bauchwand entspannen. Brustbein hängt frei und ist senkrecht. Schultern nicht nach oben ziehen, sondern locker auf den Oberkörper hinlegen (wie grosses Tuch) – Arme hängen in Schultergelenken. Der Kopf balanciert auf der Mittelachse durch die Ohren – wie eine Boje auf ruhigem Wasser.
  • Fäuste: Eine Kurzform der progressiven Muskelentspannung reicht meist: Legen Sie sich ins Bett, spannen Sie die Gesässmuskeln an, ballen Sie die Hände ganz fest zu Fäusten und drücken Sie den Kopf ins Kissen. Zählen Sie auf 30 und entspannen Sie dann alle Muskeln wieder. Das Ganze wiederholen Sie etwa fünf bis sechs Mal. Hier finden Sie die erweiterte Form dieser Muskelentspannung >>>
  • Atmung: Eine Minute täglich die tiefe Bauchatmung machen. In dieser Minute atmet man sechsmal tief ein und wieder aus, so dass die Bauchdecke sich spürbar hebt und senkt.
  • Sprünge: Wer während eines langen Schreibtischtages schnell Dampf ablassen muss, kann sich ein Springseil zulegen. Seilspringen braucht wenig Platz und treibt den Puls schnell in die Höhe. Oder als Alternative (ohne zusätzliches Gerät) Treppen runter- und wieder hochlaufen, dabei zwei Stufen auf einmal nehmen.
  • Lachen: Im Stress neigen wir dazu, die Stirn in Falten zu legen und die Zähne aufeinanderzubeissen. Im Lachen, das man sich auch selbst schenken kann, ist das Gesicht dagegen entspannt und man kommt innerlich zur Ruhe. Witze regen dazu an >>>

was bessert (oder verschlechtert )?!

 

Krankheit oder Zustandsbild mehr
Sympathikus
mehr Parasympathikus
aggressives Verhalten
Angst mit Durchfall und Lähmung
Angst mit Herzrasen und Hyperventilation
Asthma (Bronchokonstriktion) / erhöhte Schleimbildung
Diabetes (Insulinsekretion aus dem Pankreas)
Erektionsstörung
Erröten schnelles
Herzinfarkt
hoher Blutdruck, Hypertonie
niedriger Blutdruck, Hypotonie
Hyperventilation (überaktive Atmung)
Kollapsneigung, vasovagale Synkopen
Magengeschwüre
matt, schwunglos, kalte Füsse und Hände
Nervosität, Unruhe, zuviel Stress, Muskelspannung
Schilddrüse (Hormonsekretion)
Schwitzen keine Verbindung
Skelettmuskeldurchblutung
Schlafstörungen
Der Parasympathikus ist der „Herr der Nacht“!
trockener Mund
überaktive Blase

Was wirkt denn?!

Sympathikus stärkend
= sympathikoton
oder vagolytisch
Parasympathikus stärkend
= vagoton/parasympathikoton
oder sympathikolytisch
bewirkt Aggression / Angriff / Kampf oder (aktive) Flucht bewirkt lähmende Flucht / Erstarrung / Schreck
Organe über dem Zwerchfell werden aktiviert (Herz, Lunge, Geist – aber auch Orgasmus). Organe unter dem Zwerchfell werden aktiviert (Magen, Darm, Blase, Erektion).
Sympathikus ist vor allem tagsüber dominant aktiv. Der Parasympathikus ist „der Herr der Nacht“!
Yang Yin
>>> Ausgleich durch Yin-Yang-Atmung siehe weiter unten >>>
Feuer (Holz)… Wasser (Metall) aus chin.Elementenlehre
Geistesarbeit, kreatives Denken, Logik… Gefühle haben, Gefühle zeigen, Gefühle leben, Bindungen eingehen, sein Herz öffnen, sich freuen, lachen, weinen und lieben steht unter absoluter Dominanz des Yin-Pols.
Ruhe / Erholung / Entspannung / Kontemplation / Meditation
dynamisches Yoga (Bikram…) ruhiges Yoga (Hata…)
dynamische Meditation (z.B. Osho/Bhagwan) „ruhige“ Meditation (Vipassana…)
leistungsbetonter Sport (Cortisolausschüttung) – Wettkampftyp – Kampfsport entspannter Sport / Bewegung – Ausdauersport
„Sein statt Tun!“
Mantra: WAM = wait a moment –
die Zeit ist gekommen, inne zu halten, zu atmen und mir ein Lächeln zu schenken.
Genug “erschaffen” , “Einfach Sein”.
Die Natur und unsere Kinder/Enkel sind unsere Lehrer.
Anregung des Speichelflusses kann z.B eine Panikattacke beenden. Mit Einsetzen einer vermehrten Salivation (z.B. mit Zitronensaft, sauren Bonbons, Kaugummi,…) wird der X. Hirnnerv, der N. Vagus angeregt. Der Vagus ist der „Herrscher“ des parasympathischen Teils des vegetativen Nervensystems. Dadurch wird der sympathische Teil davon gehemmt und damit die Panikattacke, die diesem Teil zugehörig ist, leichter.
Ernährung
kaltes Essen, erfrischend warmes Essen (auch bereits morgens: warmes Wasser + Früchte in Butter erwärmen mit scharfen Gewürzen wie Chili, Curry,…)
Bitterstoffe und Saures Salziges, Scharfes
„Sympathikomimetika“ wie Kaffee, Tee
Pflanzen
Ephedra (Meerträubel) Crataegus – Weissdorn (Pflanze mit der stärksten Betablockade!)
Digitalis – Fingerhut
Ashawangdha – Schlafbeere

