GI: Glykämischer Index
Der Glykämische Index ist ein Mass, das die blutzuckersteigernde Wirkung nach Zuckerkonsum beschreibt. Daher wird allgemeine der Verzehr sogenannter “langsamer” Zucker empfohlen.
Zuerst mal:
Wer nur auf die Index-Werte achtet, wird vergeblich darauf warten, dass die Pfunde schmelzen. Alles Fett und Fleisch hat einen tiefen Wert und dürfte also bedenkenlos gegessen werden. Hingegen müsste man auf Kürbis und Rüebli verzichten. Denn diese haben einen hohen glykämischen Index zwischen 75 und 85. Doch es gibt trotzdem keinen Grund, auf diese gesunden Gemüsesorten zu verzichten. Denn diese beiden Gemüse enthalten so wenig Kohlenhydrate, dass man kiloweise davon essen müsste, damit sie den Blutzucker tatsächlich markant beeinflussen würden.
Verschiedene Untersuchungen zeigen zudem, dass der glykämische Index nicht nur bei ganzen Mahlzeiten, sondern bereits beim einzelnen Nahrungsmittel stark schwanken kann. So haben amerikanische Forscher für Spaghetti unterschiedliche Werte zwischen 38 und 61 ermittelt – je nach Kochzeit. Es ist also unklar, ob Spaghetti den Blutzucker eher langsam oder doch ziemlich schnell ansteigen lassen.
…und dann das:
In einer nach strengen Kriterien durchgeführten Studie mit freiwilligen adipösen Menschen wurden vier verschiedene Diäten getestet: eine mit hohem Kohlenhydratanteil (60% der Kalorien) und eine mit 40% Kohlehydraten, jeweils mit hohem oder niedrigem Glykämischen Index. Resultate: Entgegen den allgemeinen Aussagen führten die Diäten mit niedrigem GI zu einer erhöhten Insulinresistenz und verbesserten die Blutfettwerte nicht! Eines ist jedoch sicher: Die besten Resultate wurden, unabhängig vom GI, bei einer Diät mit 40% Kohlehydraten erzielt! (Sacks FS, et al. JAMA.2014;312:2531)
Die Zusammensetzung und industrielle Bearbeitung unserer Mahlzeiten macht’s aus!
Es ist festzuhalten, dass der glykämische Index der Lebensmittel durch ihre industrielle Bearbeitung steigt (Mais 70, Cornflakes 85).
Man kann davon ausgehen, dass bei einem glykämischen Index ab 60 der starke Anstieg des Blutzuckers einen Hyperinsulinismus begünstigt. Aus Gründen der Einfachheit sprechen wir in diesem Fall von »schlechten Kohlenhydraten«. Hingegen werden die Kohlenhydrate, deren glykämischer Index höchstens 50 beträgt, »gute Kohlenhydrate« genannt.
Wie man sieht, ist der glykämische Index von Getreide niedriger, wenn die Ballaststoffe erhalten bleiben. Daher ist es ratsam, Vollkorn, geschrotetes Korn und eventuell noch Vollkornbrot zu essen (in denen zusätzlich die Vitamine und Spurenelemente erhalten bleiben), als allgemein gesagt: “Backwaren”!
Die Index-Werte von einzelnen Nahrungsmitteln taugen aber meist wenig für den Alltag. Denn sie stimmen nicht mehr, sobald man die bewerteten Nahrungsmittel nicht einzeln, sondern im Rahmen einer Mahlzeit isst. Man kann dies also nur für isoliertes Essen eines Nahrungsmittel allein verwenden.
- Wie vermeidet man dann einen schnellen Anstieg des Blutzuckers:
Reichern Sie Mahlzeiten auch mit Rohkost, Salat und geschrotetem Vollkorn an. Gekochtes, Püriertes, Gepresstes und Gebackenes lässt den Blutzucker schneller ansteigen. Also Pasta und Kartoffeln al dente gekocht und möglichst kalt gegessen. Denn abgekühlte Kohlenhydrate erreichen die Blutbahn langsamer.
Ziehen Sie deshalb auch ganze Kartoffeln dem Kartoffelstock vor. Essen Sie lieber einen Apfel statt Apfelsaft zu trinken. - Seien Sie sparsam mit Fett. Es bremst zwar den Blutzuckeranstieg, doch es hat viele Kalorien.
- Essen Sie eiweissreich (fettarme Milch, Quark, Joghurt, Käse oder mageres Fleisch, Fisch) – dies sättigt gut und baut Muskeln auf: Lesen Sie auch hier.
- Bewegen Sie sich viel! Dies verstärkt die Wirkung des körpereigenes Insulins und senkt den Blutzucker.
