Erkältet und es geht wochenlang nicht weg
Es gibt eine neue Erkenntnis, dass manche Menschen nach einer Erkältung, Grippe oder Lungenentzündung noch lange Zeit Symptome haben können. Diese Symptome können mehr als vier Wochen nach Beginn der Krankheit anhalten. Forschende nennen dies “Long Colds”. Es ist wichtig zu beachten, dass es sich hierbei nicht um Corona handelt, sondern um akute Atemwegsinfektionen mit Langzeitsymptomen.
Post-Covid ähnlich häufig wie ME/CFS nach anderen Infektionen
Seit Beginn der Covid-19-Pandemie liegt das Augenmerk von Forschenden stark auf Long-/Post-Covid, einem Krankheitsbild, das der Myalgischen Enzephalomyelitis bzw. dem Chronischen Fatigue-Syndrom (ME/CFS) ähnelt – oder womöglich damit identisch ist. Neue Daten zeigen, dass die Häufigkeit von Long-/Post-COVID mit postinfektiösen Beschwerden durch andere Viren vergleichbar ist.
Zu den häufigsten Symptomen gehören Husten, Magenschmerzen und Durchfall mehr als vier Wochen nach der ersten Infektion. Der Schweregrad einer Erkrankung scheint ein Schlüsselfaktor für das Risiko von Langzeitsymptomen zu sein.
Die von der Queen Mary University of London geleitete Studie wurde in der Zeitschrift Lancet veröffentlicht.
Die Experten untersuchten die Daten von 10.203 Personen, die an der Covidence UK-Studie über Coronaviren in der Bevölkerung teilgenommen hatten. Zum Zeitpunkt dieser Analyse hatten 1.343 Personen eine Covid-Infektion durchgemacht und 472 hatten eine Atemwegsinfektion, die negativ auf Covid getestet wurde.
Die Ergebnisse zeigten, dass 22 % der Personen mit Covid-19 nach der Infektion unter anhaltenden Symptomen litten, ebenso wie 22 % derjenigen, die eine Infektion hatten, die nicht Covid war.
Man kann also sagen, dass ein ähnliches Risiko für anhaltende Symptome besteht, unabhängig davon, ob es sich um eine Covid- oder eine Nicht-Covid-Infektion handelt.
Auch die Behandlung bei Long Colds und Long Covid ist dieselbe
Weiterlesen: https://www.dr-walser.ch/longcovid-und-postcovid//#therapie
Post-Lyme-Syndrom, eine „Long-Borreliose“
Ähnliches wie bei Long-Colds oder Long-Covid sieht man bei der Zeckenkrankheit Borreliose: Bakterienreste bleiben im Körper und können langanhaltende Symptome auslösen.
Forscher berichten in Science, dass krankmachende Moleküle selbst nach der Abtötung von Borrelien im Körper verbleiben und möglicherweise langanhaltende Beschwerden verursachen.
Hintergrund: Eine Infektion mit Borrelia burgdorferi, dem Erreger der Lyme-Borreliose, kann trotz erfolgreicher Behandlung anhaltende Symptome hinterlassen. Viele Betroffene klagen über Gelenkschmerzen, Müdigkeit, Konzentrationsprobleme oder neurologische Störungen – ein Krankheitsbild, das als „Post-Lyme-Syndrom“ oder „postinfektiöse Lyme-Borreliose“ bekannt ist.
Frühere Studien zeigten, dass Patienten selbst nach einer erfolgreichen Antibiotikatherapie oft noch Zellwandreste von Borrelia burgdorferi in entzündeten Gelenken aufweisen. Die zugrunde liegenden Mechanismen blieben jedoch unklar.
Um dies zu untersuchen, entwickelten Forscher ein Modell, das die Verteilung von Borrelia-Peptidoglykan im Körper von Mäusen in Echtzeit sichtbar macht. Die Ergebnisse zeigen: Das Peptidoglykan von B. burgdorferi unterscheidet sich chemisch deutlich von anderen bakteriellen Zellwänden und reichert sich vor allem in der Leber an. Dort nehmen Kupffer-Zellen und Hepatozyten die Moleküle auf, die über Wochen im Gewebe verbleiben. Dieser Prozess verursacht nur geringe Gewebeschäden, verändert jedoch das Proteom in Gewebe und Blut. Die dabei entstehenden Proteinmuster ähneln denen, die bei Menschen mit chronischen Beschwerden nach einer Infektion beobachtet werden. Transkriptom-Analysen zeigen zudem, dass das Borrelia-Peptidoglykan den Energiestoffwechsel in peripheren mononukleären Blutzellen beeinflusst.
Quellen:
Lancet, Nov. 2023, Giulia Vivaldi et al.: Long-term symptom profiles after COVID-19 vs other acute respiratory infections: an analysis of data from the COVIDENCE UK study
The Guardian, 06.10.2023, Andrew Gregory: People may suffer ‘long colds’ more than four weeks after infection, study shows
Foto von Volodymyr Hryshchenko auf Unsplash
Letzte Aktualisierung von Dr. med. Thomas Walser:
04. Mai 2025