Vagus-Meditation

Um den Vagusnerv zu aktivieren, atmen Sie zunächst sanft ein. Zählen Sie dabei bis vier. Lassen Sie die Atemluft ausströmen — gerne für sechs bis acht Sekunden.
Wiederholen Sie das achtsame Atmen einige Male. Mit der nächsten verlängerten Ausatmung summen Sie gut hörbar den Buchstaben „M“.
Achten Sie dabei auf die Empfindungen in der Nase: Der vibrierende Luftstrom aktiviert Vagusbahnen um Kopf und Hals — das kann helfen, verspannte Gesichtsmuskeln zu lockern.
Wiederholen Sie das summende Ausatmen nun mit dem Laut „A“. Sie können eine Hand aufs Herz legen, um die Vibration wahrzunehmen.
Vielleicht bemerken Sie bei der nächsten Einatmung, dass sich Ihr Brustraum leichter weiten lässt. Diesmal summen Sie beim Ausatmen ein langes tieftönendes „U“.
Spüren Sie nach, wie sich mit den Schwingungen Entspannung im Bauchraum ausbreitet.

Yin-Yang-Atmung (Sonne-Mond-Atmung) zum Energieausgleich

Mit Nadi (Sanskrit, नाडि, nāḍi = Kanal, Röhre) werden im Yoga und im Tantra feinstoffliche Energieleitbahnen bezeichnet, die den Körper durchziehen und mit Prana (Lebensenergie) versorgen sollen (ähnlich dem Prinzip der Meridiane in der TCM, Traditionellen Chinesischen Medizin).
Unser Körper besitzt drei Hauptenergiekanäle (Nadis), in denen durch den Atem Prana, also Lebensenergie fliesst, was den Körper gesund erhält und ihn vitalisiert.
Diese drei Hauptnadis sind Ida, Pingala und Sushumna.

IDA
fängt im linken Nasenloch an und verläuft hinunter zum Steissbein. Es hat eine negative Ladung (feminin, „mondig“, passiv, rezeptiv, kühlend). Es stärkt Yin und damit den Parasympathikus.

PINGALA
beginnt im rechten Nasenloch und endet auch am Steissbein. Es hat eine positive Ladung (maskulin, „sonnig“, aktiv, wärmend). Es stärkt Yang und damit den Sympathikus.

SUSHUMNA
verläuft zwischen Ida und Pingala und entspricht dem Rückenmark. Es beginnt am Steissbein und geht bis zum Dritten Auge. Sushumna wird aktiv, wenn Ida und Pingala offen und in Balance sind.

Normalerweise atmen wir im Wechsel eine Stunde durch Ida (durch das linke Nasenloch), eine Stunde durch Pingala (durch das rechte Naselnloch). Die gleichzeitige Aktivierung beider Nadis ist estrebenswert, damit auch rechte und linke Hirnhemisphäre ausgeglichen sind und Prana durch Sushumna fliessen kann.

Technik: Sitze aufrecht, mit dem rechtem Daumen verschliesse das rechte Nasenloch und atme durch das linke Nasenloch ein.
Verschliesse beide Nasenlöcher mit Daumen und Ringfinger und mache eine Atempause.
Atme durch das rechte Nasenloch aus und atme wieder durch das rechte Nasenloch ein, Verschliesse beide Nasenlöcher, mache den Atemstopp usw..

Visualisation: Atme durch das linke Nasenloch ein und folge Ida bis zum Steissbein. Atme durch das rechte Nasenloch ein und folge Pingala bis Steissbein. Bei jedem Atemstopp spann den Beckenboden an und stelle dir vor, wie die Energie durch Sushumna vom Steissbein ins Dritte Auge hinaufgezogen wird…

Den Parasympathikus für einen guten Schlaf „einschalten“

Eine schöne Art, den PS vor dem Schlaf in Gang zu setzen, ist es, mit möglichst warmen Füssen (ev. per Fussbad) ins Bett zu kommen. Durch die darauf erfolgende Abkühlung der Füsse (und Hände) kann man den Übergang in die Ruhe des Schlafes (und damit die Dominanz des PS in der Nacht) besser erreichen.

>>> Lesen Sie darüber mehr auf dieser Website: schlaf/

Betablockade

Beim Weissdorn (Crataegus) haben wir oben gesehen, dass der Betateil des Sympathikus gehemmt wird. Hier warne ich eindringlich vor der Medikamentengruppe der Betablocker als „Managerdroge“ (ausser gegen die Hypertonie): Sie bringen unser ganzes vegetatives System völlig aus dem Gleichgewicht, was in Nebenwirkungen wie Erektionsstörungen, Muskelschwäche und Müdigkeit enden!

Weiterlesen >>> Dauertress

Veröffentlicht am 11. Juni 2017 von Dr. med. Thomas Walser
Letzte Aktualisierung:
14. September 2024