Tabelle der glykämischen Indizes | |||
KOHLENHYDRATE MIT HOHEM GLYKÄMISCHEN INDEX (“SCHLECHTE KOHLENHYDRATE”) | KOHLENHYDRATE MIT NIEDRIGE GLYKÄMISCHEN INDEX (“GUTE KOHLENHYDRATE”) |
||
Malzzucker (Maltose) Traubenzucker (Glukose) gezuckerte Getränke (Limo, Cola) Kartoffelchips sehr weisses Brot Gipfeli, Brioches etc. Honig, Ahornsirup Kartoffelpüree (Fertigprodukt) Gekochte Karotten Schnellkochreis Cornflakes, Popcorn Zucker (Saccharose) Sorbets Halbweissbrot Müsli mit Zucker Schokoriegel Gekochte Kartoffeln Zwieback, Biskuit Mais Polierter Reis Pizza Graubrot Rote Beete Alkohol (v.a. Spirituosen) Bananen, Melonen Dörrobst Konfitüre Teigwaren |
110
100 95 90 60 |
Misch- oder Kleiebrot Vollreis Grüne Erbsen Vollkornmüsli ohne Zucker Haferflocken Frischer Fruchtsaft (ohne Zucker) Weizenvollkornbrot Vollkornteigwaren Schrotbrot Milchprodukte (ohne Zucker) Karotten rohe Hülsenfrüchte: – Erbsen – Bohnen – Linsen – Kichererbsen Frisches Obst Marmelade (ohne Zucker) Schokolade mit hohem Kakaoanteil (mind.60-70%) Fructose (Fruchtzucker) Soja Frisches Gemüse, Salate Tomaten, Zitronen |
50 50 50 50 5040 40 40 35 35 3535 30 30 30 30 25 25 |
GL: Glykämische Last
Kritisiert wird am GI, dass er wenig praktikabel sei: z. B. haben Weissbrot und Wassermelonen beide einen ähnlichen GI – führen also zum gleichen Blutglukoseanstieg. Da jedoch jeweils die Menge verglichen wird, die 50 g KH enthält, vergleicht man hier etwa 100 g Brot mit 1000 g Wassermelonen Mit solchen Angaben können Arzt und Patient allerdings wenig anfangen. Daher wurde die Glykämische Last (GL) eingeführt, die auch die aufgenommene Kohlenhydratmenge, sprich die Portionengrösse berücksichtigt.
GL = GI des Lebensmittels X Kohlenhydratmenge des Lebensmittels pro Portion /100 |
Bei den meisten Ernährungsempfehlungen wird heute nicht mehr auf den GI, sondern auf die GL von Lebensmitteln Bezug genommen:
- eine niedrige GL reicht bis 10,
- bei Werten über 20 ist die GL hoch.
Die Empfehlung etwa in der LOGI-Diät lautet, die GL aller über den gesamten Tag verzehrten Lebensmittel nicht über 80 steigen zu lassen.
GI und GL einiger wichtiger Lebensmittel
Lebensmittel | Glykämischer Index (GI) | Glykämische Last (GL) pro 100 g |
Weizenbrötchen |
73 |
39 (etwa 18 pro Brötchen) |
Roggenvollkornbrot |
58 |
27 (etwa 14 pro Scheibe) |
Brezel |
83 |
55 (etwa 28 pro Brezel) |
Basmatireis |
58 |
16 |
Cornflakes |
81 |
70 |
Haferflocken |
59 |
36 |
Bandnudeln (mit Ei) |
40 |
10 |
Spaghetti aus Hartweizengriess (Kochzeit 5 min.) |
38 |
10 |
Kartoffelbrei (instant) |
38 |
11 |
Kartoffelklösse |
52 |
16 |
Pommes frites |
75 |
15 |
Kartoffeln (geschält und gegart) |
47 |
4 |
Rote Bete |
64 |
6 |
Mais |
54 |
11 |
Ananas |
59 |
6 |
Apfel |
38 |
5 |
Banane |
52 |
10 |
Rosinen |
64 |
47 |
Bohnen (weiss, gegart) |
38 |
8 |
Linsen |
29 |
3 |
Eiscreme |
61 |
16 |
Joghurt (natur) |
36 |
2 |
Milch (vollfett) |
27 |
1 |
Milch (entrahmt) |
32 |
2 |
Quelle: Franca Mangiameli, Nicolai Worm, LOGI-Guide
Kurzum: Traditionelle Mittelmeerkost und die Vollwert-Ernährung sind typische Beispiele für eine Kost mit niedrigem GI bzw. niedriger GL – ohne dass diese Werte hier explizit dokumentiert werden. Und diese Formen der Ernährung werden auch bereits heute von fast allen Forschern als empfehlenswert gegen das Metabolische Syndrom eingestuft.
Veröffentlicht am 17. Juni 2017 von Dr. med. Thomas Walser
Letzte Aktualisierung:
14. Januar 2019